Gesundheitsprojekt Darmsanierung

Datum: Donnerstag, 30. Juni 2016 10:18

Wussten Sie schon, dass man seinen Darm sanieren kann? Ich war auch verstört, als mir meine bessere Hälfte ihr neuestes Familien-Gesundheitsprojekt vorstellte: „Kinder, Papa – wir machen eine Darmsanierung.“

Kinder fragen ja nicht, Kinder machen einfach nur mit. Frei nach dem Motto: Mama weiß schon, was gut ist. Ich wollte meinen Darm aber nicht sanieren, ich war eigentlich zufrieden mit seinem aktuellen Output. Jeden Morgen konnte ich mich darauf verlassen, dass ich nach dem ersten Bürokäffchen samt Tageszeitung das Räumchen ohne Sonnenlicht besuchen durfte. Gemütlich. Beim Begriff Sanierung hingegen hatte ich gleich Bilder von entkernten Gebäuden vor mir, deren Wände neu verputzt und gemalert werden mussten. Ich wollte nicht, dass bei mir da hinten entkernt, verputzt und gemalert wird. Meine bessere Hälfte sah mir den Mangel an Begeisterung natürlich sofort an. „Papa macht als starker Mann natürlich gleich vor, wie das funktioniert. Nicht wahr Papa?“ und legte mir einen Stapel Kapseln vor die Nase. Den Unterton einer Grundschullehrerin bei einer hypothetischen Frage an den immer untermotivierten Klassendepp können Sie sich bestimmt vorstellen. Die Kinder sahen ihren Helden aber erwartungsvoll an. Verdammt, wie macht sie das nur immer. Ich schaltete natürlich sofort auf das unerschrockene Vorbild-Superhelden-Programm um. Dunkel erinerte ich mich, das Proktologie irgendetwas mit dem Darm zu tun hat. Das verkündete ich meinen Kindern und sagte, dass nun „Proktus Maximus“ die handvoll Kapseln in einem Zug herunterschluckt. Meine bessere Hälfte verdrehte die Augen. Die Kinder staunten dafür wie bei einem Schwertschlucker und folgten dann ihrerseits bereitwillig bei der Einnahme der acht Kapseln, allerdings Stück für Stück. Ich bastelte mir mit einem Stück Pappe noch ein Schildchen für meinen Gürtel auf dem stand „8 auf einen Streich“. Besser als das märchenhafte tapfere Schneiderlein.

Meine bessere Hälfte meinte, ich soll nicht so einen Zirkus machen und mir lieber noch den Beipackzettel durchlesen. Da stand drauf, was man alles während der knapp vier Wochen andauernden Kapseleinnahme samt Sanierung nicht essen sollte. Ich überflog das und tönte noch einmal laut vor den Kids, dass Proktus Maximus die Schrecken der Darmsanierung nicht fürchtet und selbst Metall diesen Körper durchfließt wie Quark mit Leinöl.

Leider scheiterte der aber schon am übernächsten Tag an einem leckeren Mittagessen, bei dem ich zu meinem Schnitzel nicht auf meine geliebten Bohnen verzichten wollte. Nachmittags gings mit den Kindern ins Planetarium, die Vorstellung hieß „Mit Professor Photon durchs Weltall“. Es war mucksmäuschenstill, als gerade etwas zum Urknall erklärt wurde. In diesem Moment löste sich bei Proktus Maximus tatsächlich ein Urknall im Darm. Mit einem lauten PRAAAT verdampfte die erste Portion Bohnen. Sie kennen ja den Spruch „Jedes Böhnchen macht ein Tönchen“. Die Darmsanierung verlieh dem Blähgemüse eine ungeahnte Schubkraft und Lautstärke. Im Planetarium sahen sich die anwesenden Familien irritiert um. Offensichtlich wusste keiner so richtig, ob das jetzt zum Programm gehörte oder nicht, zu sehr war die Kuppel vom Donnergrollen erfüllt worden. Meine Kids, die ja neben mir saßen, hatten es natürlich mitbekommen und sahen mich wirklich beeindruckt an. Ich gab meiner besseren Hälfte dann aber zu verstehen, dass ich lieber draußen im Park warte, wo ich mit meinem Bohnenterror dann noch eine halbe Stunde bis zum Ende der Vorstellung alle Vögel im Umkreis verscheuchte. Hätte ich dem Beipackzettel doch nur etwas Beachtung geschenkt. Meiner besseren Hälfte war das natürlich oberpeinlich, aber meine Kids sahen das ganz anders. Sie feierten mich als „Furzus Maximus – der mit dem Urknall im Darm“. Es ist schon beachtlich, auf welchen Wegen eine Darmsanierung einen Vater, der wirklich alles gibt, zum Helden seiner Kinder macht.

Euer lausitzDADDY