Diagnose: Schlumpf

Datum: Dienstag, 29. November 2016 10:00

Hatten Sie schon mal Schlumpf? Das hört sich lustig an, ist aber wieder einmal so ein Scherz, der nach hinten losging. Zumindest für mich. Alles begann mit der Krankheitssaison im November. Dauergrau und täglich Regen sorgten für reichlich Durchhänger bei der Immunabwehr der Kids. So war es auch an unserer Schule. Zuerst tauchte ein Zettel an der Eingangstür auf: In unserer Schule sind Röteln aufgetreten. Drei Tage später folgte ein zweiter Zettel: In unserer Schule sind Läuse aufgetreten. Nach weiteren zwei Tagen verschwand der Rötel-Zettel, dafür wurde nun unter den Läusen angekündigt: In unserer Schule ist Scharlach aufgetreten.

Als ich an diesem Tag meine Kleine in der Schule abgeliefert hatte, lief auf dem Rückweg im Radio, wohl als Scherz, der Song der Schlümpfe. „Lalalallallallalala“. Sie wissen schon, eine wahre Seuche fürs Ohr. Da kam dem Lausbuben und einstigen Organisator unzähliger Schulstreiche in mir eine Idee. Zurück im Büro bereitete ich einen weiteren Zettel für die Schultür vor und laminierte ihn ebenso sorgfältig, wie die Schulleiterin das auch mit den Zetteln für Röteln, Läuse und Scharlach getan hatte.

Am nächsten Morgen startete ich extra früh mit meiner Kleinen in die Schule, damit der Eingang nicht frequentiert ist und ich in Ruhe meinen Streich umsetzen konnte. Nach wenigen Sekunden prangte unter der Läuse- und der Scharlach-Verkündung nun ein drittes Schild: An unserer Schule sind Schlümpfe aufgetreten. Ich schmunzelte und feute mich schon auf die ungläubigen Gesichter.

Meine Tochter protestierte allerdings. „Papa, das ist gar nicht lustig. Das sind doch ernste Sachen. Was soll ich nur machen, wenn die Lehrer fragen, wer das war?“ Ich wischte die Bedenken meiner Kleinen weg und freute mich über die erste Mutti, die vor der Virenliste stand und kopfschüttelnd sagte: „Mensch, die Liste wird ja immer länger“. Schließlich machte ich noch ein Foto. Im Büro postete ich das bei Facebook mit dem Kommentar „Neue Epidemie an Schulen. Einfach mal blau machen!“ Das Ding ging ab, die Reichweite lag am Nachmittag über 10.000! Ich war stolz wie Bolle und fühlte mich wie einer der Strolche aus der berühmten Kinderserie.

Der Bumerang ereilte mich aber am nächsten Tag. Am frühen Nachmittag klingelte mein Handy, die Schule meldete sich. Ich müsse unbedingt meine Tochter abholen, sie hätte einen schweren Infekt. Ich ließ alles stehen und liegen und raste in die Schule. Im Klassenraum meiner Kleinen empfingen mich die Schulleiterin und ein richtiger Arzt. Ich schwitzte und konnte vor Sorge nicht von der Tapete bis zur Wand denken. Und da war meine Kleine, verheult und mit blauem Gesicht. Der Arzt sagte mit ernster Miene „Ihre Tochter hat Schlumpf!“. Ich murmelte „Was machen wir da nur“, als meine Kleine auch noch einen Heulkrampf bekam. Im Reflex fragte ich „Was machen wir denn gegen Schlumpf?“, als die ganze Klasse loslachte.

Wie sich herausstellte, hatte die Schulleiterin am Vortag tatsächlich nach dem Verursacher des Streichs gefragt. Meine Kleine hatte ihr alles gebeichtet und gesagt, wie peinlich ihr das sei. Daraufhin schmiedeten sie zusammen den Schlumpfplan. Der Arzt war echt und der Mann einer Lehrerin der Schule, die Haut meiner Kleinen wurde mit Blaukraut gefärbt. Man wirkte das echt. Die Schulleiterin postete ein Bild von der obskuren Situation im Klassenzimmer, Untertitel: „Mann glaubt an Schlümpfe“. Über welchen Verteiler auch immer, alle Eltern der Schule müssen das erhalten haben. Am nächsten Tag wurde ich von allen Seiten als „Papa Schlumpf“ begrüßt.

Meine Kleine erhielt hingegen in Deutsch zweimal die Note 1, einmal für Ehrlichkeit und einmal für ihre gute schauspielerische Leistung. Und ihre Klasse malte mir ein großes, schönes Bild fürs Büro mit – dreimal dürfen Sie raten – natürlich: Papa Schlumpf. Darunter groß: Lalalallallallalala. Verdammt, da wären mir Läuse oder Röteln lieber gewesen.

Euer lausitzDADDY