Spezial: Sorbische Osterbräuche

Datum: Donnerstag, 01. März 2018 10:33


Foto: Daniela Baumann, istock

Alles rund um sorbische Ostereier und -traditionen.

Am Ostersonntag werden Ostereier gesucht, das ist eines der zentralen Symbole des Osterfestes. Die Folklore besagt, dass das Verschenken der Eier zu Ostern – eine heidnische Tradition – von der Kirche unter Strafe gestellt wurde. Der Grund: Es sollten nur noch streng kirchliche Bräuche gefeiert werden. Um sich nicht erwischen zu lassen, haben die heidnischen Anhänger die Eier fortan nicht mehr persönlich verschenkt, sondern auf den Feldern von Familie und Freunden vergraben. Dementsprechend mussten die Ostereier also gesucht werden – was wir bis heute noch machen.
Speziell in der Lausitz sind die Osterbräuche noch vielfältiger und gehen über das Eiersuchen hinaus: So gibt es dank sorbischer Traditionen nirgends so schöne Ostereier, wie bei uns. Das traditionelle Verzieren mit Wachs und Farben in verschiedenen Techniken bereitet vor allem Kindern Spaß und Freude. Doch woher stammt der Brauch des sorbischen Ostereiermalens überhaupt? Welche anderen Besonderheiten hält das Osterfest in der Lausitz bereit und wo können Familien am Osterwochenende eine schöne Zeit verbringen? Unser Oster-Spezial geht den sorbischen Osterbräuchen auf den Grund.

Der Brauch um das Einfärben der Ostereier hat eine hunderte Jahre alte Tradition. Das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit, der Stärke, des Ursprungs des Lebens und der Wiederauferstehung wurde schon im alten China und Ägypten verziert. Erst im Mittelalter entwickelte sich auch hierzulande der Brauch des Eierbemalens und -verschenkens. Aus der Reformationszeit stammt wiederum die Tradition, dass Paten ihren Patenkindern zu Ostern gefärbte Eier schenken. Damals erhielt jedes Kind am Ostersonntag von seinen Paten drei Eier, dazu noch eine sogenannte Ostersemmel und einen Pfefferkuchen. Mit den geschenkten Eiern wurde anschließend „Waleien“ gespielt – dazu später mehr.

Jedes Ei ein Unikat
Die älteste Erwähnung sorbischer, bunter Ostereier geht ins Jahr 1717 zurück und die Kunst des Ostereierbemalens wird bis heute in vielen Familien gepflegt. Der Karfreitag ist traditionell dem Anfertigen der Ostereier vorbehalten. Für das Bemalen sorbischer Ostereier gibt es verschiedene Techniken, die allesamt etwas Geduld erfordern – doch wer den Dreh einmal raushat, kann wunderschöne Unikate entstehen lassen. Im Folgenden erklären wir Ihnen die verschiedenen Techniken des Ostereierverzierens und im Kasten unten erfahren Sie mehr über die Bedeutung der unterschiedlichen Muster und Symbole.

Techniken des Eierverzierens

Einfarbige Wachstechnik: Diese Technik ist gut für Anfänger geeignet, da alle Muster und Symbole in einem Gang aufgetragen werden können, ohne zwischendurch das Ei färben zu müssen. Erst nach dem Auftragen der Muster und Ornamente bekommt das Ei sein Farbbad. Zum Schluss wird das Wachs von den getrockneten Eiern wieder entfernt.

Mehrfarbige Wachstechnik: Die mehrfarbige Wachstechnik, auch Wachsreserve- oder Batiktechnik genannt, ist deutlich zeitaufwändiger. Hier werden verschiedene Farben in mehreren Schichten aufgetragen, was optisch sehr imposant ist, aber auch einige Stunden in Anspruch nimmt.

Bossiertechnik: Im Gegensatz zu den ein- oder mehrfarbigen Wachstechniken wird das Ei bei der Wachsbossiertechnik nicht eingefärbt – stattdessen werden Muster und Symbole direkt mit farbigem Wachs aufgetragen. Somit entfällt auch das Entfernen des Wachses zum Schluss. Die wohl schnellste und einfachste Technik.

Kratztechnik: Bei dieser Technik wird das Ei zunächst eingefärbt. Danach kratzt man Muster und Symbole in das Ei. Dies wirkt hervorragend bei einer dunklen Farbwahl – außerdem eignet sich diese Technik gut zum „Einritzen“ von Sprüchen.

Tipps zum sorbischen Ostereiermalen

  • Je nach Schwierigkeit der Technik können sich schon Kinder ab 6 Jahren probieren.
  • Auf weißen Eiern kommen Muster besser zur Geltung, als auf braunen Eiern.
  • Sollen Eier nicht gegessen werden, sondern als Dekoration dienen, sollten sie mindestens 30 Minuten gekocht werden – alternativ können sie ausgepustet werden, was allerdings einige Tage vorher geschehen sollte, damit die Eier noch austrocknen können.
  • Stoff- oder Batikfarben sind am besten für das Einfärben der Eier geeignet.
  • Gänsefedern sind sehr stabil, Taubenfedern hingegen verbrennen nicht so schnell. Hühner- und Entenfedern sind ebenso zum Auftragen des Wachses geeignet.
  • Zeichnen Sie zur Hilfe Muster und Symbole mit hauchdünnen Bleistiftlinien vor.
  • Wenn das Ei zum Schluss mit etwas Öl oder Speck eingerieben wird, hat es einen besonderen Glanz.

Ausführliche Anleitungen zum Verzieren von Ostereiern nach sorbischer Tradition finden Sie unter:

www.spreewald-info.de/ostern/sorbische-ostereier/


Waleien
Das Waleien war früher ein Fruchtbarkeitsritual und sollte den Wuchs auf den Feldern der Bauern fördern – heute dient es vor allem dem Spaß der Kinder. Hierbei wird eine Bahn (auch „Walka“ und „Walei“ genannt) mit einem gewissen Höhenunterschied angelegt, an deren Ende sich eine Grube befindet und auf welcher die Kinder ihre Ostereier dann hinunterrollen lassen. Trifft ein Mitspieler mit seinem rollenden Ei ein anderes Ei in der Grube, darf er es behalten. Am Ende bekommen die Kinder mit den meisten Eiern als Belohnung Süßigkeiten oder andere kleine Preise.

Osterfeuer
Einer der in der Niederlausitz am weitesten verbreiteten Bräuche ist das Osterfeuer, das in der Nacht zum Ostersonntag in fast allen Gemeinden der Region entzündet wird. Dieser Brauch geht auf den Glauben an die reinigende Kraft des Feuers zurück. In den Tagen davor sammelt die Jugend des Ortes das Holz, zu dem oft alle Höfe der Gemeinde etwas beisteuern. Damit das gesammelte Holz nicht schon vor der Nacht zum Ostersonntag in Flammen aufgeht, müssen die Jugendlichen Wache schieben – so sind schon einige Rivalitäten zwischen den Dorfjugenden der Region entstanden. Spätestens in der Nacht zum Ostersonntag wird dann aber teils ausgelassen, teils gemütlich im Schein des gigantischen Feuers gefeiert. Nach Abbrennen des Feuers darf die Jugend dann Schabernack im Dorf treiben und hängt beispielsweise Bürgern, die beim Zampern knauserig waren, die Hoftore aus.

Osterwasser
Weniger bekannt ist der mittlerweile nicht mehr ausgeübte Brauch des Osterwasserholens. Hierbei sollte ein Mädchen der Gemeinde in der Nacht einen Krug Wasser aus einem nach östlicher Richtung fließenden Gewässer holen. Das sogenannte Osterwasser besaß heilende Kräfte und sollte die Familie und ihr Vieh vor Krankheiten schützen. Die Herausforderung des Osterwasserholens: Auf dem gesamten Hin- und Rückweg musste das Mädchen schweigen – sonst hatte sie nur Plapperwasser und das Osterwasser verlor seine Wirkung. Ein Anlass natürlich für die männlichen Jugendlichen des Dorfes, das Mädchen auf ihrem Weg zu erschrecken.

Osterreiten
Die Tradition um das Osterreiten ist vor allem bei den katholischen Sorben und in der Oberlausitz verbreitet und wird heutzutage noch in Zerkwitz bei Lübbenau gepflegt. Beim Osterreiten wird die frohe Botschaft der Wiederauferstehung Christi verkündet. Dafür ziehen rund 30 Reiterinnen und Reiter um die umliegenden Dörfer mit Zwischenstopps für die Lesung des Evangeliums und das Anstimmen von Kirchenliedern. Während des sogenannten Prozessionsreitens selbst sind die Reiter hingegen still. Wer die Tradition des Osterreitens selbst erhalten möchte: Jeder ab 14 Jahren kann sich bei Interesse bei der Kirchengemeinde melden, nach der Konfession wird nicht gefragt.