Schmerzverhalten bei Kindern

Datum: Donnerstag, 27. Juni 2013 09:38

Aua – wenn Wehwehchen chronisch werden,
ist die Ursache meist psychischer Natur.

Doris Klinke-Schulze, Diplom-Psychologin und Gestalttherapeutin Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus

Kopf- und Bauchschmerzen gehören zu den häufigsten chronischen Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen. Wenn der Schmerz immer mehr Raum im Alltag und Familienleben einnimmt, wenn Verpflichtungen und Hobbys nicht mehr wahrgenommen werden können oder wenn das Kind wegen seiner Schmerzen einmal in der Woche in der Schule fehlt, sollten Eltern sich Gedanken über eine zusätzliche psychologische Behandlung machen.

Funktionelle, chronische Bauchschmerzen sind definiert als Schmerzen, die:

  • länger als zwei Monate bestehen
  • häufiger als einmal pro Woche auftreten
  • und nicht durch strukturelle oder biochemische Erkrankungen erklärt werden können.


Betroffene Kinder klagen häufig über Schmerzen, wirken oft trauriger, ziehen sich zurück, haben keine Lust mehr, etwas zu unternehmen, oder meiden Freunde. Oft haben die Kinder schon bei einer ganzen Reihe von Ärzten – Hausärzte, Kinderärzte, Neurologen – Hilfe gesucht, bevor sie in einer Spezialklinik ankommen.  Am Anfang einer psychologischen Behandlung steht eine gründliche Diagnostik. Auch muss die Frage geklärt werden, ob es noch andere Probleme gibt wie z.B. eine Schulphobie. Genauso wichtig ist es zu ermitteln, welchen Stellenwert der Schmerz in der Familie einnimmt. In Rollenspielen mit Kind und Eltern lässt sich herausfinden, wie das Kind seine Schmerzen mitteilt und wie das Leben wäre, wenn es keine Beschwerden gäbe. Eltern können das Schmerzverhalten ihres Kindes durch ihr eigenes Handeln verstärken, indem sie große Besorgnis zeigen oder dem Schmerz viel Aufmerksamkeit schenken. Dies wäre der Fall, wenn Mutter oder Vater nicht mehr arbeiten gingen oder ständig das Lieblingsessen kochten. Wer diese Konzentration um den Schmerz in der Familie erkennt und ändert, trägt zur positiven Entwicklung bei. Ein weiterer Bestandteil kann Schmerzbewältigungstraining sein. Dabei lernen die Kinder ihre Aufmerksamkeit gezielt auf positive Dinge zu lenken: Musik hören oder trotz Schmerzen bewusst einen Freund treffen. Darüber hinaus geht es darum, die Schmerzen anders zu bewerten, sie nicht zu „katastrophisieren“: Stress, negative Gefühle und Gedanken wie „Das wird immer so sein“ können Schmerzen verstärken. Demgegenüber rufen Techniken wie bewusstes Entspannen oder Fantasiereisen an Orte, die Geborgenheit vermitteln, positive Gefühle hervor.