Was tut der Kinderseele gut? Was nicht?

Datum: Donnerstag, 29. März 2018 15:11

 

Nicht jede Schwierigkeit ist gleich ein Problem, nicht jede Stimmungsschwankung Ausdruck gestörter seelischer Gesundheit. Maßgebend für psychisches Wohlbefinden ist eine sichere Bindung zur Mutter und/oder zu wichtigen Bezugspersonen. Die Resilienzforschung belegt, dass insbesondere positive frühe Bindungserfahrungen dafür sorgen, spätere Belastungen und Herausforderungen besser bewältigen zu können. Eine sichere Bindung führt zu einer positiveren Selbstwahrnehmung und stellt eine innere Ressource dar, die es dem Kind in der Zukunft erlaubt, konstruktive Lösungswege für Konflikt- und Problemthemen zu finden. Sie schafft emotionale Stabilität und ermöglicht Empathie. Positive, verlässliche Beziehungserfahrungen in der Familie bedingen auch eine höhere soziale Kompetenz im Umgang mit Gleichaltrigen. Bindungssicherheit verstärkt die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Absichten, Gefühle und Wünsche können bei Anderen und sich selbst besser erkannt und zugeordnet werden. Insofern hat seelische Stabilität viel mit sicheren Beziehungsmustern in der frühen Kindheit zu tun. Anders beeinflusst wird die psychische Gesundheit durch die Vulnerabilität sowie durch Risiko- und Schutzfaktoren im Lebensumfeld der Kinder. Vulnerabilität (Verwundbarkeit, Verletzbarkeit), meint die individuelle Bereitschaft oder Veranlagung, unter Belastungsfaktoren mit psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten zu reagieren. Eine erhöhte Vulnerabilität liegt immer dann vor, wenn ein Kind oder Jugendlicher nicht mit altersangemessenen Erfahrungen und Belastungen zurechtkommt. Hierbei spielen sowohl konstitutionelle, d. h. Veranlagungsfaktoren eine Rolle, aber auch psychosoziale Belastungen, die das Auftreten psychischer Störungen begünstigen. Resilienz (Widerstandskraft) hingegen liegt dann vor, wenn es den Betroffenen gelingt, auch unter ungünstigen Lebensverhältnissen und trotz vorhandener Risikofaktoren psychisch zu bestehen, ihre Ressourcen erfolgreich zu nutzen und die in ihrer Entwicklung gefährdenden Belastungen angemessen und erfolgreich zu bewältigen.

Was wird unter Risikofaktoren verstanden?

Die Art des Risikos kann ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder haben angeborene Belastungen und Risiken, die das Auftreten von schwierigen Verhaltensmustern und Temperamentseigenschaften begünstigen können. Aber auch chronische körperliche Erkrankungen erhöhen das Risiko für das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten, insbesondere, wenn vermehrter Stress in der Familie dazu kommt. Risiken bei Frühgeborenen können motorische und kognitive Entwicklungsrückstände (Funktionen des Menschen, die mit Bewegung, Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken in Zusammenhang stehen) bedingen. Hier können spezielle Förderprogramme hilfreich sein. Einen großen Stellenwert nehmen psychosoziale Risiken ein. Hierzu gehören: psychische Erkrankungen eines Elternteils, innerfamiliäre Konflikte und Disharmonie, beengte Wohnverhältnisse und Neigung zu straffälligem Verhalten in der Familie. Dem Vorbild Erwachsener und Gleichaltriger kommt eine große Bedeutung zu (z.B. Gebrauch legaler bzw. illegaler Drogen). Alltags- und Finanzprobleme, geringe Solidarität unter den Familienmitgliedern und eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung stellen entscheidende Risikofaktoren für die Entwicklung einer seelischen Störung dar. Wenn mehrere Risiken kombiniert auftreten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten reagieren.
Nicht alle Risikofaktoren lassen sich vermeiden! Wichtig ist, sie zu kennen, aufmerksamer hinzusehen und weitere Probleme möglichst vorausschauend zu vermeiden. Dazu gehört es, vorhandene Ressourcen und Schutzfaktoren zu stärken. Credo: Reichlich Fürsorge und Liebe sowie aufgeschlossene und zugewandte Bezugspersonen machen die Kinder stark!


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