Bildung daheim – das Corona-Experiment

Datum: Donnerstag, 30. April 2020 15:10


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Ein Spezial rund ums Homeschooling mit Tipps für verzweifelte Eltern.

Mitte März wurden bundesweit Kitas und Schulen geschlossen. Rund 10,7 Millionen SchülerInnen und 3,7 Millionen Kita-Kinder werden seitdem daheim betreut. Laut einer Schätzung der UNESCO betraf die Schließung von Schulen weltweit rund 1,5 Milliarden Schüler. Der Corona-Bildungsjahrgang 2020 wird also zu einem internationalen Phänomen – und künftig sicher für völlig neue Konzepte und Herangehensweisen für einen Unterricht daheim sorgen. Gleiches könnte die frühkindliche Bildung betreffen, schließlich besucht bereits jedes dritte Kind im Alter zwischen ein und drei Jahren in Deutschland eine Kita, bei den drei- bis sechsjährigen sind es am Ende sogar rund 90 %. Gerade in den neuen Bundesländern ist diese Quote aufgrund der häufigen Berufstätigkeit beider Eltern und der traditionellen Kitabetreuung besonders hoch. Brandenburg ist bei Kindern bis drei mit einer Betreuungsquote von 56,9 % bundesweit Spitze, gleiches gilt bei den drei- bis sechsjährigen mit rund 95 %.
Auf die Schließung der Kitas und Schulen war trotz bestehender Pandemiepläne für sämtliche Bundesländer und Deutschland insgesamt niemand vorbereitet. Trotzdem wurde schnell festgelegt, keine Lücke im Bildungsweg der Kinder zuzulassen. So besteht weiterhin die Schulpflicht, welche nun aber zu Hause in den Familien erfolgen soll – ebenso wie die pädagogische Betreuung der Kleinkinder. Im Durchschnitt verbringen ältere Schüler ansonsten rund 35 Wochenstunden in der Schule, in unteren Klassenstufen sind es rund 30 Wochenstunden. Diese Zeit zuzüglich der Hausaufgaben und Lernzeit verschiebt sich nun in den Familienhaushalt – mit sehr unterschiedlicher Anbindung an Lehrende und Schulen.
Leider gibt es für die Betreuung daheim, für die der Begriff Homeschooling seit Wochen die Runde macht, keine Blaupausen und zentralen Konzepte. Hierin liegt eine sowohl gute als auch schlechte Erkenntnis dieses Spezials, die wir gleich voranstellen: Gute oder schlechte Konzepte für die Bildung daheim sind weniger am föderalen Flickenteppich in unserem Bildungssystem und somit nicht an den Bundesländern auszumachen, sie sind tatsächlich Sache der einzelnen Institutionen, ganz egal ob Schule oder Kita. Insofern können Eltern auch tatsächlich Einfluss nehmen, wenn sie begründet unzufrieden sind. Dazu soll bereits zum Beginn dieses Beitrags auf das hochinteressante Interview mit Prof. Felicitas Macgilchrist als Abschluss dieses Spezials verwiesen sein. Wir bemühen uns, nun Schritt für Schritt zu umreißen, welche Rahmenbedingungen für eine gute Bildung daheim wichtig sind und wo Eltern dabei Orientierung und Hilfe finden können. Eine zentrale Rolle spielen dabei derzeit Gedanken über eine zunehmende Digitalisierung der Bildung – aber auch hier mussten wir zu unserer eigenen Überraschung erkennen, dass Digitalisierung allein nicht der Schlüssel für gute Konzepte sein kann.


Eltern haben kaum Hilfe bei der Betreuung – das ergab eine Umfrage der Universität Mannheim unter 500 Haushalten. Zwar handelt es sich nur um eine Stichprobe, der Trend ist jedoch eindeutig.