Nachhilfe: Jetzt erst recht?

Datum: Dienstag, 26. Januar 2021 15:53

Nachhilfe in Corona-Zeiten

Professionelle Nachhilfeinstitute wie Studienkreis und Schülerhilfe bieten auch im Lockdown Hilfe an. Fast alle haben digitale Online-Angebote. Wo es die Verordnungen der Länder zulassen, können auch persönliche 1 zu 1 Nachhilfen möglich sein. Hier am besten direkt im Institut nachfragen. Ein sehr schönes Projekt mit Sitz in Bonn, bietet ebenfalls eine Online-Nachhilfe an. Mit der ersten bundesweiten Schulschließung in März gründeten Studierende die Initiative „Corona School“, die Schülern kostenlose Nachhilfe anbietet. Der Gedanke dabei: Viele Studierende haben in der Pandemie mehr Zeit, viele Schüler brauchen zusätzliche Unterstützung, aber längst nicht alle bekommen sie: „Wir finden, dass alle Schüler*innen in Deutschland dieselben Chancen haben sollen, ihre Bildungsziele zu erreichen und Bildungserfolg zu genießen. Die Realität sieht bisher leider anders aus“, heißt es von den Organisatoren.

Daher haben sie unter www.corona-school.de eine Online-Plattform erstellt, auf der Studierende Schülern 1:1 online-Video-Coachings anbieten. Diese sind kostenlos, um ganz bewusst allen Kindern – unabhängig vom familiären Hintergrund – helfen zu können. Die Studierenden unterstützen wahlweise bei der Erledigung von Schul- und Hausaufgaben, klären Verständnisnachfragen oder geben klassisch Nachhilfe. Über einen eigens entwickelten Algorithmus werden Schüler und Student entsprechend ihrer Bedürfnisse und Kompetenzen miteinander verbunden. Die ehrenamtlichen „Nachhilfe-Lehrer“ sind übrigens nicht nur Lehramtsstudierende, sondern Studierende aller Fächer. Knapp ein Jahr nach Start der Plattform haben sich bereits mehr als 13.000 Schüler und 10.000 Studierende registriert. Das Konzept funktioniert so gut, dass die Organisatoren es auch nach Corona und unabhängig von Schulschließungen beibehalten wollen.

Nachhilfe ist keine Dauerlösung

Noch ein Tipp für Familien: Nachhilfe ist keine Dauerlösung. Ganz gleich, ob das Kind durch das Homeschooling Defizite aufgebaut hat, sich von Note 2 auf 1 verbessern möchte oder sich auf eine bestimmte Prüfung gezielt vorbereiten möchte, Nachhilfe sollte zeitlich befristet sein. Länger als sechs bis neun Monate sollte es nicht dauern, um ein vorher festgelegtes Ziel zu erreichen. Dauert der Unterricht länger, läuft man Gefahr, dass das Kind immer unselbständiger wird und das eigenverantwortliche Lernen und Arbeiten „verlernt“.

Nachhilfe oder Lerntherapie?

Kinder mit einer sogenannten Lernschwierigkeit brauchen mehr Unterstützung. Wurde beim Kind eine Rechen-, Lese- oder Rechtschreibschwäche festgestellt, dann braucht es eine spezielle Lerntherapie. Bei der Diagnose können die Lehrer der Regelschule, der Kinderarzt oder auch ein speziell ausgerichtetes Nachhilfeinstitut wie das Duden-Institut helfen.

Kosten und Unterstützung

Die Kosten für Nachhilfe variieren je nach Region und Anbieter. Als grobe Orientierung kann man von 8 bis 15 Euro pro Unterrichtsstunde bei Gruppenunterricht und 18 bis 28 Euro für Einzelunterricht ausgehen. Rabatte sind möglich, wenn man bspw. von vornherein eine bestimmte Laufzeit festlegt oder besonders viele Stunden bucht. Einkommensschwache Familien können eine Kostenerstattung über das Bildungs- und Teilhabe-Paket beantragen. Steuerlich absetzbar ist Nachhilfeunterricht in zwei Ausnahmefällen: nach einem beruflich bedingten Umzug und wenn das Kind unter einer ärztlich nachgewiesenen Lernschwierigkeit leidet.

Ausblick: Das Homeschooling abwarten

Für alle besorgten Eltern noch ein Ratschlag zum Schluss: Sehen Sie eventuelle Defizite Ihres Kindes aus der Zeit des Homeschoolings zunächst gelassen. Vermutlich haben auch die meisten anderen Mitschüler in den vergangenen Wochen längst nicht so viel gelernt wie üblicherweise in der Schule. Insofern warten Sie am besten die Wiederaufnahme des regulären Unterrichts ab. Die Lehrer werden dort zunächst eine Bestandsaufnahme machen und schauen, wo ihre Schüler stehen. In Rücksprache mit dem betreffenden (Fach-)Lehrer sollten Sie dann gemeinsam mit dem Kind entscheiden, ob und in welchem Umfang Nachhilfe tatsächlich erforderlich ist.