Hausmann

Datum: Donnerstag, 15. September 2011 13:58

Diese Kolumne widme ich meinem kleinen Sohn, der mich vor den Schrecken der Hausratsversicherung rettete. Genau an dem Tag, als ich erkennen musste, dass die Sache mit Peter Pan und nicht erwachsen werden im Leben eines Hochleistungsvaters nichts verloren hat. Aber eins nach dem anderen: Viele Väter teilen – da bin ich mir sicher – eine evolutionär veranlagte Orientierungslosigkeit im Haushalt. Oder einfach gereimt: Im Keller und auf dem Dachboden kennen wir uns aus, der Haushalt ist uns ein Graus. Wie Kleinkinder bedürfen wir der Anleitung, wenn es darum geht, herumliegende Sachen, wollmausgroße Staubflusen oder den überquellenden Mülleimer wahrzunehmen und entsprechende Ordnungsmaßnahmen einzuleiten. Wir wissen das. Aber wir geben das ungern zu. Insgeheim denken wir, dass wir all das natürlich auch leisten könnten, wenn wir mehr Zeit im Haushalt verbringen könnten. Diesen Beweis wollte ich in aller Ausführlichkeit abliefern, als meine bessere Hälfte für ein Wochenende zu einem familiären Einsatz ausrücken musste. An einem graunaßkalten herbstlichen Freitag im August verabschiedete sie mich mit dem gleichen besorgten Blick, den meine Mutter vor über drei Jahrzehnten aufsetzte, als ich das erste Mal allein ins Ferienlager fuhr. Als Chef auf Zeit auf unbekanntem Terrain habe ich das und ihre vielen „Anregungen“ natürlich mit gelassener Miene quittiert und mir insgeheim gesagt, dass sie bei ihrer Rückkehr schon staunen wird – was sie dann auch tatsächlich machte. Jedenfalls nahm ich mir vor, nicht nur die Kinder bestens zu versorgen, sondern nebenbei den gaaaanzen Haushalt zu schmeißen, samt Wäsche, Küche, Wischen, Zahnbürsten abkochen, Silikonfugen schimmelvorsorgend trockenhalten … ja, ich hatte wochenlang intensiv beobachtet, welche Details zum unendlichen Universum aus Haushaltstätigkeiten gehören. So startete ich mit Nylonschürze und extra angeschafftem Universal-Swiffer ins Wochenende. Bereits am Freitagabend waren Wohnzimmer und ein Kinderzimmer grundgereinigt. Am nächsten Tag ging es dann mit unseren drei daheim gebliebenen Kindern (der Große weilte vorsichtshalber bei Freunden) auf ein Abenteuer in die nasse Natur. Super Daddy wollte ja den Spagat aus absoluter Kinderbelustigung und perfekter Haushaltsführung demonstrieren. Nach dem Naturabenteuer sollten die Kleinen in die Wanne, davor wurde aus einem Kinderzimmer aber noch Nimmerland. Ich war Captain Hook und jagte meine kleine Wendy samt Peter Pan und Michael durchs Zimmer. Sie konnten nicht entkommen, denn draußen brauste die See und mein Piratenschiff ankerte vor Nimmerland. Als mein Kleiner auf die Toilette musste und kurze Zeit später mit nassen Füßen vor mir stand, war ich über den Realitätsgehalt unseres Spiels verblüfft. Draußen brauste tatsächlich die See – ich hatte vor dem Spiel das Badewasser eingelassen und das beim Eintauchen ins Nimmerland ganz vergessen. So verbrachte ich den restlichen Samstag mit Schadensbegrenzung, entfernte aus Flur und Wohnzimmer das durchfeuchtete Laminat und stürzte im Handumdrehen vom Superdaddy zum Pannenolli ab. Ich hatte natürlich recht, dass meine Frau nach der Rückkehr staunen würde – und wie. Der Wäschekorb war voll, der Haushalt stand Kopf, das Laminat war weg – und ich war fertig. Wenigstens hatten die Kinder eine Menge spannende Abenteuer zu erzählen.