Sind alle Singles unglücklich?

Datum: Montag, 02. Mai 2016 13:38

Normaler Weise geht es hier ja immer um meine Kids, dachte ich zumindest bislang. Jetzt ist mir aber aufgefallen, dass es eigentlich immer darum geht, was die Kids mit einem selbst und der Sicht aufs eigene Vaterdasein anstellen. So richtig bewusst wurde mir das, als ich mit meiner Kleinen an einem verregneten Wochenende im April vor dem Fernseher kuschelte. In der Glotze berieselte uns die Wiederholung irgendeines Abendfilms aus dem Privatfernsehen. Wahrscheinlich hatte man dort vergessen, den Werbeblock auf Nachmittags-Familienfernsehen umzustellen, jedenfalls flimmerten in einer Pause geschätzt hunderte unheimlich gut aussehende Singles jenseits der 40 über die Mattscheibe und warben für ebensoviele Internetseiten, auf denen man genau den einen Partner fürs Leben findet. Ich war im Wochenendmodus und hatte mein Gehirn im Büro gelassen, so sah ich mehr durch den Fernseher hindurch als dem Gezeigten wirklich zu folgen. Achso, das kennen Sie von dem männlichen Part Ihres Familien-Wochenendes auch? Nun ja, meine Kleine ist da jedenfalls schon ganz Frau und registrierte ALLES.
So kam nach der Werbpause von ihr prompt die Frage: Papa, was ist eigentlich ein Single und warum sehen die alle so schön und glücklich aus? Natürlich wollte ich eine pädagogisch wertvolle Antwort geben und machte mich erst einmal im Internet auf die Suche. Tatsächlich haben Singles beim Glücklichsein laut aktuellen Studien aufgeholt und liegen nur noch knapp hinter den Verheirateten. Richtig interessant ist aber der Blick auf die unterschiedlichen Geschlechter. So kommen Frauen als Singles im Leben viel besser klar als Männer, die eher zur Vereinsamung neigen und zwischen TV, Konsolen, Dosenbier und Döner dahinvegetieren. Single-Männer werden durch die ungesunde Lebensweise eher krank und sterben früher. Zwangsläufig machte ich mir um unseren großen Jungen sorgen, in dessen eigener Wohnung sich Pizzapackungen bis zur Küchendecke stapeln. Männer in Beziehungen werden laut der aktuellen Forschung hingegen von ihren Frauen und Kindern sozialisiert. Sie sind ausgeglichener, erhalten Orientierung im Leben (und im Haushalt), erfüllen ihre natürliche Rolle als Mann und erhalten auch daraus eine andere Lebenskraft. Sie leben insgesamt gesünder und ausgeglichener und dadurch auch länger. Frauen hingegen scheint genau das einiges an Kraft zu kosten – wer hätte das gedacht, verheiratete Frauen sterben etwas früher als ihre Single-Pendants. Aber auch sie sind insgesamt glücklicher, so schlecht tun wir Männer ihnen also auch nicht. So erklärte ich meiner Kleinen, dass nicht alles stimmt, was in der Werbung kommt. Denn in Wirklichkeit sind Singles etwas unglücklicher und natürlich meistens überhaupt nicht so schön wie im Fernsehen, besonders die Männer leben traurig zwischen Dosenbier, Döner und Computerspielen. Ganz anders als unser buntes Familienleben, bei dem alle Spaß haben. Das und einiges mehr erklärte ich ihr und klopfte mir dabei einmal mehr auf die Schulter, wie pädagogisch wertvoll ich wieder unterwegs bin.
Am folgenden Wochenende schien wieder die Sonne und einige Freunde kamen zum Grillabend bei uns vorbei. Traditionell führt meine Kleine einen Tanz oder einen Song vor. Diesmal überraschte sie uns aber mit einem Vortrag, Thema: „Warum Papa glücklich ist und Onkel Tom zwischen Dosenbier und Döner weint.“ Mit „Onkel“ Tom und Claudia war auch ein befreundetes Ex-Pärchen zu Gast, das sich vor vier Jahren getrennt hatte. Seitdem waren beide Singles. Meine Kleine ließ kein gemeines Detail aus. Tom wurde immer grauer. Claudia zeterte, was das soll. Meine Kleine hingegen schloss stolz ihren Vortrag: „Und wie ihr seht, hat mein Papa recht. Singles sind gar nicht so schön wie im Fernsehen und unglücklich. Ist doch klar, dass die früher ins Gras beißen. Sorry Onkel Tom, ich habe dich trotzdem lieb.“ Boah. Der Superpädagoge hatte wohl mal wieder versagt. Mit einem Blick auf meine bessere Hälfte wurde mir schnell klar, dass die nächste Zeit für mich trotz Beziehung nicht die glücklichste wird. Naja, auch das gehört wohl zur Sozialisierung. Euer lausitzDADDY