Umzug vorbereitet? "Naja"

Datum: Dienstag, 02. Mai 2017 09:33

Ein Familienumzug ist kein Zuckerschlecken, das haben Sie bestimmt auch schon gewusst. Umso schlimmer ist das aber, wenn einem auf der Arbeit die Projekte nur so um die Ohren fliegen und man gar keine Zeit dafür hat. So war es bei uns. Seit einem Jahr stand der Umzug fest und eigentlich wollte ich alles mit vorbereiten und mit den Kindern gemeinsam Kisten packen. Ich hatte natürlich recherchiert, dass es für Kinder immer hilfreich ist, wenn sie selbst ihr kleines Leben und ihre liebgewonnenen Begleiter, ob nun Kuscheltiere oder Spielzeuge oder Bücher, selbst mit in die Kisten einpacken und sehen, dass es ihnen dort gut geht. Natürlich wollte ich auch mein eingestaubtes Sammelsurium, das von einer historischen Schreibtischlampe mit Keramikstecker bis zur von mir eigens handgefertigten Vase beim einstigen Familienausflug in eine Töpferei reichte, sorgsam umhüllt wissen. Den „Staubfänger“ und den „Krüppelbecher“ wollte ich dann doch nicht den pragmatischen Packtechniken meiner besseren Hälfte überlassen. Doch wie so oft kam alles anders.

Zwei Wochen vorm Umzug war im Büro Land unter. Selbst zu Hause musste ich weiter arbeiten, während um mich herum der halbe Haushalt in Kisten verschwand. Gedankenverloren murmelte ich ein „Jaja“ auf die Frage, ob ich wenigstens wie besprochen das Umzugsunternehmen bestellt hätte. Kennen Sie diese „Jaja“-Augenblicke, in denen man eigentlich ganz weit weg auf einem anderen Stern unterwegs ist und eine unangenehme Frage, die wie durch Watte in dieses Universum eindringt, einfach mit einem zuversichtlichen „Jaja“ wieder daraus verbannt? Genau so ein Moment war das. Er fiel mir sechs Tage später wieder ein. Verdammt, da war es noch eine Woche bis zum Umzug. Fieberhaft recherchierte ich Umzugsunternehmen und wollte wenigsten dabei alles richtig machen. Ich opferte einen halben Tag, vermaß den gesamten Haushalt und schätzte das Volumen an Kisten und Krimskrams ab. Ein schweres Unterfangen für Männer, das können Sie mir glauben. Ich fotografierte auch das Haus samt Balkon von allen Seiten, damit die Kollegen auch wissen, wo der Lift am besten anlegen kann. Aus dem vierten Obergeschoss würde schließlich niemand den prähistorischen Eichenschreibtisch und das Mobiliar durchs Treppenhaus schleppen. Jedenfalls hatte ich eine endlose Liste, viele Bilder und fragte fünf Umzugsunternehmen an. Ganz der moderne Papa, waren auch zwei große Onlineanbieter aus der Fernsehwerbung dabei. Einer von denen machte auch das beste Angebot und noch am selben Abend prahlte ich beim abendlichen Fernsehpäuschen vor den Kids, als genau diese Fernsehwerbung kam: „Seht ihr Kinder, die da machen unseren Umzug, und der Papa hats organisiert.“ Sieben Tage später kam der Tag der Tage, laut Angebot sollte morgens das Umzugskommando eintreffen, ab 7 Uhr standen wir fix und fertig auf der Matte. Um 10 war immer noch kein LKW da, ich schwitzte, ohne etwas getan zu haben. Um Ruhe bemüht, rief ich bei der 24-Stunden-Hotline an. Die heißt sicher so, weil man nur alle 24 Stunden jemanden erreicht. Als endlich doch jemand abnahm, herrschte auf der anderen Seite große Verwunderung, angeblich sei die Spedition auf dem Weg und müsse jeden Moment kommen. Um 14 Uhr kamen dann zwei polnische Packesel mit marginalen Deutschkenntnissen und einem abgeschrammten Transporter. Statt Lift packten sie mit der Kraft (und dem Duft) einer Packung Knoblauchfrikadellen an. Die Kids verdrehten die Augen: „Jaja, Papas supermoderner Onlineumzug“. Ich trug die Kisten der Kids sicherheitshalber selbst, da Przemeks und Piotrs Tragetechnik darauf schließen ließ, dass sie alles für unkaputtbar hielten. Wie durch ein Wunder kam nach sechs Touren bis Mitternacht dann doch noch alles im neuen Haushalt an. Erleichtert packte ich meine Sachen zuletzt aus. Staubfänger, Krüppelbecher & Co. waren polnisch zerkleinert. „Mensch Papa, da hat dein moderner Umzug die Sachen gleich digitalisiert“ meinte mein Junior. Alles lachte, nur ich stammelte ein „Naja“.

Euer lausitzDADDY