Endlich Urlaub

Datum: Freitag, 26. Oktober 2012 13:42

In den Herbstferien haben wir uns eine Woche Urlaub gegönnt – zum ersten Mal auf einem Bauernhof, kurz hinterm Deich, direkt an der Nordsee. Die Vorfreude war riesig – zumal ich bei unseren kleinen Frühaufstehern durch die frische Nordseeluft und viele Draußenaktivitäten endlich mal auf eine Woche lang Ausschlafen und später Aufstehen hoffen durfte. Besonders für meine Kleine war es von Anfang an das Paradies. Jede Menge Tiere! Schon am ersten Abend durften die Kinder mit der Nuckelflasche Baby-Kälbchen füttern, die in kleinen Außenboxen auf dem Hof standen. Meine Kleine muuhte daraufhin den ganzen Abend und mutierte zur Kuhmutter. Recht spät ging es ins Bett, wir konnten ja schließlich aussschlafen. Als ich mich gerade in einen Traum begab, der mit einem Haus am See samt einem Hain aus Orangenbäumen davor recht vielversprechend begann, rauschte durch die Bäume so ein unterschwelliges Quengeln, das sich aber noch ignorieren ließ. Plötzlich spürte ich ein Kneifen in der Nase und war schlagartig wach. Meine Kleine stand an meiner Bettseite: „Papa, draußen ist es ganz doll windig und regnet, du musst die Kälbchen retten“. Müde versuchte ich, sie zu beschwichtigen. Ich weiß nicht, wie kleine Mädchen das anstellen, ihre Augen auf die gefühlte Größe von Untertassen zu Scheinwerfern voller Betroffenheit und Traurigkeit zu vergrößern. Ich war natürlich chancenlos und warf mir murrend ein paar Sachen über, um es schnell hinter mich zu bringen und stiefelte in den Hof. Nachts im Sturmregen ist Nordseeurlaub wirklich nicht erholsam, das weiß ich jetzt. Ich fühlte mich wie der Schimmelreiter. Die Kälber schauten mich ungläubig an und blökten einmal, denen war das Wetter egal. Kinder wachen jede Nacht über zwanzig mal auf, das weiß ich jetzt auch. In dieser Nacht durfte ich noch dreimal in den Hof stiefeln, sauber über meine Traumphasen verteilt. Am nächsten Tag fuhren wir dann an den Strand. Im flachen Wasser fingen meine Kinder klitzekleine Fische, jeder wollte in seinem Plasteeimer unbedingt einen Fisch mit in die Ferienwohnung nehmen und erst zum Urlaubsende wieder ins Meer entlassen. Vollkommen ahnungslos und von der Aquaristik ungeküsst, erlaubten wir das und stellten jedem ein Glas samt Fisch auf den Nachttisch. Als sich diesmal mein Kleiner mitten in der Nacht darüber wunderte, dass sein Fischchen offensichtlich mit dem Bauch nach oben in einen Tiefschlaf gefallen war, kneifte es nach anfänglichem Rauschen in den Orangenbäumen wieder in meiner Nase. In dieser Nacht fuhr ich schließlich im Stockdunkel ans Meer und suchte mit Taschenlampe und Kescher verzweifelt nach zwei Fischen als Ersatz, um meine Geschichte vom Stundenschlaf bei den Fischchen der Kleinen auch glaubwürdig zu gestalten. Im Dunkel ist das Meer echt bedrohlich, ich sah schemenhafte Fluten, Quallen, Haie (gibt`s die an der Nordsee?) und gigantische Robben.  Auf so einem Bauernhof leben viele Tiere. Das bekam ich in den folgenden Nächten zu spüren. Ich wurde zum Sielmann der nächtlichen Tierkunde und konnte zum Urlaubsende selbst den Bauern mit meinem Wissen darüber überraschen, was nachts auf seinem Hof so vor sich geht. So schön der Urlaub war, so sehr freute ich mich auf unser Zuhause mit geregeltem Schlaf und dem einen Hasen auf dem Balkon, von dem alle schon wussten, dass es ihm nachts gut ging. Natürlich kamen die Freundinnen meiner Kleinen zu Besuch und sie erzählte aufgeregt vom Urlaub, den vielen Erlebnissen und vor allem den vielen Tieren. Ganz toll war das. Nur Papa war diesmal nicht so toll, sagte sie mit strafendem Seitenblick auf mich. Der war immmer so eigenartig träge und hat gelangweilt gegähnt. Ihre Freundinnen schüttelten die Köpfe und erzählten, wie toll ihre Papas im Urlaub immer sind. Na ja, das nächste Mal fahren wir in eine Pension in die Berge!
Euer lausitzDADDY