Honig im Kopf

Datum: Dienstag, 02. Oktober 2018 11:10

Prävention: Kann man Alzheimer vorbeugen?

Während schon Alois Alzheimer sehr genau beschrieben hat, was bei Alzheimer mit dem Gehirn passiert, sind die genauen Ursachen auch mehr als 100 Jahre nach der ersten Beschreibung dieser Krankheit nicht abschließend geklärt. Wenn man aber die Ursachen nicht kennt, lässt sich der Ausbruch der Krankheit auch nicht sicher verhindern. Ein Stück weit vorbeugen lässt sich dennoch.

Man geht davon aus, dass bestimmte Faktoren die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, erhöhen. Das sind jene Risikofaktoren, die man generell meiden sollte: Bluthochdruck, mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, zu viel Alkohol und zu viel Rauchen, fehlende geistige Anregung, Einsamkeit. Auch (zurückliegende) Schlaganfälle können das Risiko für eine Demenzerkrankung erhöhen. Ein gesunder Lebensstil, soziale Kontakte und Gedächtnistraining können das Demenz-Risiko um bis zu 50 Prozent senken. Gleichwohl ist das noch keine Garantie, nicht an Alzheimer zu erkranken. Auch sportliche, geistig fitte Menschen sind schon daran erkrankt. Ebenso gilt: Nicht jeder, der an Bluthochdruck leidet und wenig Sport macht, erkrankt automatisch an Alzheimer.

Inwiefern Demenz erblich ist, ist unter Forschern umstritten. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass man eher an Alzheimer erkrankt, wenn auch die Eltern oder Großeltern schon daran erkrankt waren. Andere Studien belegen nur einen geringen statistischen Zusammenhang. Etwa ein Prozent der Alzheimer-Erkrankten leiden an einer vererbbaren Form. Anders als die altersbedingte Alzheimer-Erkrankung bricht diese vererbbare Form bereits sehr früh aus, lange vor dem 65. Geburtstag. Wer daran leidet, gibt die Krankheit mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit an seine Kinder weiter. Frauen sind häufiger von Demenzerkrankungen betroffen als Männer. Ob das nur daran liegt, dass sie im Durchschnitt älter werden, ist ebenfalls nicht gesichert. Sicher ist nur: Demenz ist eine Alterserkrankung. Je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft geht davon aus, „dass wir fast alle eine Demenz entwickeln würden, wenn wir nur lange genug leben würden.“ Demnach sind bei den bis zu 80-jährigen Senioren etwa 15 Prozent von Alzheimer betroffen, bei den bis zu 90-Jährigen jeder zweite und bei den 100-Jährigen blieben vermutlich nur 10 bis 20 Prozent verschont.

Alzheimer-Forschung: Hoffnung auf Heilung

Da man zwar die Symptome kennt, aber nicht die Ursachen, ist eine Heilung bisher nicht möglich. Alzheimer ist eine chronisch verlaufende Krankheit, die früher oder später zum Tod führt. Dabei sind Ärzte weltweit seit Jahren auf der Suche nach einer Therapie oder gar Impfung gegen die Krankheit. „Es gibt noch keinen großen Durchbruch, noch keinen Wirkstoff, der die Erkrankung dauerhaft aufhält oder gar heilt“, sagt Dr. Christian Leibinnes, Sprecher der Alzheimer Forschung Initiative, die sich seit 25 Jahren für eine unabhängige Alzheimer-Forschung einsetzt. Die Gründe für den fehlenden Durchbruch sind vielfältig, so Leibinnes: „Einerseits steht für Alzheimer im Vergleich zur Krebsforschung relativ wenig Geld zur Verfügung. Andererseits ist es eine sehr komplexe Erkrankung.“ Dennoch wisse man heute besser, wie die Krankheit voranschreitet und wo man bei der Entwicklung eines Wirkstoffs ansetzen muss.

Was können Angehörige im Alltag tun?

Alzheimer ist nicht nur für die Patienten eine schreckliche Diagnose, sie ist es auch für die nächsten Angehörigen, für Partner, Kinder, Enkel. Während der Betroffene selbst im fortgeschrittenen Stadium seinen eigenen geistigen Verfall nur noch begrenzt wahrnimmt, erlebt die Familie die Krankheit vom Ausbruch bis zum Tod in all ihrer Wucht. Ein Alzheimerpatient erkennt irgendwann seine Kinder nicht mehr, weil sein Gehirn ihn im Stich lässt. Die Kinder erkennen den dementen Vater ebenfalls nicht wieder, weil mit der Krankheit auch die Persönlichkeit verloren geht. Der Charakter verändert sich, derjenige erkennt seine Liebsten nicht mehr, hat keine Erinnerungen mehr an die gemeinsame Vergangenheit. Es ist für Angehörige sehr schwer zu akzeptieren, dass sie einen geliebten Menschen im Grunde schon vor dessen Tod verlieren.