lausebande_2020-11_ebook
Aktuelles :: Seite 34 Impfen schützt, das Prinzip ist recht einfach: Durch eine Spritze oder auch ein Nasenspray werden abgetötete oder geschwächte Krankheitser- reger verabreicht. Die sind so schwach, dass sie die Krankheit nur vortäuschen und man nicht ernsthaft erkrankt. Dennoch reagiert der Körper darauf mit einer Immunantwort. Er bildet Antikörper und Ge- dächtniszellen. Kommt der Geimpfte später tatsäch- lich mit dem Krankheitserreger in Kontakt, kann der Körper diese Zellen schneller aktivieren und die Krankheit abwehren. Bei einigen Impfungen reicht eine einmalige Gabe, andere brauchen zwei bis drei Impfdosen für den vollständigen Schutz und einige müssen im Laufe des Lebens aufgefrischt werden. Durch das Prinzip der Impfung werden schwere Krankheitsverläufe mit bleibenden Schäden oder gar einem tödlichen Verlauf verhindert. Die gern als Kinderkrankheiten bezeichneten Erreger sind näm- lich keineswegs so harmlos wie der Begriff vermuten lässt. Viele von ihnen sind hoch ansteckend. Keuch- husten kann bei Säuglingen zu schwerer Atemnot führen, Masern können zu einer Hirnhautentzün- dung mit bleibenden Schäden bis hin zum Tod füh- ren. Impfungen verhindern das und sind daher ne- ben Antibiotika die wichtigste Errungenschaft der modernen Medizin. Herden-Immunität schützt Ungeimpfte Die Spritze schützt nicht nur jene, die durch die Impfung immun werden und bestimmte, gefährli- che Krankheiten nicht mehr bekommen können. Sie schützt auch all jene, die nicht geimpft werden kön- nen, weil sie beispielsweise zu klein sind oder auf- grund einer Erkrankung nicht geimpft werden dür- fen. Hier greift das Prinzip der Herdenimmunität, das auch im Kampf gegen das Corona-Virus als mögliche Strategie diskutiert wurde. Der Gedanke: Wenn mög- lichst viele Menschen gegen eine Krankheit immun sind, hat das Virus keine Chance mehr, sich weiter zu verbreiten. Je höher die Impfquote, desto besser funktioniert das Prinzip der Herdenimmunität. Die Weltgesundheits- organisation WHO empfiehlt eine Quote von mindes- Kleiner Piks, große Wirkung Unser traditionelles Impfen-Spezial erscheint in diesem Jahr mit einem Schwerpunkt zu Corona und zur Masern-Impfpflicht. tens 95 Prozent für einen effektiven Schutz der Ge- meinschaft. Ist die Quote noch etwas höher und wird diese über mehrere Jahre konsequent durchgehalten, ist es sogar möglich, bestimmte Krankheiten auszu- rotten. Die erste und bisher einzige weltweit ausge- rottete von Mensch zu Mensch übertragene Krank- heit sind die Pocken. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Krankheit gefürchtet, vor allem Kinder erkrank- ten schwer und starben oft. Noch im 20. Jahrhundert starben weltweit 300 Millionen Menschen an Pocken. 1979 konnte die WHO die Erkrankung dank eines Impfstoffs als ausgerottet erklären. Gegen Pocken wird daher heute nicht mehr geimpft. Anders sieht es bei Polio aus. Die auch als Kinderlähmung bezeich- nete Krankheit gilt zwar in einigen Regionen der Welt ebenfalls als ausgerottet, darunter in Europa. Sie kann aber durch Einreisende wieder eingeschleppt werden, daher wird die Impfung weiter empfohlen. Die WHO verfolgt ebenfalls das Ziel, die Masern aus-
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