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Kolumne :: Seite 82 lausitzDADDY Innenansichten eines verzweifelten Vaters Am nächsten Tag ging es zur „Steinernen Rinne“ am Fuß des Brockens, schlappe 700 Höhenmeter trennten uns vom Gipfel. Die Tour führte über die be- schwerlichen Naturpfade und Abkürzungen. Passend zur Steinernen Rinne verkündete ich meinem Junior meine Bergsteiger-Weisheit: Der Acker im Herzen ei- nes Mannes ist steiniger! Dann stürmten wir zum Gip- fel, zumindest eine Stunde lang. Nach einer Stunde war nicht mal ein Drittel absolviert und der vermeint- liche Reinhold Messner schwitzte so sehr, dass ich unter meinen Achseln problemlos einen Meßmer Tee hätte aufbrühen können. Dann folgte auch noch ein Hürdenlauf für Highlander. An einem langen Wald- hang hatte der Borkenkäfer die Fichten mürbe ge- macht und sie waren in den vergangenen Jahren wie ein Mikado-Spiel wirr übereinander gepurzelt. Zwei Dutzend mal mussten wir mehr Klettern und Steigen als Wandern. Während mein Junior leichtfüßig über die Barrieren hüpfte, wünschte ich mir ein bisschen mehr Puma in meine Wanderschuhe. Nach vier Stunden erreichten wir den Gipfel, mein Ju- nior machte sich längst über den Bergrentner an seiner Seite lustig. Mein Wandertempo würde ziemlich genau der Geschwindigkeit eines landwatschelnden Eselspin- guins entsprechen. Und ich Esel hatte kein Geld für die Brockenbahn mitgenommen, sodass wir tatsächlich zehn Kilometer bergab wandern mussten. Nach zwei weiteren Stunden endete das Martyrium im Tal neben- an. Meine Knie schmerzten für die folgende Woche, an der Hacke füllte sich eine riesige Blase mit Wund- wasser – der Wanderurlaub war schon am ersten Tag im wahrsten Wortsinn gelaufen. Als der hochtönende Brockenbezwinger aus der Lausitz ins Feriendomizil schlich, kamen die Ladys gerade wohl duftend vom Einkaufsbummel zurück. Natürlich hatten sie schon vorher geahnt, dass Superdaddy sich völlig über- nimmt. Sie hatten mir ein riesiges Lebkuchenherz mit- gebracht und jubelten: Ein Vater wie ein Brocken! „Für unseren Brocken“ stand groß auf dem Herz, und klein darunter eine weitere Duden-Defintion: Brocken = un- regelmäßig geformtes, häufig abgebrochenes Stück. Passt doch, waren sich alle bis zum Puma hin einig. Und meine Tochter vefasste für den Deutschunterricht gleich ihr „größtes Urlaubserlebnis“. Titel: Von Rein- hold Messner zum bröckelnden Häufchen. Das hab ich mir wohl selbst eingebrockt ;) Euer lausitzDADDY Nach unserem Herbsturlaub weiß ich end- lich, warumder Brocken Brocken heißt. Ja, es geht um jenen Berg im Harz. Im Coronajahr tauscht man den Urlaub an fernen Stränden ja gern gegen die hüglige Sicherheit in der Nähe. Mehr als eine Hügelkette war der Harz für mich als Österreich- Fan bislang nicht. Jetzt weiß ich aber, warum Brocken in einer weiteren Wortdeutung ebenso „etwas Schwe- res“ oder „besonders Aufwändiges“ umschreibt. Unser erster Harzbesuch in Familie führte uns zu einer entfernten Verwandtschaft. Einer richtigen Sportfamilie, wie meine bessere Hälfte mit Blick auf die unter meinem Shirt heranwachsende Büro-Wohl- standsschwangerschaft bemerkte. Als ihr sportiver Cousin, im Puma-Anzug schon symbolisch ständig sprungbereit, auf meine Frage nach Wandertouren „fürs Erste“ eine zweistündige Anfängertour heraus- suchte, schaltete ich sofort auf Wettkampf. Auf dem Bild zur Wandertour war eine Familie mit Kleinkin- dern zu sehen. Auf der Nebenseite wanderten zwei urige Bartmänner hingegen die steile Natur-Tour auf den Brocken. Ich schnappte meinen Junior, tippte auf die Nebenseite und verkündete, dass Reinhold Messner und sein Sherpa vom Berg gerufen werden. Unter dieser Natur-Brockentour machen wir es nicht. Und wir fangen ganz unten am Fuß des „Kolosses“ an. Ich hatte gesehen, dass die Brockentour gerade einmal knappe 12 Kilometer misst – eine Strecke, mit der man als Flachlandpilot aus der Niederlausitz ei- nen gemütlichen Spaziergang verbindet. Da könnten wir auf der anderen Seite glatt auch bis zum nächs- ten Örtchen wieder bergab wandern, tönte ich. Ins- gesamt 22 Kilometer, das ist eine Challenge für Män- ner! Der Puma staunte, mein Junior zweifelte, allein ich fühlte den Berg. Noch nicht genug gelacht? Alle Kolumnen zum Nachlesen unter www.lausebande.de

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