lausebande_2020-11_ebook

Spezial :: Seite 80 Sorbisch-Sein – diewahre Lausitzer Identität oder: warumFamilienSorbisch sprechen sollten ... Für Einheimische sind sie selbstverständ- lich: die zweisprachigen Orts- und Stra- ßenschilder, die ab dem Verlassen der Autobahn überall in der Lausitz zu finden sind. Unter der deutschen Ortsbezeichnung steht der nieder- bzw. obersorbische Name geschrieben. Die Schilder werden oft als Sinnbild dafür genutzt, dass unsere Region zweisprachig ist. Tatsächlich gelten die Sorben/Wenden als schützenswerte Minderheiten in Brandenburg und Sachsen, die beiden Sprachen der Sorben/Wenden sind gesetzlich als weitere Amtssprachen in beiden Landesverfassungen verankert. Allerdings sind die Ortsschilder nur der ober- flächlichste Ausdruck der Lausitzer Multikul- turalität. Wirklich am Leben erhalten werden Ober- und Niedersorbisch durch diejenigen Familien, Kinder, Lehrer und Erzieher, die die Sprachen sprechen und an die nächste Gene- ration weitergeben. Und hierbei braucht es das Engagement jedes einzelnen, um diese Sprachen und die mit ihr verbundenen Kulturen vor dem schleichenden Aussterben zu bewahren. In unserem Spezial zu den Sorben/Wenden dreht es sich daher vordergründig um den Erhalt und Erwerb der Sprache – sie bildet den Grundstein für das Verstehen und die Teilnahme an der Kultur und der Ausschöpfung ihrer Potenziale. Sorben/Wenden sind die Lausitzer Ur-Einwohner Zunächst einmal gilt es jedoch festzustellen, woher die Verbundenheit der Sorben/Wenden mit unserer Region rührt und was das Besondere und Schützenswerte an dieser Minderheit, ihrer Kultur und ihrer Sprache ist. Eine Antwort dafür ist in unser aller Identität zu finden, und die fußt wiederum auf slawischen Stämmen, die sich vor 1.500 Jahren zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge ansiedelten. Sie gelten als die Vorfahren der Sorben/Wenden und überhaupt auch als „Ur-Einwohner“ der heutigen Lausitz. Noch bis zum 20. Jahrhundert traf man in der gesamten Lausitz teils mehrheitlich auf mutter- sprachliche sorbische Kinder und Jugendliche. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sprachen auch die eigenen Urgroßeltern im Alltag noch Ober- oder Niedersorbisch. Heute ist das, bedingt durch die Germanisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und wirtschaftliche Entwicklungen, fast nur noch im katholischen Gebiet der Oberlausitz der Fall.

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