Seite 22 - lausebande-02-2012

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Titelthema :: Seite 22
lich unterscheidet. Linkshänderlineale, bei denen
die Zentimeter von rechts nach links gezählt wer-
den, erfordern in jedem Fall zusätzliche Hinweise
und sind auch nicht für alle Kinder geeignet. Eine
gute Alternative bietet das Geodreieck mit seinen
Skalen in beide Richtungen, weil es für alle Kinder
erklärungsbedürftig ist und sich Linkshänder beim
Abmessen ihre Richtung selbst aussuchen können.
Neben diesen grundlegenden Hinweisen gibt es
viele weitere Alltagssituationen, in denen man die
Händigkeit seines Kindes fördern kann. Das fängt
bei der Beschaffenheit des Arbeitsplatzes mit genü-
gend Armfreiheit und richtigem Lichteinfall an und
geht bis zur richtigen Beschaffenheit des Essplatzes,
dem Binden der Schleife oder dem Basteln. Viele
Eltern wissen nicht, dass beim linkshändigen Kind
Besteck und Tasse auf die linke Seite gehören – das
gilt natürlich auch für linkshändigen Besuch an
der Kinder-Geburtstagstafel. Hier sind sie nämlich
versteckt, die Fallen für das Modell- und Nachah-
mungsverhalten. Insofern sollten Eltern von Links-
händern die heute dankbarerweise vorhandenen,
gut strukturierten Informationsangebote nutzen
und rechtzeitig das Gespräch mit Erziehern, Leh-
rern, Bekannten und Verwandten suchen.
Mit links gewinnen
Kinder lieben das Spielen! Dabei sollten El-
tern darauf achten, das Spielzeug die Bedürfnis-
se sowohl rechts- als auch linkshändiger Kinder
berücksichtigt. Kurbeln, Türen und Griffe sollten
von beiden Seiten zu erreichen und funktionsfä-
hig sein. Bei Spielkarten wie z.B. UNO, in denen
die Zeichen in den Ecken nicht symmetrisch (also
in beiden oberen Ecken) angebracht sind, können
linkshändige Kinder die Karten im Fächer schlech-
ter erkennen, haben so weniger Chancen und ver-
lieren unter Umständen die Lust am Spiel. Selbst
beim Betrachten von Kinderbüchern ist zu beach-
ten, dass linkshändige Kinder oft die umgekehrte
visuelle Verarbeitungsrichtung bevorzugen. Bei
den üblichen, von links nach rechts aufgebauten
Bildgeschichten, erschließt sich ihnen nicht sofort
der Sinn und sie haben häufig keine Freude an die-
sen Büchern. Bei Büchern mit Drehvorrichtungen
und Klappen oder anderen Elementen sollte auch
darauf geachtet werden, dass diese für Linkshän-
der gut zu erreichen sind.
Die lockereMal- undSchreibhaltung für Kinder:
Eine lockere Mal- und Schreibhaltung sollte für
Kinder unabhängig von der Händigkeit früh ge-
fördert werden. Mit 12 bis 15 Monaten beginnen
Kinder meist spontan, mit einem Stift im soge-
nannten Faustgriff zu kritzeln. Die beginnende
Verknorpelung der Handwurzelknochen ermög-
licht in den ersten Lebensjahren dann eine im-
mer stabilere Stifthaltung, Kinder beginnen im
Pfötchengriff dynamisch zu kritzeln und schla-
gen den Stift mit Wucht auf das Papier. Mit zwei,
drei Jahren wird die Stiftführung sicherer und es
entstehen Spiralen – den Kindern sollten jetzt
verschiedene Malwerkzeuge wie Wachsmalblö-
cke, dreieckige Wachsmalstifte und dicke Bunt-
stifte angeboten werden. Lässt sich bei Kindern
die deutliche Tendenz zur Linkshändigkeit er-
kennen, sollte bereits zu diesem Zeitpunkt eine
Malunterlage benutzt und die gekippte Blatthal-
tung geübt werden. Linkshändige Kinder sollten
frühzeitig und konsequent auf eine Stifthaltung
hingewiesen werden, mit der das Gemalte nicht
überwischt wird – umso leichter wird ihnen spä-
ter das Erlernen des Schreibens gemacht. Für
das Erlernen der Schrift ist wichtig, dass Kinder
die Hand unter der Zeile führen, Unterarm und
Handrücken eine flachen Winkel (keinen Ha-
ken) bilden, die Handkante und der Unterarm
bequem aufliegen. Kleiner Trick: Eine Murmel,
die mit dem linken Ringfinger und dem kleinen
Finger umschlossen wird, gibt der Hand Halt. Die
rechte Hand liegt am rechten Blattrand und nicht
auf dem Papier, so wird das „um die Hand her-
um schreiben“ verhindert.
Linkshänder sind beim Erlernen des Schreibens
grundsätzlich weder langsamer noch weniger
geschickt, das haben Studien bewiesen. Sie ver-
wenden in Umstellungsphasen (z.B. auf einen
Füller) aber mehr Druck, da sie das Schreibge-
rät mehr schieben, während Rechtshänder mehr
ziehen. Je größer der Schreibdruck, desto eher
kommt es auch zur verkrampften Hand- und
Schreibhaltung bei Linkshändern. Auch aus die-
sem Grund ist es wichtig, rechtzeitig auf die rich-
tige Schreibhaltung zu achten.