Seite 24 - lausebande-02-2014

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Titelthema :: Seite 24
alle Wörter in einem Zug geschrieben werden. So
sollen die Kinder ohne Schreibdruck und Verkramp-
fungen schreiben. Die Lateinische Ausgangsschrift
sieht keine „Haltestellen“ zur Entspannung der
Schreibhand vor. Deshalb sollten die Kinder dabei
unterstützt werden, bewusst individuell günstige
Punkte zum Anhalten zwischen den Buchstaben zu
finden.
Schulausgangsschrift
Die Schulausgangsschrift wurde 1968 in der DDR
als verbindliche Schreibschrift eingeführt. Damals
wurde großer Wert auf das Schönschreiben gelegt.
Die Lehrer waren entsprechend ausgebildet und
mussten selbst vorbildlich schreiben können. Die
Großbuchstaben sind der Druckschrift angenähert
und bieten dadurch den meisten Kindern keine
besonderen Schwierigkeiten. Die Kleinbuchstaben
jedoch haben einige potenzielle Problemstellen, u.
a. durch die verschiedenen Verbindungsstriche, die
zur Anbindung der unterschiedlichen Buchstaben
in einem Wort notwendig sind. Darüber hinaus gibt
es viele Deckstriche die exakt deckungsgleich ge-
schrieben werden müssen, damit die jeweils definie-
rende Buchstabenform erhalten bleibt.
Vereinfachte Schulausgangsschrift
Mit etwas weniger Schnörkeln wurde 1969 die La-
teinische Ausgangsschrift vereinfacht. Die geschrie-
benen Buchstaben ähneln mehr den Druckbuch-
staben. Bei der vereinfachten Ausgangsschrift sind
die sogenannten „Haltepunkte“ immer wieder die
Anfangspunkte der Buchstaben. Bei der Vereinfach-
ten Ausgangsschrift beginnen und enden fast alle
Kleinbuchstaben an der gleichen Stelle. Das Erler-
nen der Buchstabenverbindungen wird dadurch er-
leichtert. Unter den ruckweisen Übergängen leidet
jedoch der Schreibfluss.
Die Grundschrift – (k)eine neue Schrift
Aus über 30 Jahren Erfahrungen im Schreibunter-
richt an Grundschulen machen sich seit 2011 Lehrer,
Wissenschaftler und Studierende im Grundschul-
verband e.V. stark für eine vereinfachte Schreib-
schrift. Die Grundschrift möchte Vorteile der Druck-
und Schreibschrift vereinen, so dass das Erlernen
von zwei Schriften in Klasse 1 und 2 überflüssig
wird. Vom ersten Schreiben mit der Grundschrift
aus entwickelten bisher die Kinder individuell ihre
persönliche Handschrift. Die Grundschrift ist eine
Buchstabenschrift, die die einzelnen Buchstaben
beliebig miteinander verbindet. Ziel ist es, dass die
Kinder dort abgeholt werden, wo sie schon stehen.
Kinder entdecken schon vor ihrem ersten Schul-
tag die Schrift: überall in ihrer Umwelt finden sie
Schriften. Sie beobachten, wie größere Kinder und
Erwachsene lesen und vorlesen, wie sie Notizen,
Einkaufszettel, Unterschriften, SMS schreiben, wie
ältere Geschwister ihre Hausaufgaben machen. Je
alltäglicher die Kinder dies erfahren, desto eher
beginnen sie auch, selber zu schreiben: Kritzelbrie-
fe zuerst, abgemalte Buchstaben, ihren Namen,
Wunschzettel, Briefe. Auffällig ist, dass sie dabei oft
die gedruckten Großbuchstaben verwenden. So wie
die Kinder ihren Weg in die Schrift begonnen ha-
ben, so sollte er in der Schule weitergeführt werden,
sagen die Befürworter der Grundschrift. Entschei-
dend ist bei der Grundschrift nicht die Schriftform,
sondern das pädagogische Konzept, das grundsätz-
lich auch mit anderen Formen der Druckschrift re-
alisiert werden kann: Die persönliche Handschrift
der Kinder wird direkt aus den Druckbuchstaben
entwickelt – ohne Umweg über eine verbundene
Ausgangsschrift. Die Grundschrift soll den Kindern
dabei möglichst große Freiheit geben, wie sie die
Buchstaben verbinden.
Malen oder Schreiben
Die Fronten im Streit um die richtige Schreibschrift
sind verhärtet. Die relativ geringe Zahl seiner Unter-
stützer macht der Grundschulverband durch eine
engagierte Lobbyarbeit wett. Die Mehrheit der Leh-
rer und Wissenschaftler scheint den traditionellen