Seite 33 - lausebande_02-2015

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Titelthema :: Seite 33
Die Rolle der Hebammen
Wenn eine Frau ein Kind erwartet, sucht sie Sicher-
heit und Rat. Der erste Weg führt meist zum behan-
delnden Gynäkologen. Für die medizinische Sicht
ist dieser wichtig, für die Geburt ist eine vertraute
Hebamme aber viel hilfreicher. Hebammen sind
auch bei jeder klinischen Geburt zuständig, aber
sie wechseln im Schichtsystem und stehen einer
Frau dann nicht über den gesamten Geburtsvor-
gangs hinweg zur Verfügung. Das kann nur eine
freiberufliche Hebamme leisten, die Müttern auch
in der Geburtsvorbereitung mit den bekannten
„Hechelkursen“ und in der Nachsorge mit Rückbil-
dungsgymnastik oder vielen Ratschlägen zur Seite
steht. Kosten für Hebammen übernimmt die Kran-
kenkasse, ihre Rolle bei der Geburt ist unbezahl-
bar. Viele Frauen, die sowohl eine klinische als
auch eine Geburt unter Begleitung einer vertrauten
Hebamme erlebt haben, beschreiben immense Un-
terschiede zwischen den Geburtserlebnissen.
Der Grund kann darin liegen, dass für viele Frauen
die fremde Umgebung einer Klinik, der Gedanke an
ein Krankenhaus, das fremde und wechselnde Per-
sonal und viele weitere Einflüsse zu Unruhe und
Stress führen. Diese Umstände erschweren eine
Geburt. Wenn eine Frau entspannt ist, sich wohl
fühlt und beständig jemanden zur Seite hat, der
weiß, wann eine Massage und wann eine Atem-
übung hilft, kann eine Geburt deutlich erleichtert
werden. Eine solche Atmosphäre begünstigt auch
die Ausschüttung des Liebeshormons Oxytocin
und des Glückshormons Endorphin, die Stress lin-
dern und die Schmerzschwelle erhöhen. Oxytocin
ist auch für die Mutter-Kind-Bindung in der höchst
sensiblen Phase der ersten Stunde nach der Geburt
verantwortlich. Dieses Privileg bleibt der natürli-
chen Geburt vorbehalten.
Hebammen schaffen aber schon im Vorfeld der Ge-
burt mehr Vertrauen zum eigenen Körper und dem
Geburtsvorgang. Sie erklären die verschiedenen
Phasen einer Schwangerschaft und die Möglichkei-
ten zur Erleichterung der Entbindung. Paarkur-
Jede Hebamme in Deutschland muss eine Haftpflichtversicherung abschließen, um Mütter vor, wäh-
rend und nach der Geburt begleiten zu dürfen. Ohne diese Versicherung darf sie ihren Beruf nicht aus-
üben. Für in Kliniken angestellte Hebammen werden diese Kosten durch die Klinik übernommen. Frei-
berufliche Hebammen müssen die Versicherungsprämie selbst schultern, die sich in den vergangenen
Jahren vervielfacht hat und heute mehrere tausend Euro im Jahr umfasst. Versicherungsgesellschaf-
ten tun sich in Deutschland immer schwerer, Hebammen überhaupt zu versichern. Viele Hebammen
leben in einem emotionalen und wirtschaftlichen Spagat. Sie möchten Frauen weiterhin die Sicherheit
einer vertraulichen Geburt bieten, müssen aber immer mehr arbeiten, um überhaupt erst einmal die
Versicherung bezahlen zu können. Dadurch wird es immer weniger möglich, diese Art der Vorsorge
aufrecht zu erhalten und die Wahlmöglichkeiten für Schwangere über Ort und Art der Geburt werden
künftig wohl noch mehr auf Kliniken eingeschränkt, wenn hier nicht bald eine Lösung gefunden wird.
Aktuelle Informationen zur Situation der Hebammen in unserer
Region gibt es unter www.hebammen-brandenburg.de.
Hebammen in Deutschland
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