Seite 52 - lausebande_02-2015

Basic HTML-Version

Kolumne :: Seite 52
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
ich bis zum Abend und verpasste Kaffee & Kuchen
und unseren Nachmittags-Familienfilm. Schließlich
war doch alles entwichtelt und ich durfte als krönen-
den Höhepunkt Knut spielen. Ich entschmückte die
nadelnde Tanne und warf sie in hohem Bogen vom
Balkon. Leider nahm die Flugkurve eine ungeplante
Richtung ein und der Baum krachte genau auf den
kleinen, einsamen Maulwurfhügel auf der Wiese vor
unserer Haustür. Erst vor ein paar Tagen hatte meine
Kleine beim morgendlichen Losgehen einen kleinen
Maulwurf aus dem Hügel schauen sehen. Seitdem
legte Sie jeden Morgen ein paar Insekten auf den
Hügel, damit ihr kleiner Pelzfreund auch heil über
den Winter kommt. Und nun hatte der väterliche
Tannenterrorist das Heim des kleinen Spitzmauls
zerstört. Dicke Krokodiltränen rollten. Ich rannte
natürlich sofort nach unten, brachte die Tanne zum
nachbarschaftlichen Tannenberg auf den Hinterhof
und formte anschließend den Maulwurfhügel zu ei-
ner Sandburg mit allerlei Verzierungen und holte mit
meiner Kleinen frische Würmer aus dem Zooladen.
Papa war wieder der Beste. Aber auch das nur bis
zum Abend. Da suchte meine bessere Hälfte nämlich
in den Kisten des von mir fachgerecht zur Einlage-
rung verpackten weihnachtlichen Dekouniversums
vergeblich nach dem kleinen Knet-Rentier, dass mein
Töchterchen ihr zu Weihnachten geschenkt und an
die Tanne gehängt hatte. Verdammt, hatte ich das
nicht abgenommen? Meine Kleine sah schon wieder
aus wie nach meinem Maulwurfhügel-Tannenwurf.
Ich schwor, „Rudi“ zu finden und heim zu bringen.
Verzweifelt verbrachte ich die Nacht in einem riesi-
gen Weihnachtsbaumstapel auf dem Hinterhof. Ein
Knut glich dem anderen, und ich suchte einen gan-
zen Wald nach der kleinen Knetfigur ab. Durchge-
froren und erschöpft gab ich gegen Mitternacht auf.
Oben angekommen, brachen trotz Misserfolg alle in
Lachen aus. Ich sah aus wie Louis de Funes in „Brust
oder Keule“. Die Tannen hatten mich mit einem ful-
minanten Ausschlag übersäht. Bei den roten Pusteln
fiel meiner Kleinen prompt ein, dass sie die Knetfigur
vom Baum genommen hatte, um ihrem Rudi rote Ba-
cken anzukleben. „Papa, du bis der Beste, jetzt weiß
ich`s wieder“, sagte sie und holte stolz Knet-Rudi aus
einer Schachtel. Erfolg ist sicher relativ, aber dieser
hier war wirklich hart verdient! Euer lausitzDADDY
Von wegen „Knut“ macht Freude. Diese Wer-
bung mit spaßigem Weihnachtsbaum-wegwer-
fen können sich die schwedischen Möbelzusammen-
schrauber klemmen. Die Realität sieht nämlich ganz
anders aus. Knut ist nicht gut, schon gar nicht für
Kinder. Ich muss es wissen, denn in diesem Jahr habe
ich die Wohnung entwichtelt und dafür jede Menge
Kindertränen und Hautausschlag geerntet. Aber eins
nach dem anderen: Jedes neue Jahr beginnt ja mit
guten Vorsätzen, die man meist doch nicht einhal-
ten kann. Ich sagte meiner besseren Hälfte, dass ich
ihr in diesem Jahr zu Hause auch außerhalb meines
Kompetenzbereiches (Keller und Dachboden, also
alle Räume außerhalb der Wohnung ohne regelmä-
ßiges Reinigungserfordernis) mehr unter die Arme
greifen will. Leider hat sie das sofort ernst genommen
und mich zum Januarbeginn beauftragt, die Weih-
nachtsdeko aus der Wohnung zu entfernen, und
zwar komplett. Für die Installation hatte sie ja nur
einen Vormittag gebraucht und wegräumen geht be-
kanntlich schneller. Pah, sagte ich, und was soll ich
nach der halben Stunde machen? Die Kids wollten
mithelfen, aber ich winkte großzügig ab. Das biss-
chen Haushalt macht Papa schon allein. So begab ich
mich auf die Suche nach der Weihnachtsdeko. Wuss-
ten Sie schon, dass Frauen an nur einemVormittag in
einer 4-Zimmerwohnung mehrere Tausend Dekoklei-
nigkeiten verstecken können? Ich weiß das jetzt. Hier
ein Engel, da eine Figur, dort getrocknete Orangen-
schalen, in jedem Zimmer entdeckte ich unbekannte
Welten, vieles hatte ich noch nie gesehen. Glaube ich
zumindest. Nach vier Stunden meldete ich zum zehn-
ten Mal Vollzug und wieder schüttelten die Kids und
meine bessere Hälfte den Kopf. Schließlich brauchte
Noch nicht genug gelacht?
Alle Kolumnen
zum Nachlesen unter
www.lausebande.de