lausebande-02-2019
Titelthema :: Seite 58 Schüler ein ausgewogenes Trink- verhalten an. Mit großer Wahr- scheinlichkeit behalten sie dieses auch außerhalb der Schule und nach der Schulzeit bei. Mit Ihrer Initiative fordern Sie, dass Kinder während des Unterrichts trinken dürfen und sollen. Besteht dann nicht die Gefahr, dass das zu viel Unruhe in den Unterricht bringt? Aus den Erfahrungen, die wir bei der langjährigen Umset- zung des Projekts „Trinken im Un- terricht“ gemacht haben, wissen wir, dass sich die anfängliche Sor- ge von zu viel Unruhe imUnterricht nicht bestätigt hat. Im Gegenteil: Das Trinken wird sehr schnell zur Selbstverständlichkeit, und mit der Zeit trinken die Schüler „ganz ne- benbei“. Gerade in der Grundschu- le bietet es sich an, natürliches Mi- neralwasser für die gesamte Klasse gemeinsam bereitzustellen. So ist es für die Kinder immer griffbe- reit. Durch kleinere Aufgaben wie einen „Mineralwasserdienst“, bei dem sich die Schüler abwechselnd um den Getränkenachschub oder das Spülen der Trinkbecher küm- mern, lernen sie, in der Klasse Ver- antwortung für das gemeinsame Projekt zu übernehmen. An weiter- führenden Schulen ist es in der Re- gel praktischer, wenn die Schüler ihr Getränk selbst mitbringen, da sie häufiger den Raum wechseln. Sie haben mit einer Stu- die die Auswirkungen von Flüssigkeitsmangel auf Schüler untersuchen lassen. Was sind die wichtigsten Ergebnis- se? Die Studie der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der Informationszentrale Deut- sches Mineralwasser aus dem Jahr 2012, in der mit 270 Schülern von weiterführenden Schulen der Zu- sammenhang zwischen einer aus- reichenden Flüssigkeitsversorgung und geistigem und körperlichem Wohlbefinden untersucht wurde, hat ergeben: Die Konzentrations- leistung der an der Studie teilneh- menden Schüler war umso höher, je mehr sie während der Unterrichts- zeit getrunken hatten und je kürzer das letzte Trinken zurücklag. Die Er- gebnisse haben gezeigt, dass sich das Trinkverhalten der Schüler ver- besserte, nachdem ihnen die Mög- lichkeit gegeben wurde, im Unter- richt Mineralwasser zu trinken. Im Verlauf der Untersuchung nahmen die Schüler nicht nur während, son- dern auch außerhalb der Schulzei- ten mehr Flüssigkeit zu sich. Warum ist Trinken gerade auch für Schüler so wichtig? Eine aus- reichende Flüssigkeitsversorgung ist Voraussetzung für die körperli- che und geistige Leistungsfähigkeit. Bei Wassermangel wird das Gehirn nicht mehr optimal mit Nährstof- fen versorgt. Müdigkeit, verlänger- te Reaktionszeiten und eine vermin- derte Konzentrationsfähigkeit sind die Folgen.* Insgesamt lässt sich durch die Trinkerlaubnis im Unter- richt die Flüssigkeitsaufnahme von Schülern verbessern und somit die geistige und körperliche Leistungs- fähigkeit positiv beeinflussen. Warum trinken Schüler überhaupt zu wenig? Der Ernährungsbericht 2008 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung belegt, dass rund die Hälfte der Kinder unter 12 Jah- ren die Richtwerte für die Flüssig- keitszufuhr nicht erreicht.** Nicht alle Schüler dürfen während des Unterrichtes trinken, und zwischen den Schulstunden ist die Zeit sehr kurz: Die Kinder müssen den Klas- senraum wechseln oder zur Toilet- te gehen. In den Pausen sind vie- len Schülern das Spielen auf dem Schulhof oder Gespräche mit Klas- senkameraden vermutlich wichti- ger als das Trinken. Was müsste sich ändern, damit Schulkinder mehr trinken? Gute Gründe sprechen dafür, das Trin- ken während des Unterrichts zu erlauben und anzuregen. Darum sollte eine ausgewogene Ernäh- rung nicht nur theoretisch behan- delt, sondern im Schulalltag auch praktiziert werden. Durch die Trin- kerlaubnis und die aktive Auffor- derung zur regelmäßigen Flüssig- keitsaufnahme gewöhnen sich die Kinder trinken tendenziell zu wenig. Um Schüler zu motivieren, mehr zu trinken, haben die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM) und der Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V. (VDM) 2004 die Initiative „Trinken im Unterricht“ ins Leben gerufen. Wir sprachen mit Wibke Spieß- bach, VDM, über Ziele und Erreichtes der Initiative. Gute Gründe für das Trinken während des Unterrichts *Quelle:KhanN.,RaineL.,DrolletteE.,ScudderM.,CohenN.,KramerA.,HillmanC.,2015.TheRelationshipbetweenTotalWater IntakeandCognitiveControlamongPrepubertalChildren.AnnalsofNutrition andMetabolism:66,Suppl3:38-41.FuchsT,SimpsonF,Dohnke,B,LührmannP.Trinken imUnterricht,kognitiveLeistungsfähigkeitundWohlbefinden:Eine randomisiertekontrollierte Interventionsstudie. Vortrag imRahmendes2. JungenForumsPublicHealthNutrition,Fulda2013**DGEErnährungsbericht2008,S.63-64
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