lausebande-02 -2021
Aktuelles :: Seite 23 hen zufällig und andauernd. Das Virus kann auch auf Tiere überspringen, sich in den Tieren verändern und dann mit diesen Veränderungen wieder zum Menschen zurückkehren. Hat eine Veränderung ei- nen enormen Vorteil, kann sie sich gegenüber dem ursprünglichen Typ besser vermehren und gewinnt so nach und nach die Oberhand. Auch das ist ein Prozess, der lokal begrenzt oder an vielen Orten in ähnlicher Weise ablaufen kann. Unterm Strich ma- chen sich Experten immer mehr Sorgen um jene Mu- tationen, die der Immunabwehr stärker ausweichen, weil dies auf lange Sicht auch eine Anpassung der Impfstoffe erfordern kann – aber auch das ist heute binnen weniger Wochen möglich. Mitte Januar wurde das Spiel mit Ängsten rund um Mutationen besonders deutlich, als sich durch alle Medien die Meldung zog, in einem Krankenhaus in Garmisch-Partenkirchen sei eine unbekannte Virus- mutation entdeckt worden. Selbst ARD und ZDF, die gesamte Tagespresse brachte die Schlagzeile. In der Realität war das eine Luftnummer, eine belanglose Veränderung im Virus, wie sie jederzeit stattfindet. Auch bei der englischen Mutation titelten die Medien von einer bis zu 70 % ansteckenderen Variante – da- bei wurde natürlich die Obergrenze einer ersten vor- sichtigen Einschätzung propagiert. Inzwischen ord- net eine erste belastbare Studie die verstärkte An- steckung bei 25 % oder etwas darüber ein. Für die Pandemie insgesamt ist das trotzdem bedeutend, da Infektionen hier potenziell zunehmen. Insofern sind die Mutationen zwar alles andere als harmlos, man kann ihnen aber mit Vernunft und Strategie entweder durch vernünftige Maßnahmen oder An- passung der Impfstoffe begegnen. Langfristig sind die Mutationen sogar wünschenswert, da sie das Vi- rus zu seiner bestmöglichen Verbreitung in der Re- gel stärker an den Wirt anpassen und es insgesamt für uns harmloser machen. Experten sind sich bereits sicher, dass SARS-CoV-2 nach der Pandemie als so- genanntes endemisches Virus bleiben und langfris- tig wie die bereits kursierenden Coronaviren für Er- kältungen, Schnupfen & Co. sorgen wird. Ansonsten wird spannend bleiben, welchen Aufreger die Medi- en als nächsten vermeintlichen Katastrophenanker für sich ausmachen. Ärmel hoch – die Schutzimpfung Auch zu diesem Thema reißt die Debatte in den Me- dien nicht ab und nicht selten wird das Gefühl vorstellen. Diese wird nun fleißig abgeschrieben und damit das Virus vermehrt. Dabei passieren beständig Fehler: Mal wird ein Punkt oder Komma vergessen, mal ein Buchstabe oder Wort, mal ein ganzer Absatz, mal werden Buchstaben vertauscht. Unterschiedli- che Viren haben am Ende unterschiedliche Kontroll- funktionen, die das Abgeschriebene noch einmal auf Fehler überprüfen. Bei der Influenza sind diese sehr schwach ausgeprägt, weshalb diese von Jahr zu Jahr stärker mutiert. Bei SARS-CoV-2 verhält sich das an- ders. Hier ist die abschließende Kontrollfunktion stärker ausgeprägt. Natürlich entgehen auch dieser viele Fehler, aber insgesamt schleichen sich weniger Fehler ein und das Virus bleibt somit raltiv stabiler. Ob Influenza oder Corona: Diese Mutationen passie- ren bei Viren ständig, sie sind quasi ein natürlicher Prozess und bei einem relativ stabilen Virus kurzfris- tig meist ohne große Bedeutung. Sie werden in der Wissenschaft durch die Bestimmung der Viren in La- boren, der sogenannten Sequenzierung, bei der man quasi den Bauplan des jeweils in einer Region oder einem Land zirkulierenden Virus ausliest, beobach- tet. Mutationen wie in den aktuell diskutierten Fäl- len sind dann von Bedeutung, wenn sie über einen Vorteil gegenüber dem ursprünglichen Typ verfügen, der meist auch als „Wildtyp“ bezeichnet wird. Bei den „erfolgreichen“ Veränderungen handelt es sich meist um zwei Ausprägungen, die sich auch in un- terschiedlichen Anteilen mischen können: Anpassung an den Wirt: Hier erlangt das Virus durch eine oder mehrere Mutationen Fähigkeiten, den Wirt besser zur Vermehrung nutzen zu können. Es wird also ansteckender, z.B. wie bei der engli- schen Mutation (in vielen Medien ist von Corona- Mutante B 1.1.7. die Rede, das klingt technisch und gefährlich), bei der das veränderte Virus besser an die menschlichen Zellen andocken kann. Ausweichen vor der Immunabwehr: Hier verän- dert sich das Virus unter dem Druck einer zuneh- menden Immunität, wie sie z.B. in Slums und Ghet- tos asiatischer, afrikanischer oder lateinamerikani- scher Metropolen mit hoher Bevölkerungsdichte und schlechten Hygienebedingungen vorliegt, die das Vi- rus bereits fast ungebremst durchzogen hat. So ha- ben die Veränderungen im Virus einen Vorteil, die der zunehmenden Immunität besser ausweichen können. Ein Beispiel dafür ist die aktuell diskutierte Variante aus Südafrika. Sämtliche Veränderungen bzw. Mutationen entste- »
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