lausebande-02 -2021

Aktuelles :: Seite 24 vermittelt, vieles laufe schief. Die Realität zeigt ein- mal mehr, dass wir uns auch hier mal etwas locker machen sollten. Eine Pandemie ist ein Ausnahmezu- stand, den es ein ganzes Jahrhundert so nicht gab, da kann nicht jedes Land perfekt sein und wir müssen lernen, dass Deutschland aufgrund einiger Defizite nicht in jedem Bereich zur Weltspitze zählen kann. Zudem ist gerade die viel gescholtene Bestellung des Impfstoffs im Grunde eine seltene Sternstunde Eu- ropas. Dass hier nicht jedes Land egozentrisch zu- geschlagen hat, sondern gemeinsam agiert und be- stellt wurde, macht bei der Bekämpfung der Pande- mie auch Sinn. Deutschlands Wirtschaft braucht die Nachbarn und eine neue Normalität wird es auch nur geben, wenn die Pandemie grenzüberschreitend im Griff ist. Insgesamt sieht es aber auch hier viel bes- ser aus, als es die öffentliche Diskussion vermittelt: Impfraten: Zum Redaktionsschluss (Daten vom 20. Januar soweit vorliegend) waren weltweit in etwa 55 Mio. Dosen verimpft. Deutschland lag mit rund 1,3 Mio. Dosen weltweit hinter den USA, China, Großbri- tannien, Israel, den Arabischen Emiraten und Russ- land auf Platz sieben und in der EU an erster Stelle. Einen recht guten globalen Überblick liefert der US- Mediendienst Bloomberg im Anschluss an den Über- blick zu Impfungen in den USA (siehe QR-Code). In Deutschland hatten somit zum 20. Januar 1,25 Mio. Menschen eine Erstimpfung erhalten, etwas über 40.000 bereits die Zweitimpfung. Täglich lag die Ka- pazität in unserem Land bei über 70.000 Impfungen – und die Struktur der Impfzentren befindet sich erst im Aufbau, bislang wird nur mobil und in wenigen Zentren geimpft, Liefermengen der Impfstoffe wer- den im Frühjahr deutlich zunehmen. Auch wenn der Impfstart etwas holpern mag, stehen wir insgesamt gut da. Das Impfdashboard gibt hier einen tagesak- tuellen Überblick (siehe QR-Code). Impfreihenfolge: Die Reihenfolge, in der Menschen in Deutschland eine Impfung erhalten, wurde von Experten in der Ständigen Impfkommission (STIKO) erarbeitet. Das hat sich kein Politiker ausgedacht. Geimpft wird nach Sterblichkeitsrisiko abnehmend, also jene mit dem höchsten Risiko zuerst. Insgesamt wurden fünf Risikoklassen eingestuft, die vorrangig geimpft werden, bevor alle übrigen Menschen un- ter 60 Jahren an die Reihe kommen. Aufsummiert umfassen diese fünf Risikogruppen 36,6 Mio. Men- schen. Unterstellt man eine Impfbereitschaft von etwa 70 %, die sich abzeichnet, sind das immer noch rund 25 Mio. Menschen, die je zwei Impfdosen erhal- ten – also werden die ersten 50 Mio. Impfdosen in Deutschland allein diesen Risikogruppen zustehen. Das macht sicher klar, warum sich Familien bzw. El- tern freuen dürfen, wenn im Spätsommer oder Früh- herbst tatsächlich ein Impfangebot erfolgen kann. Auch wenn bei den Bundesländern zum Start nicht alles rund läuft, so gibt es langfristig doch einen ver- lässlichen Rahmen. Impfreaktionen: Zum Redaktionsschluss lagen be- reits erste belastbare Ergebnisse zu Impfreaktionen aus den USA vor. Bei knapp 1,9 Mio. Impfungen gab es insgesamt 21 Fälle mit Nebenwirkungen, die über erwartbare Impfreaktionen hinausgingen, allesamt aber behandelbar waren. Niemand starb. Berich- te über Todesfälle infolge der Impfung sind bei Be- trachtung der Impfreihenfolge völlig logisch: Wenn zuerst Millionen Menschen der höchsten Risikogrup- pe jenseits der 80 Jahre in vielen Ländern der Welt eine Impfung erhalten, sterben natürlich auch Men- schen dieser Risikogruppe aufgrund ihres Alters oder anderer Erkrankungen. Im Zusammenhang mit Impf- skepsis werden oft unbekannte „Langzeitfolgen“ an- geführt. Die Wissenschaft negiert das. Impfreaktio- nen, insbesondere schwere Impfreaktionen, treten in der Regel unmittelbar nach der Impfung auf. Bei den 21 in den USA beobachteten Fällen waren es im Durchschnitt 13 Minuten nach der Impfung. Meist handelt es sich um allergische Reaktionen. Inzwi- schen kommen z.B. im Falle Biontech zu den 40.000 Testpersonen der klinischen Studie bei der Impfstof- fentwicklung Millionen weltweit geimpfte Personen hinzu – gäbe es tatsächlich ein erhöhtes Risiko, wäre das längst bekannt. Wie bei jeder medizinischen In- dikation bleibt natürlich auch bei der Impfung im- mer ein Restrisiko einer stärkeren Impfreaktion oder eines extrem seltenen Impfschadens. Gerade in den Risikozielgruppen muss aber an Rechenschwäche oder Denkvermögen leiden, wer eine Impfung aus Risikogründen ablehnt: Dem aktuellen Sterberi- Impfdashboard Impfstatus weltweit (Bloomberg) »

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