lausebande-02 -2021
Aktuelles :: Seite 26 siko von teils um oder über 10 % für Teile der Risi- kogruppen steht ein Risiko einer stärkeren Impfre- aktion von etwa 0,002 % gegenüber, das Risiko ei- nes Sterbefalls infolge der Impfung ist quasi Null. Impfungen für Kinder und Jugendliche: Die Zulas- sung der aktuell verfügbaren Impfstoffe ermöglicht grundsätzlich eine Impfung aller Menschen ab 16 Jahren. Aktuell laufen erste Studien, in denen die richtige Impfdosis für Kinder ab 12 Jahren ermittelt werden soll. Im Laufe des Jahres dürften also auch Impfstoffe für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren verfügbar sein. Ob später für noch kleinere Kinder Impfstoffe überhaupt notwendig sind, ist fraglich. Sind etwa 60 bis 70 % der Bevölkerung geimpft, wird die Ausprägung der sogenannten Herdenimmunität erwartet. Zudem sind bei Kindern und Jugendlichen keine schweren Krankheitsverläufe mit Covid-19 zu befürchten, von einigen extrem seltenen Ausnahmen bei Kindern mit Vorerkrankungen oder sehr unge- wöhnlichen Dispositionen abgesehen. Entwicklung von Impfstoffen: Aktuell sind weltweit mindestens 248 Impfstoffprojekte angelaufen. Die Entwicklung erfolgt dabei immer in klaren Schrit- ten: Einem Design eines möglichen Impfstoffs fol- gen zuerst Tierversuche und dann drei klinische Phasen, wobei sich die erste vor allem der Verträg- lichkeit und die zweite und dritte der Wirksamkeit widmen. Zuletzt kommt die Zulassung, die oft Län- dersache ist, in der EU aber gemeinsam für alle EU- Staaten geregelt wird. Zwei Impfstoffe sind in der EU zugelassen, ein dritter steht kurz vor der Zulassung. Weltweit sind in bestimmten Ländern weitere Impf- stoffe zugelassen. Zehn Impfstoffprojekte befinden sich in der letzten klinischen Studienphase und dürf- ten sich demnächst auch um eine Zulassung bemü- hen, 18 weitere Projekte befinden sich bereits in der zweiten klinischen Phase, 29 in Phase eins. Im Laufe des Jahres könnten also durchaus ein paar Dutzend verschiedene Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 verfüg- bar sein. Die Skepsis zur Schnelligkeit der Entwick- lung ist verständlich, brauchten Impfstoffe doch zu- vor mindestens rund sieben Jahre bis zur Zulassung. Wer sich die Entwicklung anschaut, wird aber sehen, dass keine Abstriche gemacht wurden – teils ganz im Gegenteil. Bis zu 40.000 Menschen in der letz- ten klinischen Phase bei Biontech und zwei Monate Abstand von dieser bis zur Zulassung geben Sicher- heit. Die Gründe für das Tempo liegen zum einen in immensen finanziellen Ressourcen, zum anderen im Rückgriff auf bereits vorliegende Ergebnisse und Pro- jekte aus über 15 Jahren Forschung nach Ausbruch des nahen „Verwandten“ SARS-CoV-1 aus dem Jahr 2003, dem völlig neuen Ansatz der mRNA-Impfstoffe und der immensen Anzahl Infizierter in der laufen- den Pandemie. Sie ermöglichten die schnelle Ver- fügbarkeit von Testpersonen und einen Abgleich der Wirksamkeit in den klinischen Phasen. Zudem wur- den erstmals viele Prozesse parallel geplant, gingen Phasen teils überlappend ineinander über und wur- den Berichte zu den Ergebnissen der Studien in ei- nem rollenden Verfahren fortwährend mit den Zu- lassungsbehörden besprochen. Wo sonst ein Schritt mit geraumer Pause nach dem anderen erfolgt, lief es diesmal quasi wie im Zeitraffer. Beeindruckend! Impfstoffe: Auch hier reißen Fake News in den sozia- len Medien nicht ab, die meist Angst vor Genmanipu- lation machen. Ein kurzer und wiederum stark ver- einfachter Einblick kann hier Sicherheit geben. Zu- erst sollte man wissen, dass es grundsätzlich zwei Arten von Impfstoffen gibt: Ein Lebend- oder Totimpfstoff schleust direkt Krank- heitserreger oder Teile davon in den Körper ein, ent- weder als stark abgeschwächte oder inaktive bzw. ab- getötete Erreger – samt einer für das Virus charakte- ristischen Fremdsubstanz, dem sogenannten Antigen. Das Immunsystemerkennt das Antigen, bildet Antikör- per und speichert es in seinem Immungedächtnis ab. Genbasierte Impfstoffe schleusen hingegen einen Bauplan bzw. eine Beschreibung des Antigens in den Körper ein, es wird dort quasi selbst hergestellt, dem Immunsystem gezeigt – das dann äquivalent zu den erstgenanten Impfstoffen wirkt. Zu den genbasier- ten Impfstoffen zählen die mRNA- und vektorbasier- ten Impfstoffe, die nun als erste die Zulassung erhal- ten haben oder kurz davor stehen. Sie sind sozusa- gen Wunderwerke der Technik. Man kann sich das so vorstellen, das man aus dem Buch, das die Beschrei- bung des Virus enthält, eine Seite herausgeschnitten hat, die man in den menschlichen Körper schleust und die dort den Bauplan bzw. die Beschreibung ei- nes bestimmten Virusteils präsentiert. Im aktuellen Fall handelt es sich um den Greifarm, mit dem das Virus an die Zellen andockt, das Spike-Protein (auf den Bildern meist rot). Die Beschreibung dieses Vi- rusteils wird dem Immunsystem präsentiert, das eine entsprechende Abwehr entwickelt. Zwei Fakten können Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen: zum einen wird viel über das Ein- »
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2