lausebande-02 -2021

Titelthema :: Seite 70 de aufgrund der langanhaltenden Diskussionen der Länder wertvolle Zeit vergeudet. Die Zeitpunkte, ab denen die Beantragung möglich war, variierten von Land zu Land und auch die End-Zeitpunkte der Antragsfristen gehen weit auseinander. Ging es um unterstützende Angebote bei der Antragstel- lung wie (Online-) Veranstaltungen, Roll-out-Pläne oder FAQs, kochte ebenfalls jedes Bundesland sein eigenes Süppchen. Als Resultat sind die Rahmen- bedingungen für digitale Bildung sehr verschieden – Bildungsqualität ist stark abhängig vomWohnort. Anregung: Föderalismus 4.0 Zwei spannende Thesenpapiere liefern Anregun- gen dazu, wie die föderale Bildungspolitik opti- miert werden könnte: zum einen „Beste Bildung bis 2030“ von der Friedrich-Naumann-Stiftung und zum anderen das ifo-Bildungsbarometer 2020. Die zentralen Wünsche beider Papiere de- cken sich mit unseren Erkenntnissen: Beide Pa- piere fordern eine bessere Vergleichbarkeit der Leistungsergebnisse bis hin zur Schulebene und mehr Kooperationen sowohl unterhalb der Bun- desländer als auch zwischen Land und Bund. Laut diesen Untersuchungen sollten zudem ein- zelnen Schulleitungen weitreichende Freiräume bei der Gestaltung der Bildungsinhalte einge- räumt werden. Zwischenfazit: Hausaufgaben nur zum Teil erledigt In unserer Septemberausgabe beurteilten wir die Digitalisierungsbemühungen der Länder Bran- denburg und Sachsen – mit klassischen Schulno- ten. Nun, ein halbes Jahr später, ist es Zeit für das nächste Zeugnis. Brandenburg: Für und Wider „Digitale Schule“-Note 09/2020: 4 minus „Digitale Schule“-Note 02/2021: 4 plus Dass das Bildungsministerium Brandenburgs inner- halb des letzten halben Jahres tatenlos blieb, kann man nicht behaupten. Die Schulcloud-Anmeldun- gen schossen in die Höhe, ein Großteil der Schul- träger schaffte die rechtzeitige Antragstellung der Digitalpakt-Mittel und mit einem landeseigenen Förderprogramm will das Ministerium weitere Klas- sensätze an Tablets und Laptops finanzieren. Die grundlegenden Probleme bleiben jedoch er- und öffentliches Interesse trugen in der Bildungs- politik ihren Teil zu Reformen und Gesetzesände- rungen bei, die sich global betrachtet positiv auf die Bildung der Kinder auswirkten. Nach 2012 ist jedoch wieder ein Rückgang der Punktzahlen zu beobachten. Die entsprechen- den Studien sehen im Bildungssystem nach wie vor Mängel im starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg sowie in Personal- und Ausstattungsproblemen v.a. in ökonomisch schlechter gestellten Schulen. Diese Probleme wurden im Zuge der Coronavirus-Pan- demie einmal mehr besonders deutlich sichtbar. Ein Länderwettkampf wird vermieden: Zwischen den Bundesländern gibt es leider keine ver- gleichbaren Wettbewerbe, die das Bildungsniveau auf den Prüfstand stellen. Unter Eltern und Schülern bekannt sind VERA3 und VERA8, die deutschland- weit jeweils in den dritten und achten Klassenstufen durchgeführt werden. Hierzu erklärt die Kultusmi- nisterkonferenz ausdrücklich: „VERA eignet sich nicht für ein öffentliches Ranking der teilnehmenden Schulen“. Schulen sind nicht mal dazu verpflichtet, die VERA-Ergebnisse zu veröffentlichen. So kann kein gesundes Konkurrenzdenken un- ter Schulen oder Ländern entstehen, von dem alle profitieren könnten. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass die einzelnen Bundesländer den Vergleich scheuen. Zu sehr wird die „Gefahr“ schlechter Ergebnisse gefürchtet, statt die Chance zu begreifen, von den guten Ergebnissen anderer zu lernen. Einzig die von Arbeitgeberverbänden getragene Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) stellt jedes Jahr mit dem Bildungsmonitor ein Ranking zwischen den Bundesländern auf, welches von den entsprechenden Kultusministern jedoch kaum kommentiert wird. 2. Schlechte Abstimmung Dass der Föderalismus in Deutschland seine Vortei- le nicht ausspielen kann, liegt auch darin begrün- det, dass die Bundesländer in Sachen Bildungspoli- tik oft aneinander vorbei arbeiten. Einigungen gibt es nur bei Minimalstandards, die dann alle mittra- gen. Mit diesem Konsensprinzip bestimmt jedoch immer der Langsamste das Tempo. Das Digital-Di- lemma ist eine aktuelle Ausprägung davon: Schon bevor der Digitalpakt beschlossene Sache war, wur-

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