lausebande-03-2019
Spezial :: Seite 30 Nachdem sich vor wenigen Wochen eine elfjährige Schülerin in Berlin das Leben ge- nommen hat, ist das Thema Mobbing mit ei- nem Mal wieder ganz weit oben auf der Agenda von Medien und Politik. Dabei ist das Thema leider ein Dauerbrenner – und müsste in Schulen aber auch in Familien immer präsent sein. Wer sich Statistiken anhört oder Erfahrungsberichte von Kindern in Internetforen liest, weiß: Da liegt ei- niges im Argen. Das Thema Mobbing betrifft fast alle Eltern von Schulkindern. Ab einem bestimmten Al- ter hat fast jedes Kind schon Mobbing erlebt, sei es als Opfer, als Täter oder als Mitwisser. Mobbing ist kein Randphänomen Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zur Le- benswelt von Kindern und Jugendlichen kommt zu dem Ergebnis, dass sich jedes dritte Kind an einer Ober- oder Gesamtschule nicht mehr sicher fühlt. An Grundschulen und Gymnasien liegt der Anteil bei 20 Prozent. Es gibt leider nur wenige aktuelle und stichfeste Studien und Untersuchungen zu dem Thema. In ei- ner Befragung der Leuphana-Universität Lüneburg von 2009 gab fast jeder zweite befragte Schüler an, in den zurückliegenden drei Monaten in irgendei- ner Form Erfahrungen mit Mobbing gemacht zu ha- ben, gut 30 Prozent wurden schikaniert oder fertig gemacht, zehn Prozent haben Gewalterfahrungen gemacht, wurden also beispielsweise getreten oder geschlagen. Die PISA-Studie von 2017 fragte unter 15-Jährigen ebenfalls nach Mobbingerfahrungen. Demnach er- lebt fast jeder sechste regelmäßig Mobbing. Bil- dungsforscher und OECD-Direktor Andreas Schlei- cher forderte daraufhin, Mobbing in Deutschland stärker zu thematisieren und eine klare Null-To- leranz-Praxis zu etablieren. Das heißt im Umkehr- schluss: In jeder Familie mit Schulkindern wird der Nachwuchs entweder selbst zumMobbingopfer und -täter oder aber er hat Mobbing als „Zuschauer“ mit- erlebt. Solange Schulen das Thema Mobbing nicht ernst nehmen oder Mobbingfälle an der eigenen Schule verharmlosen, haben Täter leichtes Spiel. Sie lernen ziemlich schnell: Mein Opfer wehrt sich nicht und den Lehrern ist es auch egal, was ich mache. Um ak- tiv gegen Mobbing vorzugehen, muss man es erst- mal als solches erkennen. Eben weil Lehrer auch mal wegsehen, das Problem gern verharmlosen oder weil Eene, meene, Muh… Mobbing betrifft alle Familien. Wir geben Ratschläge für Eltern, Kinder und Lehrer.
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