lausebande-03-2019

der betroffene Schüler aus Scham schweigt, ist es für Eltern nicht immer ganz einfach zu erkennen. Dabei ist es wichtig, frühzeitig zu reagieren, denn je stär- ker sich die Mobbingbeziehung zwischen Opfer(n) und Täter(n) verfestigt hat, desto schwieriger ist es, sie aufzubrechen. Mobbing unterscheidet sich von „normalen“ Konflik- ten und Streitigkeiten zwischen Kindern durch seine Dauer. Mobbing ist ein langanhaltender Konflikt, bei dem Schikanen, Gewalt und Hänseleien über einen langen Zeitraum immer wieder vorkommen. In der Regel gibt es Opfer und einen oder mehrere Täter. Die Gewalt kann sowohl verbal, als auch körperloch und psychisch erfolgen. In den vergangenen Jahren hat sich mit dem Cybermobbing noch eine weitere Form von Mobbing entwickelt. Woran erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird: Nicht immer reden Kinder darüber, wenn sie in der Schule geschlagen, gehauen oder geärgert werden. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein: Sie schämen sich dafür, Opfer zu sein, sie suchen die Schuld bei sich selbst, sie wollen vor ihren Eltern nicht als Versager dastehen. Dennoch gibt es äuße- re Anzeichen, die darauf hindeuten, dass ein Kind gemobbt wird. Anzeichen für Mobbing: • Angst vor der Schule • Wiederkehrende körperliche Beschwerden (Bauchschmerzen, Erbrechen, Kopfschmerzen) • Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Gereiztheit • Antriebslosigkeit (keine Lust auf Hobbys, Ausflü- ge, Freunde treffen) • Das Kind erzählt nicht mehr von der Schule • Keine Einladungen mehr zu Kindergeburtstagen von Mitschülern • Verschlechterung der schulischen Leistungen • Das Kind kommt immer wieder mit blauen Fle- cken oder Verletzungen von der Schule • Schulsachen sind kaputt • Das Kind fragt nach Geld/ mehr Taschengeld Unter „weiterführende Informationen“ haben wir auf einen Mobbingtest (für Eltern und Lehrer) und auf ein Mobbingbarometer für Schulen verlinkt. An- hand einiger Fragen kann man dort überprüfen, ob man von Mobbing betroffen ist. Die Ursachen oder Auslöser für Mobbing können un- terschiedlich sein. Ganz wichtig und vielleicht trös- tet das auch Eltern: Das Mobbingopfer trägt keine Schuld an der Situation, es ist fast immer Zufallsop- fer und die Täter suchen sich einen vermeintlichen Makel aus, mit dem sie das Opfer immer wieder auf- ziehen. Das zeigt auch folgendes Stufenmodell nach Mechthild Schäfer (2012): Phasen des Mobbings: Phase 1 – Exploration: Zunächst sucht sich der Tä- ter durch kleine Gemeinheiten ein Opfer aus. Das Kind, bei dem die Gemeinheiten am ehesten ihre ge- wünschte Wirkung erzielen, wird zum Opfer. Phase 2 – Konsolidierung: Der Täter beginnt mit sys- tematischen Attacken auf das Opfer. Spätestens jetzt müssen Lehrer und Mitschüler aktiv werden und dem Täter klare Grenzen aufzeigen. Wenn er in dieser Phase erfährt, dass sein Verhalten ignoriert bzw. toleriert wird, wird sich die Täter-Opfer-Rolle verfestigen. Phase 3 – Manifestation: Wenn in Phase 2 keine Ge- genmaßnahmen eingeleitet wurden, gelingt es dem Täter nun, auch Mitschüler auf seine Seite zu ziehen. Die Täter-Opfer-Rolle ist jetzt klar und fast irreversi- bel festgelegt. Der Täter erfährt Anerkennung, das Opfer Ablehnung und Isolation. Über diese Phasen und den langen Zeitraum ent- steht ein immer stärkeres Macht-Ungleichgewicht zwischen Täter und Opfer. Aus diesemMachtgefüge kann sich das Opfer irgendwann nicht mehr aus ei- gener Kraft befreien. Ein Kind, das gemobbt wird, braucht unbedingt Un- terstützung, natürlich von den Eltern, aber möglichst auch von den Lehrern und seinen Mitschülern. Beim Thema Mobbing ist immer von Opfern und Tätern die Rede, aber auch alle anderen Schüler in der Klasse spielen eine wichtige Rolle und können durch ihr Verhalten dazu beitragen, dass die Mobbingsituati- on beendet oder aber fortgesetzt wird. Rolle von Schülern bei Mobbing: • Täter sind aktiv und initiieren Mobbing. Sie über- nehmen selbst die Führungsrolle in der Gruppe und stiften ihre Mitschüler zum Mitmachen an. • Täter-Assistenten beteiligen sich aktiv am Mob- bingprozess, sie beginnen diesen jedoch nicht selbst. Sie unterstützen den Täter bei seinen At- tacken. Spezial :: Seite 31

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