lausebande-03-2019

Spezial :: Seite 33 folge in der Freizeit das Selbstbewusstsein, zweitens findet das Kind über einen Verein Freunde. Dieses soziale Netz ist wichtig, wenn die Freundschaften in der Schule wegbrechen. Abgeraten wird davon, die Eltern des Täters anzu- sprechen. Das kann den Konflikt noch weiter ver- schärfen. Stattdessen sollte man zunächst den Klas- senlehrer ansprechen. Wenn man dort nicht weiter- kommt, den Vertrauenslehrer oder die Schulleitung. Falls sich dann immer noch nichts tut, kann auch der Kontakt zum entsprechenden Schulamt sinnvoll sein. Über die Elternvertreter kann man ebenfalls Hil- fe erbitten. Sollte das Kind bereits stark unter den Mobbingattacken leiden, kann es nötig sein, eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Manche Kinder leiden auch noch im Erwachsenen- alter unter den Spätfolgen von Mobbing und fallen selbst im Berufsleben immer wieder in die Opferrolle. Praktische Tipps für Mobbingopfer: • Passiert Mobbing auf dem Schulweg, ggf. einen anderen Weg nehmen oder sich Nachbarskindern anschließen. • Dem Täter und dessen/ deren Clique aus dem Weg gehen (ist meist nur eingeschränkt möglich). • Keine wertvollen Sachenmit in die Schule nehmen. • Bei verletzenden Ausdrücken so tun, als habe man die Ausdrücke nicht gehört oder nicht ver- standen. • Ablenkende Bemerkungen machen, wie z. B.: „Könnte so sein.“, oder „Wenn Du es so meinst.“ • Das eigene Selbstwertgefühl stabilisieren durch das Einüben von Sätzen wie: „Das ist deren Prob- lem, nicht meins.“ oder „Ich bin okay.“ oder „Wer angibt, hat’s auch nötig.“ • Anstatt zurückzuschlagen, wenn jemand an- greift, einen älteren Schüler oder Lehrer um Hil- fe bitten. • Wenn Mitschüler schon einmal geholfen haben, sie sofort um erneute Hilfe ansprechen. • Deutlich und bestimmt dem „Angreifer“ ins Auge sehen und sagen: „Ich will das nicht, hör sofort auf.“ Und dann nach Möglichkeit ohne erkenn- bare Hektik weggehen. • Bestimmte Atemtechniken trainieren, die den Stress mindern und für eine sicherere Körper- sprache hilfreich sind. Quelle: familienhandbuch.de Übrigens gilt für alle Eltern, unabhängig, ob sie di- rekt betroffen sind oder „nur“ indirekt: Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch, lassen Sie sich immer wieder von der Schule erzählen. Wenn es Hinweise zu Mobbing in der Klasse des Kindes gibt, reden Sie mit Ihrem Kind darüber. Fragen Sie, wie es die Si- tuation wahrnimmt oder ob das Thema bereits vom Lehrer wahrgenommen und besprochen wurde. Er- mutigen Sie Ihr Kind, aktiv zu werden und wenn es nur andere Lehrer bzw. den Vertrauenslehrer infor- miert. Gerade auch das Zuschauen oder Wegschau- en vieler Schüler ermöglicht Mobbing. Suchen Sie Kontakt zu anderen Eltern und tauschen sich Sie mit ihnen aus. Nehmen Sie das Thema im nächsten El- ternabend auf. Leider passiert es tatsächlich immer wieder, dass Lehrer das Thema verharmlosen („Schüler streiten sich halt“, „Schüler müssen Konflikte untereinander regeln“) oder versuchen, das Thema unter den Tep- pich zu kehren. Denn keine Schule möchte, dass sie – wie jetzt die Berliner Grundschule mit dem Todes- fall – negativ mit dem Thema Mobbing in Verbin- dung gebracht wird. Und auch an der Grundschule in Berlin, so der Vorwurf vieler Eltern, sei das The- ma viel zu lange verharmlost worden. Genau aus dieser Angst vor schlechter Reputation ergäbe sich dabei eine Riesen-Chance für Schulen. Denn die Statistiken und Erfahrungen belegen: Es gibt keine Mobbing-freien Schulen, an jeder Schule passiert Mobbing. Wer aber ganz bewusst aktiv mit dem Thema umgeht, der kann damit bei Eltern punk- ten. Die meisten würden eine solche Schule bevor- zugen, die offen sagt: Ja, auch bei uns gibt es Mob- bing, aber wir thematisieren das im Unterricht, qua- lifizieren unsere Lehrer dazu und nehmen jeden an- gezeigten Mobbingfall ernst und suchen nach einer Lösung. Exkurs Cyber-Mobbing: Attacken aus dem Netz Durch die rasante Verbreitung von Smartphone und Co. findet Mobbing heute immer häufiger vir- tuell statt – mit den gleichen gravierenden realen Auswirkungen. Im Fall von Cyber-Mobbing (auch Cyber-Bullying) finden die verbalen Angriffe über Chatgruppen, Messenger-Dienste und soziale Netz- werke statt. Die Täter verbreiten Lügen und Gerüch- te über die online-Kanäle, versenden peinliche Fotos und Videos, schüchtern und beleidigen oder grün-

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