landebande-03-2020

Titelthema :: Seite 36 le gehen. Durch Nachsorge-Angebote und die enge Einbindung der Eltern ist die Nachhaltigkeit der durchgeführten Maßnahmen größer. Eine der bundesweit ersten Einrichtungen, welche die ambulante Kinder-Reha anbieten, findet sich in Cottbus – für Lausitzer Familien ein Glücksfall. Das von der Reha Vita im neuen Gesundheitszentrum Ostrow umgesetzte Pilotprojekt bietet die Vorteile einer umfassenden Reha, ermöglicht dem Kind aber zugleich, in seinem sozialen Umfeld zu bleiben. Es war auch ein Glücksfall für Neele und ihre Fa- milie, die zu den ersten Patienten gehören, die das Angebot wahrnehmen: „Unsere Tochter Neele konnte in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und wie gewohnt zur Schule gehen. Auch ihrem Hobby, dem Showtanz, der ihr viel Spaß und Freude macht, konnte sie wie gewohnt nachgehen. Die eingeübte Tanzchoreografie für wichtige Wettkämpfe musste nicht wegen ihrem Fehlen umgestellt werden“, be- richtet ihre Mutter. Kinder-Reha oder Mutter-Kind-Kur? Wer sich intensiver mit dem Thema Kinder- und Jugendrehabilitation beschäftigt, wird schnell mer- ken, dass es unterschiedliche Angebote gibt und es gar nicht so leicht ist, den Überblick zu behalten: stationär, ganztägig ambulant, wohnortnah ambu- lant. Und dann gibt es noch die Mutter-Kind-Kur. Beides wird gelegentlich verwechselt, verfolgt aber unterschiedliche Ziele. Bei einer Mutter- bzw. Vater- Kind-Kur steht die Gesundheit des behandelten El- ternteils im Fokus. Typische Diagnosen, die zur Kur führen sind Erschöpfungssymptome, psychische Erkrankungen oder Rückenbeschwerden. Kinder sind in der Regel nur als Begleitperson dabei. Haben auch sie gesundheitliche Beschwerden wie Asthma oder Neurodermitis, können sie während der Kur ebenfalls therapeutische Maßnahmen wahrneh- men. Ansonsten ist die Begleitung durch Kinder nur möglich, wenn diese nicht durch andere Personen wie den Papa oder die Großeltern betreut werden können oder wenn sie für eine Trennung von der Mama noch zu jung sind. Antrag und Finanzierung laufen bei der Mutter-Kind-Kur ausschließlich über die Krankenkasse, in den meisten Fällen ist eine Zu- zahlung erforderlich. Die stationäre oder ambulante Kinder-Reha legt dagegen den Fokus auf die Gesundheit des Kindes bzw. Jugendlichen. Kinder mit chronischen Erkran- kungen wie Adipositas, Asthma, Neurodermitis oder psychischen Auffälligkeiten haben Anspruch auf eine Reha. Eltern dürfen als Begleitperson mit- kommen und werden teilweise in die Behandlung mit einbezogen. Beantragt wird die Kinder-Reha beim zuständigen Rententräger, der bei Genehmi- gung auch die kompletten Kosten, inkl. Lohnaus- gleich für den mitreisenden bzw. teilnehmenden Elternteil und die Fahrtkosten übernimmt. Wann ist eine Reha fürs Kind sinnvoll? Dass die Kosten für eine Reha von der Deutschen Rentenversicherung übernommen werden, hat ei- nen einfachen Grund: Es geht darum, die spätere Ausbildungs- und dann vor allem Arbeitsfähigkeit zu sichern. Die Weichen dazu werden schon in der Kindheit gestellt. Für eine Kinder-Reha kommen also jene Kinder und Jugendlichen in Frage, die chronisch krank sind und dadurch der regelmäßi- ge Schulbesuch und die spätere Aufnahme einer Ausbildung bzw. Arbeit gefährdet ist. Eine Rehabi- litationsmaßnahme kann auch nach einer OP oder akuten schweren Erkrankung sinnvoll sein. „Eine Reha ist immer dann angeraten, wenn ich mit den ambulanten Angeboten im häuslichen Umfeld nicht mehr weiterkomme. Denn während einer Reha kön- nen sich mehrere Fachleute über Wochen intensiv um das Kind kümmern“, betont Alwin Baumann. Er leitete jahrelang eine Rehaklinik im Allgäu und etablierte vor zwei Jahren das Netzwerk „Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V.“ Nach seinen Erfahrungen lohnt eine Reha in fast allen Fällen: „Es gibt zwar nur wenige Studien zum „Die Kinder- und Jugendreha ist ein deutsches Erfolgsmodell. Vergleichbare Angebote gibt es in anderen Ländern nicht, außer in Österreich, wo man das deutsche Modell aufgrund seines Erfolgs übernommen hat.“ Alwin Baumann

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