landebande-03-2020
Titelthema :: Seite 43 der Reha-Maßnahme unter starker Einbeziehung der Eltern erleichtert zudem die langanhaltende Etablierung eines gesünderen Lebensstils im Alltag jeder betroffenen Familie.“ Künftig können in Cottbus neben der Diagnose Übergewicht bzw. Adipositas auch psychische Stö- rungen wie AD(H)S behandelt werden. Christian Seifert ergänzt: „Zunächst beschränken wir uns mit der ambulanten Reha noch auf diese zwei Diagno- sen. Perspektivisch ist eine Ausweitung auf weitere Diagnosen denkbar. So behandeln wir im Rahmen der Heilmitteltherapie bereits seit vielen Jahren Kin- der mit sprachlichen oder neuropädiatrischen Prob- lemen und haben hier sehr gut qualifizierte Thera- peuten.“ Noch gibt es nach Ansicht von Alwin Baumann viel zu wenig ambulante Angebote wie in Cottbus. Von den knapp 33.000 über die DRV durchgeführten Kinder-Rehabilitationen waren nur wenige ambu- lant. Baumann vermutet, dass bei einer Ausweitung des Angebotes auch deutlich mehr Familien eine ambulante Reha beantragen würden: „Ich gehe da- von aus, dass wir in den kommenden Jahren etwa zehn bis 15 Einrichtungen in Deutschland haben werden, die eine ambulante Reha anbieten.“ Dazu kämen die Kliniken, die ambulante ganztägige Reha-Angebote unterbreiten. Für die Familien ist das Cottbuser Pilotprojekt schon jetzt ein Gewinn, berichtet Ines Busch von der Reha- Vita: „Die Bereitschaft der Eltern ist sehr groß, sie nehmen sogar weite Fahrtwege in Kauf, um ihren Kindern zu helfen.“ So wie die Eltern von Neele, die einen gut 40 km langen Anfahrtsweg haben und da- für auch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind: „Wie wir es erwartet haben, ist die Belastung für Neele und uns sehr hoch, aber nicht stressig“, berichtet ihre Mutter. Durch gute Absprachen inner- halb der Familie und das Verständnis von Schule und Arbeitgeber, lasse sich die Reha gut in den All- tag integrieren. Ihr Fazit fällt daher schon nach we- nigen Wochen rundum positiv aus: „Neele und ich als Mama fahren sehr gern zur Reha, wir sind immer noch sehr motiviert und freuen uns auf die anderen Kinder und ihre Eltern.“ Das sagen die Eltern – zwei Erfahrungsberichte von Lausitzer Familien „Ausgangspunkt war eine Kontrolluntersuchung meines Sohnes beim Kinderarzt. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden schlechte Blutwerte festge- stellt. Anschließend wurde uns seitens der Kinder- ärztin dieses Reha-Modell vorgestellt. Grundsätz- lich stehe ich als Mutter diesen Maßnahmen offen gegenüber, schließlich dient es der Gesundheits- förderung meines Kindes. Ungeachtet dessen sehe ich einen großen Vorteil in diesem Modell, da das Kind seine gewohnte Umwelt nicht verlassen muss und die Maßnahmen bereits nach dem Erlernen in den Alltag integrieren kann. Ungeachtet dessen ist der zeitliche Aufwand für Schularbeiten auch etwas ausgeprägter als unter normalen Bedingungen. Mit einer lösungsorientierten Kommunikation der Schu- le und des Arbeitgebers ist jedoch nichts unmög- lich, daher gilt mein Dank auch beiden Organisa- tionen für das Verständnis und die Unterstützung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Umsetzung der Sport- therapien besonders lobenswert. Der hohe Grad der Sensibilisierung, welchen mein Kind und ich durch Einzelgespräche und Gruppendynamik erfahren ha- ben, führte schon zu ersten offensichtlichen Erfol- gen. Die Gewichtsreduktion meines Kindes bewegt sich momentan zwar nur im marginalen Bereich, dennoch sind äußerliche Veränderungen innerhalb der ersten zwei Reha Wochen seitens der Umwelt schon positiv wahrgenommen worden.“ Familie Knackmuß, Briesen/ Spreewald „Wir brauchten Hilfe im Kampf gegen die Adipo- sitas unserer Tochter. Wir hatten zunehmend das Gefühl, es nicht mehr ohne professionelle Hilfe in den Griff zu bekommen und gesundheitliche Proble- me nicht mehr abwenden zu können. Durch unsere Kinderärztin und durch das Klinikum Cottbus wur- den wir auf das Modell der Reha Vita aufmerksam. Erste Kontakte wurden zeitnah hergestellt und was wir hörten, machte uns neugierig, hoffnungsvoll, zuversichtlich und überzeugte. Trotz der hohen Be- lastung, die uns allen bevorstand, sahen wir grund- legende Vorteile dieses Modells für unsere Tochter und uns. Meine Tochter fühlt sich in der Gruppe sehr wohl und mag besonders das Kochen. Ihre Therapeuten findet sie sehr sympathisch und ein- fühlend. Ich als Mama finde den Austausch mit den anderen Eltern genauso wichtig wie die Arbeit mit den Therapeuten. Ich habe schon viel Neues rund um Ernährung und Bewegung sehr gut vermittelt bekommen. Viel Spaß habe ich bei den gemeinsa- men Bewegungseinheiten mit den Kindern. Nach
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