84 › Titelthema anpassen – und sind nicht an den starren Rahmen von klassischen Teilzeitstellen gebunden. Das ist für die Karriere interessanter und in der Regel ist es auch finanziell attraktiver. Möglich sind – wenn der Arbeitgeber mitmacht – auch zwei 60-Prozent-Stellen, statt 50/50. Diese Variante ist vor allem für Mütter in Führungspositionen attraktiv. Nutzen sie dieses Modell, spricht man von Top-Sharing oder Doppelspitze. Bisher spielt es in der Unternehmenspraxis nur eine untergeordnete Rolle. Statistische Erhebungen dazu gibt es nicht. Schätzungen gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der Unternehmen in Deutschland das Modell anbieten. Unternehmen profitieren von Frauen Da sich trotz solcher Modelle auf deutschen Chefsesseln nicht viel tut, wurde nach langer öffentlicher Debatte vor zehn Jahren eine erste zaghafte Frauenquote eingeführt. Das 2015 vom Bundestag beschlossene Gesetz verpflichtet große börsennotierte Unternehmen neu zu besetzende Aufsichtsratsposten zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen. Die Quote wirkt: Der Anteil an Frauen in diesen Positionen konnte so von 22 Prozent (Anfang 2015) auf 38,8 Prozent (Ende 2024) erhöht werden. In diesen Unternehmen wurde im gleichen Zeitraum auch der Anteil weiblicher Vorstände erhöht. Da dieses Gesetz nur etwa 100 Unternehmen in Deutschland und nur die Aufsichtsräte betrifft, folgte 2021 ein weiteres Gesetz. Dieses legt eine Frauenquote fest für Vorstände in börsennotierten Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten. Kleinere börsennotierte Unternehmen müssen zudem begründen, wenn sie in ihrem Vorstand keine Frauen haben. Anfang 2023 ist zudem die EU-FührungspositionenRichtlinie in Kraft getreten. Demnach sollen in Aufsichtsräten großer Börsenunternehmen in der EU bis Ende 2026 mindestens 40 Prozent Frauen vertreten sein. Alternativ gilt eine Quote von 33 Prozent für Aufsichtsrat und Vorstand. Eine 2023 von der Universität Tübingen veröffentlichte Studie zeigt, dass die Quote offenbar nicht nur den Frauen, sondern auch den Unternehmen zugutekommt: Sitzen mehrere Frauen im Aufsichtsrat, erhöht dies die Profitabilität. „Unterschiedliche Perspektiven im Aufsichtsrat führen dazu, dass mehr Alternativen abgewogen und bessere Entscheidungen getroffen werden können“, sagt Studienautorin Kerstin Pull. Sitzt nur eine einzige Frau im Aufsichtsrat, wird sie von ihren männlichen Kollegen häufig eher als Vertreterin ihres Geschlechts und weniger als Individuum mit einer spezifischen Expertise wahrgenommen. „Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen Chancen verpassen, wenn sie nur ausnahmsweise mal eine Frau in ihre Leitungs- und Kontrollgremien berufen, statt Frauen systematisch in solche Positionen hinein zu entwickeln“, so Pull. 72% 28% ZEIT FÜR DIE FRAUENQUOTE? Männer Frauen Anteil der von Frauen geführten Betriebe in Südbrandenburg. Quelle: IHK Cottbus, HWK Cottbus In Deutschland und in der Lausitz ist nur knapp jede dritte Führungsposition durch ein Frau besetzt, dabei zeigen Studien: Frauen machen Unternehmen profitabler. Foto: jacoblund, istock
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