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Interview :: Seite 29
Auf ihrer Ministerseite für Kleine – www.kinder-
ministerium.de – steht, dass ihre Lieblingsfarbe
Pink ist. Findet sich das auch in Ihrem Ministerbü-
ro wieder?
Ehrliche Frage, ehrliche Antwort: Nein.
Sie sind schon mit 14 in die Politik gegangen, wel-
che anderen Dinge haben Sie in jungen Jahren
noch angetrieben?
In der Schule wurde ich insbesondere von zwei
Lehrern unterrichtet, die mich sehr geprägt haben,
weil sie auf motivierende Art und Weise Wissen
vermittelt und Engagement gefördert haben. Zu-
gleich konnte ich von einem Zuhause profitieren,
in dem meine Eltern mir großes Vertrauen entge-
gengebracht und Freiräume gelassen haben. So
habe ich mich nicht nur früh in der Jungen Union
engagiert, sondern war auch lange ehrenamtlich in
der Kommunalpolitik aktiv.
Sie schützen ihr Privatleben extrem, wie gelingt es
Ihnen bislang, die Jagd der modernen Medienge-
sellschaft nach einem Schnappschuss Ihrer Toch-
ter zu gewinnen?
Je weniger ich darüber rede, desto geringer ist das
Interesse.
Wer kümmert sich um Ihre Kleine, wenn Sie Politik
machen?
Mein Mann und ich haben das Glück, auf die Un-
terstützung unserer Familien zählen zu können –
ohne sie wäre es wohl nicht möglich, dass wir bei-
de Vollzeit mit Kind arbeiten.
Sie sind im September nach einer kurzen Mutter-
Auszeit in die Bundespolitik zurück gekehrt – wie
sehr beeinflusst die Mutter jetzt die Politikerin?
Natürlich sind mir manche Themen nun auf andere
Weise vertraut, weil ich sie als Mutter selbst erfah-
re. Dennoch sollte der Maßstab einer Familienmi-
nisterin oder eines Familienministers nicht sein,
dass sie oder er Kinder hat. Man kann ja auch
Haben Sie eine kurze Antwort auf die Frage:
Wie steht es umDeutschlands Familien?
Eltern brauchen Zeit, um ihre Kinder ins
Leben zu begleiten, und sie brauchen Zeit, wenn
Angehörige Unterstützung benötigen oder pfle-
gebedürftig werden. Aus Studien wissen wir: Der
Wunsch nach mehr Zeit für Familie rangiert weit
vor dem Wunsch nach mehr Geld oder nach bes-
serer Kinderbetreuung. Ob Familien zusammen
halten, ob Eltern und Kinder füreinander da sein
können, ist in erster Linie eine Frage der Zeit. Des-
halb möchte ich mit meiner Familienpolitik den
Menschen mehr Zeit für Verantwortung geben und
es ihnen erleichtern, Beruf und Familie besser mit-
einander zu vereinbaren.
Wie sehr geht Ihnen die Frage nach der Vereinbar-
keit von Beruf und Familie in ihrem eigenen Fall
auf die Nerven?
Diese Frage geht mir nicht auf die Nerven, sie liegt
ja auf der Hand seitdem ich selbst Mutter gewor-
den bin – ich kann die Frage deshalb gut nachvoll-
ziehen. Ich möchte aber dennoch mein Privat- von
meinem Berufsleben so gut es geht trennen und
gehe mit Informationen über mein Familienleben
sparsam um.
Ist es nicht schwer, gerade bei einem so emotiona-
len Thema wie Familienpolitik Beruf und eigenes
Familienleben voneinander zu trennen?
Nein, im Gegenteil. Ich möchte den Familien in
diesem Lande bewusst keine Vorgaben, Leitbil-
der oder Lebenskonzepte aufdrängen. Jeder muss
in Absprache mit seinem Partner frei entscheiden
dürfen, welche Rollenverteilung man in der Fami-
lie haben möchte. Ich möchte, dass in Deutschland
eine Vielfalt von Lebenskonzepten vom Staat ak-
zeptiert, unterstützt und gefördert wird. Insofern
ist es auch unerheblich, wie ich als Privatperson
mein Familienleben führe.
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