Seite 31 - lausebande-04-2014

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Titelthema :: Seite 31
Ein Interview mit Birgitt Thiesmann, Heimtier-Expertin bei VIER PFOTEN
Wer ein Tier verschenkt,
verschenkt ein Leben
Wie gut geht es unseren
Haustieren?
Das kann ich pauschal
nicht sagen, aber viele Haustie-
re leben nicht artgerecht. In ei-
ner Wohnung können die Halter
nicht den Lebensraum bieten, den
die Tiere brauchen. Hamster oder
Wellensittiche leben in der freien
Wildbahn nicht in Käfigen. Vie-
le Haustiere leben wie unter ver-
schärften Haftbedingungen. Oft
sogar in Einzelhaft. In Deutsch-
land ist es gesetzlich nicht gere-
gelt, dass bestimmte Tiere nicht
allein gehalten werden dürfen.
Aber gerade Meerschweinchen,
Wellensittiche und Kaninchen
brauchen Artgenossen. Da hilft es
auch wenig, ein Meerschweinchen
und ein Kaninchen zusammen zu
sperren.
Warum denken so viele Men-
schen, dass sie ihre Haustiere art-
gerecht halten?
Haustierhalter sind in der gro-
ßen Mehrzahl keine schlechten
Menschen, die es mit ihren Tie-
ren nicht gut meinen. Leider den-
ken die meisten Menschen vor der
Anschaffung eines Haustiers aber
nicht gründlich nach. Oft wün-
schen sich die Kinder ein Haus-
tier und dann wird eins gekauft.
Die Eltern müssen aber verantwor-
tungsbewusst sein und abwägen,
ob das Kind alt genug für das Tier
ist oder der Wunsch nach einem
tierischen Freund nur eine Pha-
se ist.
Ab wann sind Kinder verantwor-
tungsbewusst genug?
Kinder sollten mindestens schon
zur Schule gehen. Sie müssen be-
reit dazu und in der Lage sein, sich
um das Tier zu kümmern. Kleine
Kinder sind oft noch grob in ih-
rer Motorik. Das ist ganz normal.
Wenn sie ihrem Hamster oder
Hund einen Klaps auf den Kopf
geben, dann meinen sie das nicht
böse. Für die Tiere ist das jedoch
weniger angenehm. Viele Haustie-
re leiden, ohne dass die Menschen
es merken.
Welche Beispiele können Sie aus
Erfahrung nennen?
Besonders Meerschweinchen, Ka-
ninchen und Hamster lassen sich
nicht gerne anfassen. Sie eig-
nen sich nicht zum Spielen und
Kuscheln. Wenn Meerschwein-
chen scheinbar friedlich und still
im Arm liegen, dann ist das eine
Schutzhaltung. Die meisten Men-
schen verwechseln dieses Verhal-
ten mit Zuneigung und Zufrieden-
heit. Auch Hamster, die in ihren
Laufrädern nachts Kilometer zu-
rücklegen, sind oft alles andere
als glücklich. Der Hamster rennt
nicht, weil es ihm gut geht, son-
dern weil es sein natürlicher
Drang ist. Was eigentlich gut ge-
meint ist, wird schnell zur Tier-
quälerei. Die unnatürliche Hal-
tung im Laufrad ist schädlich für
Gelenke und Rücken. Auch die
Pfoten können sich schnell ver-
letzen. Eltern sollten das wissen.
Wie können Eltern ihre Kinder auf
ein Haustier vorbereiten?
Sie müssen ihren Kindern deut-
lich machen, dass ein Tier kein
Spielzeug ist, das nach Belieben
geknuddelt und gedrückt werden
darf. Eltern können ihren Kindern
den respektvollen Umgang mit
Tieren vorleben und die artspe-
zifischen Bedürfnisse des neuen
Freundes erklären. Schrittweise
sollten die Kinder dann Verant-
wortung übernehmen, ohne dass
die Eltern diese ganz abgeben.
Gibt es überhaupt Tiere, denen es
als Haustier gut gehen kann?
Ja, die gibt es. Der Hund ist seit je-
her Begleiter des Menschen. Er ist
glücklich, wenn man sich inten-
siv um ihn kümmert, zwei bis drei
Stunden am Tag mit ihm spazie-
ren geht und ihn mit Artgenossen
spielen lässt. Ein Hund darf aber
nie die Rolle eines Lebenspartners
oder Kindes einnehmen. Auch
Katzen sollten so oft wie möglich
Freigang haben. Darauf zu ach-
ten ist, dass die Katzen kastriert
sind. Kaninchen können in einer
Wohnung ebenfalls artgerecht ge-
halten werden. Sie brauchen aus-
reichend Platz zum Hoppeln und
Möglichkeiten zum Nagen. Von
herkömmlichen Käfigen aus dem
Handel [...[.
»
Das ausführliche Interview
lesen Sie in unter
www.lausebande.de