lausebande-04-2021

20 › Aktuelles So werden beispielsweise die Tiere artgerechter gehalten, bei der Lebensmittelherstellung sind deutlich weniger Zusatzstoffe erlaubt und für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gelten stren- gere Vorgaben. Wer mit dem Kauf von Biopro- dukten etwas für seine Gesundheit, für die Um- welt und für die Tiere tun will, der sollte vielleicht doch lieber auf die etwas teureren Bio-Produkte der Anbauverbände zurückgreifen. In Deutschland ist gut die Hälfte aller Ökobauern- höfe Mitglied in einem der Verbände und geht damit über die Mindeststandards hinaus. Auch innerhalb der Verbände gibt es nochmal Unter- schiede. So hat der Anbauverband Demeter, der bereits 1925 gegründet wurde und damit als Pio- nier in Sachen Bio gilt, besonders strenge Richtli- nien. Demeter-Betriebe wirtschaften im Einklang mit der Natur und streben eine möglichst ge- schlossene Kreislaufwirtschaft an, bei der wenig Futter oder Saatgut von außen zugekauft werden muss. Sie setzen auf biodynamische Bewirtschaf- tung. Tiere werden möglichst in kleinen Herden gehalten und dürfen nicht enthornt werden, was in Biobetrieben sonst durchaus üblich ist, um zu verhindern, dass sich die Tiere gegenseitig ver- letzten. Im Sommer bekommen die Tiere min- destens 50 Prozent Grünfutter (statt Silage). Der auch unter Biobauern umstrittene Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel ist für Tomaten und Kartoffeln untersagt. Natürliche Aromen sind verboten. Derzeit arbeiten rund 1.500 Land- wirte nach den biodynamischen Richtlinien von Demeter. In der Lausitz sind das die Höfe Gut Og- rosen und Landgut Pretschen im Spreewald und Bauer Glück sowie der Lindenhof bei Görlitz. Warum Bio kaufen? Insgesamt gab es Ende 2019 in Deutschland rund 35.000 Ökolandhöfe. Bei insgesamt rund 270.000 heißt das: etwa 13 Prozent der Land- wirte bauen nach Öko-Standards an. Ihr Anteil ist damit allein in den letzten fünf Jahren um etwa 5 Prozent gewachsen. Bio boomt auch in der Pandemie – im Jahr 2020 erreichte der Um- satz bei Bio-Lebensmitteln in Deutschland mit knapp 15 Milliarden Euro einen neuen Rekord. Das Bundeslandwirtschaftsministerium erfragt in einer repräsentativen Umfrage regelmäßig die Vorlieben der Verbraucher für Biolebensmittel. Die Ergebnisse werden im Ökobarometer ver- öffentlicht. Die letzte Umfrage von 2019 ergab: Inzwischen greifen fast 60 % (rund 25 %) häufig oder ausschließlich zu Biolebensmitteln, mehr als ein Drittel (rund 50 %) gelegentlich und nur 7 % (26 %) kaufen nie Bio. In Klammern sind die Zahlen aus dem Ökobarometer 2013 aufgeführt und zeigen die äußerst dynamische Entwicklung hin zu Bio. Kauften 2013 Jüngere noch deutlich häufiger Bio als Ältere, so sind inzwischen alle Generationen gleichauf. Am häufigsten wird aufs Biosiegel geachtet bei Obst und Gemüse, bei Eiern und bei Kartoffeln. Wer auf Bio wert legt, dem ist auch regionale Er- zeugung wichtig. Die wichtigsten Gründe, warum Kunden überhaupt zu Bio greifen: artgerechte Tierhaltung (95 %), regionale Herkunft (93 %), faires Einkommen für Erzeuger (92 %), geringere Schadstoffbelastung (90 %), Beitrag zum Umwelt- schutz und gesunde Ernährung (je 89 %). Im Breischälchen und auf Kindertellern landet häufiger bio als bei den Großen. Spätestens wenn aus Paaren Eltern werden, befassen sie sich das erste Mal mit dem Thema. Viele achten darauf, in der Schwangerschaft und für ihre Kinder Biole- bensmittel zu kaufen. Ihnen sind die gesundheit- lichen Aspekte wichtig. Zudem haben Biomöhren und Bioäpfel einen natürlicheren Geschmack. Da bei Bio nur wenige natürliche Aromen erlaubt sind, schmecken die Lebensmittel ursprünglicher. Kinder entwickeln einen besseren Geruchs- und Geschmackssinn, wenn sie von klein auf hoch- wertige, wenig verarbeitete Lebensmittel essen und trinken. Ein hoher Nitratgehalt kann gerade für Babys kritisch sein. Da der Organismus von Babys und Kleinkindern unter drei Jahren sehr empfindlich ist, gelten für diese Lebensmittel in Deutschland strenge Richtlinien. In der Diätver- ordnung ist festgelegt, dass spezielle Lebensmittel für Kinder unter 36 Monaten frei von Pestiziden und sonstigen Schadstoffen sein müssen und dass künstliche Farb-, Konservierungs- und Aroma- stoffe und Süßstoffe verboten sind. Aus diesem Grund stehen auch viele Babyprodukte vom Brei bis zur Reiswaffel in Bioqualität im Regal. Damit lässt sich eine wichtige Frage beantworten: Warum sollten Kunden zu den meist teureren Bioprodukten greifen, wo doch Lebensmittel in Deutschland ohnehin streng kontrolliert sind? Ein wichtiges Argument der Biobranche: Sie sind gesünder. Da Biobauern beim Anbau von Obst und Gemüse komplett auf chemisch-synthetische Pestizide verzichten, deutlich weniger Zusatz-

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