lausebande-04-2021

28 › Aktuelles Wie zuletzt halten wir das Update kurz. Tat- sächlich gibt es aus der Wissenschaft kaum wesentliche neue Erkenntisse zum Coronavirus, dieman verständlich übermitteln sollte. An der all- gemeinen Debatte um Einschränkungen und Maß- nahmen wollen wir uns nach wie vor nicht betei- ligen. Dafür schauen wir auf den anschließenden Seiten einmal genauer auf die Situation der Kinder und Eltern – und das ganz bewusst auch mit Beto- nung bildungsstarker Familienhaushalte. Erkennt- nisse daraus verbinden wir mit einem dringenden Hinweis, wie Wissenschaft und Politik jetzt tat- sächlich Vorsorge für unsere Kinder und Familien treffen können und warum es jetzt an der Zeit ist, schnellestens eine Strategie für jene Zeit zu entwi- ckeln, in der eine ausreichend hohe Impfquote den Weg aus der Pandemie bahnt und die sogenannte „neue Normalität“ beginnen soll. Impfungen &Wirrungen Wie katastrophal sich die hier wiederholt kritisierte Erregungskultur der deutschen Tagesmedien auf die Pandemie auswirkt, hat erneut das mediale Di- lemma um den Impfstoff AstraZeneca bewiesen. Bereits bei dessen Zulassung, die aufgrund fehlen- der Studienergebnisse mit älteren Testpersonen in Deutschland für über 65-Jährige nicht empfohlen wurde, überschlug sich die mediale Debatte. In- zwischen ist nach etlichen Millionen Impfungen älterer Zielgruppen u.a. in England klar, dass der Impfstoff gerade bei Älteren viel besser als erwar- tet funktioniert. Parallel wurde über Auswirkun- gen aufs Erbgut diskutiert, die rein theoretischer Natur sind. Und dann folgte im März die nächste vermeintliche Katastrophe rund um die Hirnvenen- thrombose. Natürlich kann es richtig sein, Untersu- chungen abzuwarten und die Impfung auszusetzen – und natürlich kann man solche äußerst seltenen Nebenwirkungen erst im Fall einer Massenimpfung ermitteln, all das hat aber nichts mit einer „über- eilten“ Zulassung zu tun. Die sogenannte „Phase 4“-Überprüfung von Impfstoffen zur Feststellung sehr seltener Nebenwirkungen kannnur in derMas- senanwendung nach der Zulassung erfolgen. Nun dominieren Schlagzeilen und Angstmache aber lei- der einmal mehr die sachliche Information: Dabei bleibt das Risiko extrem selten und ist selbst in der betroffenen Risikogruppe um ein Vielfaches gerin- ger, als es die laufende Coronavirus-Pandemie und eine Erkrankung bedeuten kann. Die Ursachen der seltenen Thrombose wurden umgehend von einem Forscherteam in Greifswalde ermittelt, es bestätigt die extreme Seltenheit. Da bei Frauen im Alter von 20-55 Jahren, vor allem wenn sie die Anti-Baby-Pil- le nehmen, dieses extrem seltene Risiko eher gege- ben ist, empfiehlt sich hier eine Riskoabwägung. In Frankreich erhalten FrauenmittlerenAlters deshalb einen anderen Impfstoff. Aber man kann die Hirn- venenthrombose auch rechtzeitig diagnostizieren und therapieren. Frauen sollten Acht geben, wenn sie über den dritten Tag nach der Impfung hinaus Kopfschmerzen haben und insbesondere der Au- genwinkel, die Sicht beeinträchtigt sind. Frauen, die es genauer wissen wollen, sei Folge 81 des NDR Coronavirus Update vom 23. März mit Prof. Sand- ra Ciesek empfohlen, der das Thema ausführlich behandelt. Wer mit Risikogruppen verkehrt, in weniger kontaktarmen Tätigkeiten arbeiten muss, der leidet einfach an einer falschen Riskowahrneh- mung, wenn er sich gegen eine Impfung entscheidet – übrigens egal mit welchem Impfstoff. AstraZeneca bleibt ein hochwirksamer, guter Impfstoff und wird mit Blick auf aktuell zugelassene Impfstoffe und avisierte Liefermengen rund ein Drittel (!) der Imp- fungen ausmachen, die uns schnellstmöglich den Weg aus der Pandemie bereiten. Ohne AstreZeneca wird es in diesem Jahr kaumeinenWeg aus der Pan- demie geben. Schaut man sich Fakten zum Impfen an, kann man auch die dauerhaften Negativschlagzeilen zur Impfstrategie in Deutschland nicht verstehen. Na- türlich machen es andere Länder hier und da bes- ser. Insgesamt gehört Deutschland bei der Anzahl verimpfter Dosen aber nach wie vor zu den Top 10 weltweit, mit über 11 Mio. verimpften Dosen war es zum Redaktionsschluss am 23. März der 6. Platz – auch wenn die Impfquote im internationalen Ver- gleich weniger berauschend ist undman hier Mitte März zwischen Platz 30 und 40 rangierte. Dabei finden sich allerdings viele kaum vergleichbare, kleine Volkswirtschaften auf den Plätzen davor. Und sicher sind wir in Deutschland etwas verkopft und wollen immer perfekt sein – im zweiten Quar- tal 2021 wird sich das aber auch mit einer immen- Das kleine Corona Update Redaktion: Jens Taschenberger

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