lausebande-04-2021
Fazit Wenn im Bundesfamilienministerium von einem Marshallplan die Rede ist, klingt das nach einem Investitionsprogramm. Das klingt gut, man sollte aber genau schauen, wo Investitionen auch eine gesellschaftliche Rendite versprechen. Fast jedes Brandenburger Elternteil dürfte sich wünschen, dass die Bildung der Kinder nicht länger dem Kleinklein im Föderalismus und einer unfähigen Bildungsministerin auf Landesebene überlassen wird. Weitere Ansatzpunkte haben wir hier zu- sammengetragen. Zu wünschen wäre für Eltern und Kinder, dass die Überlastung ihren Makel verliert, dass die Politik Verständnis schafft und jetzt gemeinsam mit betroffenen Familien an Lö- sungen arbeitet. Familien wiederumwäre zu wünschen, dass sie die Kraft finden, sich im bevorstehenden Bundestags- wahljahr zu artikulieren. Notwendige Weichen- stellungen zur Durchsetzung der Geschlechter- gerechtigkeit, besserer Bildung für unsere Kinder undmehr Zeit für Familien sollten nicht zugunsten anderer Themen in den Hintergrund geraten. Wir freuen uns über Hinweise und Ergänzungen von Eltern zu den hier aufgeführten Ansatz- punkten. Wir werden versuchen, einen wach- senden Forderungskatalog auch über befreun- dete Familienmagazine zu multiplizieren und an unsere Volksvertreter in Potsdam, Dresden und Berlin zu richten. Wer mitgestalten möchte, schreibt uns an: redaktion@lausebande.de . Corona Update ‹ 35 Öffentlichkeit schaffen: Eltern in bildungsstarken Haushalten sind oft Träger unserer Leis- tungsgesellschaft. Für sie gelten Probleme bei Erziehung und Bildung der Kinder und beim Bewäl- tigen der Pandemie als Makel bzw. als Schwäche. Es muss endlich mehr Öffentlichkeit geschaffen werden, dass auch bildungsstarke Elternhaushalte dieser Ausnahmesituation vielfach nicht ge- wachsen sind. Es muss in der Gesellschaft, insbesondere bei Arbeitgebern und bei Pädagogen mehr Bewusstsein und Wissen zur Überlastung der Familien induziert werden. Strategie für die neue Normalität: Die Politik sollte jetzt beginnen, mit Experten eine Strategie für die Zeit nach der Pandemie zu entwickeln. Insbesondere in den Schulen muss der Leistungsdruck und das Festhalten an Lehrplänen enden. Sowohl Kinder als auch Eltern brauchen nachhaltig eine Entlas- tung. Im kommenden Schuljahr kann nicht so getan werden, als hätte es nie eine Pandemie gegeben. Neues Bildungssystem: Aus den Lehren der Pandemie sollte Deutschland gründlich über sein Bildungssystem nachdenken – und zwar ebenso über frühkindliche Bildung in Kitas wie über die Schulbildung. Ein verlorenes Jahrzehnt nicht nur bei digitalen Konzepten, sondern überhaupt bei modernen Bildungskonzepten und der Akademisierung sowie Verjüngung des pädagogischen Per- sonals haben für Eltern zur wohl größten Belastung geführt. Schon Benjamin Franklin wusste: Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen. 230 Jahre nach seinem Tod könnten Bundes- und Landespolitik diese Erkenntnis einmal genauer betrachten und bei unseren Kindern mit einer Umsetzung anfangen. Familienzeit: Die Wirtschaft macht bereits jetzt Druck, nach der Pandemie soll es einen schnellen Aufholeffekt geben, Wachstum muss wieder her. Schaut man sich an, wie viele Eltern einerseits in Unternehmen Verantwortung tragen, andererseits ihren Kindern und oft auch den Großeltern nachhaltig aus der Pandemie helfen müssen, so braucht es auch hier neue Rahmenbedingungen für Mütter UND Väter. Wir werden nicht von heute auf morgen schwedische Verhältniss haben können, es sollte aber schon in der Pandemie damit begonnen werden, der Wirtschaft mehr Fa- milie ins Auftragsbuch zu schreiben. Zusätzliche, staatlich festgeschriebene und bezahlte Fami- lienzeiten für Eltern mit heranwachsenden Kindern im Kita- und Grundschulalter wären ein Weg, der auch endlich einmal die Leistung von Eltern würdigt. Elterngeld hilft gerade in bildungs- starken Familien kaum – hier ist gemeinsame, freie Zeit die wichtigste Währung. Gleichstellung angehen: Hier muss Deutschland sein rückständiges Geschlechterbild angehen. Bei Entscheidungstrukturen, die fast durchweg von alten Männern dominiert werden, ein unmög- lich scheinenendes Unterfangen. In Familien wäre eine bessere Verteilung der Care-Arbeit insbe- sondere bei der Erziehung und Betreuung der Kinder aber ein Ausweg aus dem aktuellen Dilemma. Das setzt voraus, dass nicht nur Mütter, sondern auch Väter von Arbeitgebern eine entsprechende Bewertung erfahren.
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