lausebande-04-2021

Bereits im Frühsommer 2020 hatte das Deut- sche Jugendinstitut erste Ergebnisse einer Studie unter dem Titel „Kind sein in Zeiten von Corona“ veröffentlicht. Mit der Leiterin der Studie, Dr. Alexandra Langmeyer, haben wir diese Ergeb- nisse damals auch in unserem Familienmagazin besprochen. Eine zentrale Botschaft war seinerzeit, dass Kinder den sozialen Austausch mit anderen Kindern brauchen. Zum Jahresende wurde die Studie samt einer vertiefenden Befragung ausge- wählter Familien abgeschlossen – wir sprachenmit der Wissenschaftlerin nun über Erkenntnisse für den anhaltenden zweiten Lockdown: Tausende Studien widmen sich verschiedenen Zusammenhängen rund um Corona, warum gibt es kaum Studien zu Kindern? Im ersten Lockdown war unsere Studie tatsäch- lich eine von wenigen, die sich der Situation der Kinder widmete. Inzwischen sieht die Studienlage schon besser aus. Beispiele sind die COPSY- und die KiCo-Studie (Infos zu diesen Studien siehe ab Seite 32 dieser Ausgabe, Anmerkung der Redak- tion). Dass weniger Kinder zu Wort kommen, ist allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass man jüngere Kinder eigentlich nur persönlich befragen kann. Das war und ist in Coronazeiten nahezu unmöglich. Auch wir mussten viel auf Telefon und digitale Formate ausweichen. „Die Nerven scheinen am Ende“ Interviewmit Dr. Alexandra Langmeyer, Leiterin der Fachgruppe „Lebens-lagen und Lebenswelten von Kindern“ beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) Sie haben Ihre Studie verwiegend im ersten Lockdown durchgeführt, lassen sich daraus trotzdem Erkenntnisse für den zweiten Lock- down ziehen? Wir haben einen spannenden Effekt gefunden: Es tut Kindern und Eltern gut, wenn ein guter Kontakt zu Erziehern bzw. Lehrern vorhanden ist. Je in- tensiver der Kontakt, desto besser ist das Wohlbe- finden der Kinder. Das passt auch zu dem Befund, dass es Kindern mit Geschwistern besser geht. Der weitere Sozialkontakt über die Eltern hinaus, auf den im Lockdown sehr viele Familien reduziert sind, tut Kindern gut. Da war neben dem Kontakt zu Erziehern und Lehrern auch der Kontakt zu Großeltern hilfreich. An Ihrem Institut wird auch die fortlaufende Corona-Kitastudie durchgeführt, lässt sie Rückschlüsse auf die aktuelle Situation der Kinder zu? In der Studie gibt es zwar auch eine Elternbefra- gung, sie schaut aber aktuell eher auf das Infekti- onsgeschehen und den Umgang der Kitas mit der Pandemie. Es geht aktuell auch darum, wie viele Kinder sich bei Ausbrüchen anstecken. Spannend ist für Eltern sicher die Veränderung von der ersten zur zweiten Welle und nun der sichtbare Einfluss der Mutation. Es sieht inzwischen leider so aus, dass sich doch immer mehr Kinder in der Kita anstecken. Ihre Studie zeigte, dass bildungsstarke Fa- milien weniger betroffen waren, könnte der zweite Lockdown das geändert haben? Eine aktuelle, qualitative Studie aus unserem In- stitut betrachtet, wie Doppelverdiener-Paare mit der Situation zurechtkommen. Dort sah es im ersten Lockdown – ähnlich wie in unserer Studie – noch sehr gut aus. Es war anstrengend, aber die Eltern haben es noch gut gemeistert. Was nun im zweiten Lockdown zu Tage kam, das hat sich dann doch schlimm angehört. Die Nerven scheinen am Ende, Eltern empfinden den Zustand inzwischen als superanstrengend. Wenn sich mehr Studien 36 › Corona Update

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