lausebande-04-2021
Zu einer zweiten, aktuellen Studie des Deut- schen Jugendinstituts mit dem Titel „Mütter und Väter während der Corona-Pandemie – Ver- einbarkeit von Homeschooling, Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit“ konnten wir ebenso mit der Studienleiterin Dr. Anna Buschmeyer sprechen. Erste Ergebnisse werden hier erst noch veröffent- licht, ab April können interessierte Eltern die aktu- ellen Nachrichten auf der Webseite des Deutschen Jugendinstituts www.dji.de checken. Die Studie untersucht gezielt die besonderen Herausforde- rungen von Müttern mit Führungsverantwortung, entweder als Alleinerziehende oder im Doppel- verdienerhaushalt. Erste Ergebnisse zeigen eine deutliche Veränderung vom ersten zum zweiten Lockdown. Während der erste Lockdown in diesen sozial stärkeren Familienhaushalten als neue Herausforderung, verbunden mit mehr Zeit für die Familie und einem überschaubaren Zeithori- „Die Situation der Eltern hat sich stark verändert“ zont verbunden wurde, machen sich im zweiten Lockdown Erschöpfung, Überlastung bis hin zu psychischen Problemen und der Verlust von Hal- tepunkten bemerkbar. Vor allem Frauen sind überwiegend stärker belastet mit zunehmender Care-Arbeit zusätzlich zur Erwerbsarbeit. Gab es im ersten Lockdown noch Zuversicht und Ziele, herrscht im zweiten Lockdown das Gefühl einer unangenehmen, sich beständig wiederholenden Situation wie sie das Phänomen „Und täglich grüßt das Murmeltier“ beschreibt. Auch wenn diese qua- litative Studie auf einer überschaubaren Fallzahl beruht, scheinen bereits die ersten Ergebnisse die Grundtendenz unseres Gesamtthemas zu belegen: Die starke, teils von psychischen Auswirkungen begleitete Beeinträchtigung der Familien ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. den Längsschnitt anschauen, würde man sicher sehen, dass sich die Situation für alle verschlech- tert hat. Dennoch bin ich überzeugt, dass sich die Situation sozial benachteiligter Kinder und Fami- lien nochmals umso mehr verschlechtert hat. Hat man Ihres Erachtens die richtigen Schlussfolgerungen aus den Erkenntnissen gezogen, die nach dem ersten Lockdown im letzten Frühsommer vorlagen? Leider viel zu wenig! Zumindest wurde etwas gründlicher auf benachteiligte Kinder geschaut. Einrichtungen wurden in der Folge nicht nur systemrelevanten Eltern zugänglich gemacht. Positiv war, dass Sozialkontakte wenigstens mit einer Person erlaubt wurden. Die Älteren hatten während des Distanzunterrichts mehr Kontakt mit den Lehrkräften. Sicher gibt es noch immer Negativbeispiele, wo in Schulen nach wie vor Ar- beitsblätter ausgeteilt werden. Aber viele Schulen sind beim Distanzlernen und digitalen Unterricht doch vorwärtsgekommen, sodass zumindest ein kurzer Austausch zwischen Lehrenden und Kin- dern stattfindet. Gerade kleine Kinder litten unter dem ersten Lockdown, schon weil sie weniger Kompe- tenzen für digitale Kontaktalternativen haben – hat sich hier etwas verändert? Kleine Kinder haben sich an den erneuten Lock- down weniger gut angepasst als zunächst ver- mutet. Es gibt mehr Einsamkeit, mehr depressive Verstimmungen. Es ist schlimmer geworden. Etwas erleichternd wirkt, dass die Isolation ge- rade für die Kleinsten nicht so absolut wie im ersten Lockdown ist. Unter Dreijährige wurden in Kontaktbeschränkungen hier und da nicht mit- gezählt, es wurde ein bisschen mehr erlaubt. Viele Eltern und auch die Behörden wissen jetzt eher, dass die Kinder den sozialen Austausch brau- Infos: www.dji.de Veränderungen der gemeinsam verbrachten Zeit nach Personengruppen und alleine imKindergartenalter (in Prozent) Fragewortlaut: Und wie hat sich insgesamt die Zeit verändert, die Ihr Kind mit folgenden Personen verbringt? Quelle: Studie Kindsein in Zeiten von Corona, Stand 04.05.2020, kompletter Bericht und weitere Grafiken unter www.dji.de . Corona Update ‹ 37
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