lausebande-04-2021

fehlt – und daraus Verständnis für die Perspek- tive des Kindes entwickeln. Es ist wichtig, regel- mäßig mit den Kindern zu sprechen. Was fehlt ihnen? Was würden sie sich wünschen, wenn sie einen Zauberstab hätten? In der Praxis machen wir oft Malereien oder Collagen zu den aktuellen Gefühlen der Kinder. Und dann gestalten wir Zu- kunftsbilder. Auf jeden Fall sollte man Kindern soziale Kontakte ermöglichen, soweit das zulässig ist – also gezielt andere Kinder zum Spielen ein- laden oder zumindest einen Austausch per Face- time oder Skype ermöglichen. Das sollten Eltern auch bewusst fördern. Am Wochenende helfen gemeinsame Spaziergänge mit Freunden, eine Radtour – also alles, was die Kinder aus der Passi- vität herausholt. Wann solltenElternprofessionelleHilfe suchen? Wenn deutlich wird, dass ein Kind sich zurück- zieht, keine Freude mehr empfindet und nicht mehr zu motivieren ist. Wenn eigene Angebote der Eltern nicht mehr greifen. Aber auch, wenn Eltern selbst in eine Überlastung kommen, bei Kleinkindern wütend reagieren oder den puber- tierenden Jugendlichen nicht mehr verkraften. Nicht alle Kinder ziehen sich zurück, viele re- agieren in Depressionen auch hyperkinetisch mit viel Bewegungsdrang und motzigem Verhalten. Jedes Kind kompensiert anders. Wenn Eltern dem mit Angeboten nicht begegnen können oder sich stark überlastet fühlen, dann sollten sie Hilfe suchen und zulassen. Es muss im ersten Schritt nicht gleich die Psychotherapie sein, auch eine Familien- und Erziehungsberatungsstelle bietet Hilfe. Für sehr wichtig halte ich den Austausch mit der Schule. Häufig versteht die Schule in Zeiten des Lockdowns nicht, wie es den Kindern geht und verlangt Dinge, die von den Kindern derzeit einfach nicht leistbar sind. Das führt zu Überforderung und Demotivation. Hier können sich gerade kleinere Kinder meist kaum allein mit der Schule auseinandersetzen, da sollten Eltern helfen. Kritische Rückmeldungen an die Schule sind oft problematisch. Eltern sollten trotzdem den Austausch suchen, dabei aber beachten und nicht vergessen, dass es für alle Seiten eine sehr schwierige Situation ist. Wie können Eltern, wie Schule und Politik die Kinder nach der Pandemie unterstützen? Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Wir sollten jetzt schon überlegen, wie wir nach dem Lockdown mit den Erlebnissen der Kinder um- gehen und wie wir Lücken schließen. Das betrifft Lücken in der Schulbildung ebenso wie Lücken in der körperlichen Entwicklung. Gerade kleine Kinder haben Entwicklungsrückstände in Sprache und Motorik aufgebaut. Auf die Kleinsten hat un- sere Gesellschaft gar nicht Acht gegeben. Dafür sollten wir bereits jetzt Strategien entwickeln und nicht erst in einem Jahr verfestigte Probleme be- heben wollen. Beim Homeschooling haben wir bereits gesehen, wie nach dem ersten Lockdown abgewartet wurde, strategisch nichts passiert ist und der zweite Lockdown zum Dilemma wurde. Findet man in der Psychotherapie aktuell überhaupt noch freie Kapazitäten für Kinder und Jugendliche? Wir tauschen uns im Kollegenkreis sehr regel- mäßig aus und derzeit sind tatsächlich alle sehr gut ausgelastet. Wir haben auch alle nur die Ar- beitswoche zur Verfügung. In sehr akuten Fällen finde ich die Möglichkeit, wenigstens in ein bis zwei Gesprächen Lösungen aufzuzeigen, auch wenn das nicht gleich in eine Therapie einmünden kann. Meist reicht es trotzdem erst einmal für zwei Monate. Wer handlungsunsicher ist, kann auch bei der Kinderschutzhotline unter 0800 1921000 anrufen. Eine persönliche Empfehlung sind On- linekurse in Musik- oder Tanzschulen. Einmal pro Woche Gitarre lernen oder Onlinetanzen, das kann helfen. Kinder treffen sich so mit Lehrern und an- deren Kindern, das schafft feste Strukturen und so- ziale Kontakte. In ersten Einrichtungen sind solche Aktivitäten mit einem Schnelltest auch wieder in Präsenz möglich. Kati Bott Virchowstraße 11, 03044 Cottbus Tel.: 0355 6202171 praxisbott@t-online.de Weitere Psychotherapeuten In Cottbus: Im Land Brandenburg: Kassenärztliche Ver- einigung Brandenburg, Informationsdienst, Kooperations- und Beratungsstelle für Ärzte/ Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen (KOSA) unter Tel.: 0331 982298 01 www.psychotherapeuten-cottbus.de www.praxisbott.de Corona Update ‹ 41

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