lausebande-04-2021

frage kamen. Wir haben den Anspruch, es selbst zu schaffen. Diese Hilfesysteme verbindet man doch eher mit sozial benachteiligten Familien. Tina: Deshalb haben wir uns auch gleich an eine professionelle Hilfe gewandt. Ich nehme das auch bei Freunden und Bekannten wahr, dass die Hilfesysteme nicht genutzt werden. Da wären wir sicher wieder beimMakel und der Schwäche: Eigentlich intakte Familien mit einer gewissen Bildungsstärke scheuen einfach solche Wege, mit denen man Problemfamilien und vernach- lässigte Kinder verbindet. Zudem haben diese Hilfen für uns nie eine Rolle gespielt, es hat uns nie betroffen und man überliest entsprechende Informationen. Im Grunde glaube ich, dass es bildungsstarke Haushalte aus gesellschaftlichen Konventionen deutlich schwerer haben, in dieser Ausnahmesituation auf Hilfen zurückzugreifen. Tom: Wir haben uns sogar über Selbsthilfe- gruppen erkundigt. Der Austausch könnte helfen, aber letztendlich haben wir das schnell verworfen. Wir sind ohnehin überlastet und haben die notwendige Zeit einfach nicht. Es wird rund um die Uhr über Corona be- richtet, fühlt ihr euch gut informiert? Tom: Nein. Es gibt überwiegend schlechte Nach- richten. Wir schützen uns inzwischen davor und blenden Medien im Allgemeinen aus unserem Alltag aus. Es geht uns damit nicht besser, aber wenigstens wird man nicht zusätzlich herunter- gezogen. Es wäre sicher eine Lösung, die Bericht- erstattung auf hilfreiche Informationen zu kon- zentrieren. Tina: Ich möchte vor allem unsere Kinder von den fortwährenden Nachrichten zur Pandemie fernhalten. Sie wissen sehr genau, welche Hy- gieneregeln und Kontaktbeschränkungen sie einzuhalten haben. Wenn sie im Fernsehen Bilder sehen, wie lange Stäbchen in Nasen ein- geführt werden und dann in der Schule von Tests die Rede ist, erzeugt das unnötige Ängste. Wir können den Kindern zu den Tests auch kaum Antworten geben, weil das Prozedere in den Einrichtungen völlig unklar ist. Wenn man in diesem Chaos kein Einverständnis zum Test der Kinder in den Schulen gibt, den man ja prob- lemlos zu Hause selbst machen könnte und auch gern würde, werden die Kinder vor der ganzen Klasse vom Lehrpersonal mit kritischen Äuße- rungen angeprangert. Man ist einfach täglich im Zwiespalt. Mitmachen: Liebe Lausitzer Eltern, gern sor- gen wir für Öffentlichkeit und machen die Si- tuation in den Familien zum Thema. Hinwei- se, Erfahrungsberichte und die Bereitschaft zu einem offenen Gespräch können dabei helfen. Natürlich werden alle Zuschriften auf Wunsch vertraulich behandelt. Zuschriften bitte an: redaktion@lausebande.de Corona Update ‹ 47 Worummacht ihr euch die größten Sorgen? Tina: Ich mache mir vor allem Sorgen über die künftige Entwicklung der Kinder. Als ich meine Tochter nach dem Lockdown am ersten Tag wieder in die Schule brachte, beobachtete ich zwei Zweitklässler, die freudig aufeinander zu- liefen. Sie hatten sich bestimmt seit Wochen nicht gesehen, man sah ihnen die Freude an – und dann schritt die Hofaufsicht ein und for- derte die Kinder zum Stoppen auf, es reiche, wenn sie sich von Weitem zuwinken. Ich mache mir Gedanken, was diese künstliche Distanzie- rung und Entsozialisierung mit unseren kleinen Kindern langfristig anrichtet. Mir macht das Angst. Danke für das Gespräch.

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