lausebande-04-2021

Titelthema ‹ 75 Teilnehmerzahlen deutlich nach oben geschnellt. Für unseren Newsletter, den wir im ersten Lock- down erstmals veröffentlicht haben, hatten wir innerhalb von nur zwei Wochen 150.000 Fol- lower. Und auch draußen in Parks und Wäldern hat man mehr Menschen getroffen als sonst, das habe ich in Berlin sehr stark wahrgenommen. Warum sollten Familien auch unabhängig von der aktuellen Situation mit den Kindern viel Zeit in der Natur verbringen? Das Draußensein in der Natur bietet ganz viel Lern- und Körpererfahrung: Dort spüren Kinder, wie es sich anfühlt auf nassem Boden zu stehen, wie kalt das Wasser im See ist, wie sich Matsch anfühlt oder der haptische Unterschied zwischen rauer Rinde und weichem Moos. Die Natur er- möglicht wichtige Erfahrungen über die Sinne. Wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, diese körperlichen Erfahrungen draußen zu machen, dann kann unsere Natur für sie zum Rückzugsort werden. Gerade die Pandemie, in der wir viel zu Hause bleiben mussten und viel vor Bildschirmen saßen, hat offenbart, wie wichtig Natur ist. Inso- fern lautet mein Tipp: Geht raus! Das gilt nicht nur, wenn man auf dem Land lebt. Auch die Stadt bietet grüne Rückzugsräume wie Parks. Gerade ältere Kinder sind aber manchmal schwer zu motivieren. Wie machen Eltern Kindern Lust auf Natur? Was da helfen kann, ist der Blick aus Sicht der Kinder. Da kann man den Spaziergang mit einem Wettbewerb verbinden: Wer sieht die meisten Vögel oder Blumen? Auch ein Highlight am Ende der Tour kann motivieren, wie ein Besuch im Eiscafé. Aber natürlich ist es nicht zuletzt eine Frage, wie stark es in der Familie verankert ist, ge- meinsam Zeit draußen zu verbringen – sei es am See oder imWald. Welche Möglichkeiten haben Familien in der Lausitz, sich aktiv für die Natur zu engagieren? Zum einen haben wir unsere bundesweit mehr als 1.000 Kindergruppen, in denen wir Angebote ma- chen. Da sind die Kinder unter fachlicher Anlei- tung gemeinsam mit der Becherlupe unterwegs, machen Entdeckerspiele im Wald oder treffen sich zu Arbeitseinsätzen. Zudem bieten wir als NABU mit unseren NABU-Gruppen vor Ort die Möglichkeit, sich zu engagieren. Wenn ich in die Lausitz schaue, fällt mir beispielsweise unser Natur- und Bildungszentrum im Alten Forsthaus Kolkwitz mit seinen vielen Angeboten ein. Wie können Eltern ihren Kindern auch unab- hängig von einem solchen Engagement Wert- schätzung für Natur vermitteln? Abstrakte Themen wie Klimawandel werden für Kinder konkret erfahrbar, wenn sie einen Bezug zu ihrer Lebenswirklichkeit haben. Eine wertschät- zende Haltung kann man bereits im Alltag vermit- teln. Das fängt damit an, dasWasser nicht länger als nötig laufen zu lassen, keine Lebensmittel wegzu- werfen, TürenundFenster beimHeizen zu schließen und darüber auch zu sprechen. Mit älteren Kindern kann man über Saisonalität reden: Welches Obst und Gemüse wächst gerade? So entwickelt man eine gewisse Sensibilität für das Thema. Sie leben selbst in Berlin, sind aber sicher auch in Brandenburgs Landschaften unterwegs – was schätzen Sie an der märkischen Natur? Ich versuche, so häufig wiemöglich in der Natur zu sein. Ich bin sehr gern am Stechlinsee, an dem ich vor vielen Jahren meine Diplomarbeit geschrieben habe. Auch in der märkischen Schweiz bin ich viel unterwegs. In der Uckermark wiederum übernehme ich unser Vogelmonitoring. Und zu- nehmend erschließe ich mir auch die Regionen südlich von Berlin und komme immer mal in die Lausitz, die ja vor großen Veränderungen steht. Inwiefern ist der NABU Bestandteil des Lau- sitzer Wandels und begleitet diesen vor Ort? Die Lausitz ist derzeit eine der spannendsten Re- gionen Deutschlands. Unsere NABU-Gruppen setzen sich intensiv mit Fragen auseinander, wie der Wandel gelingen kann. Wie kann ein Zukunfts- modell aussehen, von dem die Menschen in der Lausitz leben können, das attraktiv als Erholungs- und Tourismusregion ist und wo sich die Ökologie wieder neu einpendelt? Daher schauen wir als Bundesverband: Was entwickelt sich aus der Re- gion und wo können wir die Initiativen der NABU- Gruppen unterstützen und weiterentwickeln? Zudem stellt sich die Frage, wie man mit den ehe- maligen Tagebauflächen umgeht: Wo kommt als Folgenutzung Natur in Frage, wo Freizeit oder In- dustrie? Mit unserer NABU-Stiftung Nationales Naturerbe haben wir das rund 2.000 Hektar große Schutzgebiet Grünhaus auf ehemaligem Tagebau- gebiet erworben, dort ist mittlerweile ein echtes Naturparadies entstanden. Wir wollen schauen, ob dabei vielleicht auch Modelle entstehen, die man auf andere Regionen übertragen kann.

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