lausebande-04-2021

Ich gebe es zu: Ich bin die Mutter, die auf dem Spielplatz weder Wasserflaschen, noch Dinkelstangen, noch Apfelschnitze dabei hat. Wenn meine Kinder Glück haben, dann habe ich einen Ball und eine Schaufel dabei. Vielleicht noch einen Eimer. Aber selbst das hängt davon ab, wie spontan unser Besuch auf dem Spielplatz ist – und ob ich im täglichen Cha- os den Ball finden konnte. Ich nehme es gleich vorweg: Ich habe auch keine Wechselhosen dabei. Und als meine Kinder Win- deln brauchten, hatte ich eher selten Wechsel- windeln oder gar Feuchttücher dabei. Manchmal, da habe ich einen kleinen Schoko- riegel in der Handtasche. Eigentlich eher als Notration für mich gedacht, den Mama-Nerven tut sowas ja durchaus gut, aber im Falle von halb verhungernden Kindern kann sowas schon mal den ganzen Nachmittag retten. Wieso hat die denn nix dabei? Rabenmutter! Keine Dinkelstange im Gepäck! Kein Apfel! Nicht mal eine Banane! Wenn man sich auf den Spielplätzen umschaut, bekommt man das Gefühl, einige Eltern seien auf Weltreise unterwegs. Schwer bepackt, den Buggy voller Sandspielzeug, Matschehosen und die Vorräte, die für eine zehnköpfige Nordpol- Expeditions-Mannschaft reichen würden. Auch die Wechselklamotten könnten durchaus auch am Nordpol wärmen, so dass kein Kind unter Frostbeulen leiden müsste. Was soll ich sagen? Ich bin erstens zu faul. Zu faul, mich abzuschleppen, zuhause Apfelschnit- ze vorzubereiten und an die Wechselhosen aller drei Kinder zu denken. Ich habe auch größere Hobbies, als nach der versunkenen Eisform im heimischen Sandkasten zu buddeln. Und zweitens – und das ist eigentlich noch viel wichtiger – bin ich der Meinung, dass Kinder auch mal zwei Stunden ohne Essen auskommen. ganznormalemama.com Zur Autorin: Die Journalistin Nathalie Klü- ver, besser bekannt als „eine ganz normale Mama“, ist Mutter von 3 Kindern (3, 7 und 9 Jahre alt) und bloggt auf www.ganznormal- emama.com über das Alltagschaos mit drei Kindern, Vereinbarkeit und familientaugli- che Rezepte. Von ihr sind mehrere Bücher für Eltern erschienen. Vor dem Spielplatzbesuch gibt es eine Knabber- pause. Jeder trinkt was, jeder geht auf Klo. Und dann kommt man in der Regel auch klar. Und wenn die Klamotten nass oder dreckig sind, dann sind sie es halt. Gehört zum Spielen dazu! Und oft reicht eine einzige Schaufel und ein Ei- merchen, da müssen es nicht 20 verschiedene Förmchen und eine Auswahl aus 5 Schaufeln für jedes Einsatzgebiet sein. Und, wenn man ganz ehrlich ist, und mal ein- fach so auf dem Spielplatz Eltern und Kinder beobachtet, dann sind es meist die Eltern, die ständig am Essen sind und ihren Kindern die Dinkelstangen geradezu aufdrängen: „Paule- mann, komm doch mal ein paar Dinkelstangen essen.“ Dass Paulemann gerade viel lieber rut- schen möchte, wird gepflegt ignoriert. 15 Uhr ist Dinkelstangenzeit, so einfach ist das! Braucht man das alles wirklich auf dem Spielplatz?

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