lausebande-04-2022

70 › Titelthema Was wurde bisher aus Ihrer Sicht bei diesemZiel erreicht und was muss noch passieren? Es gibt Fortschritte, zum Beispiel bei der Minderung extremer Armut, der Geschlechtergerechtigkeit oder dem Zugang zu Bildung. Leider hat die CoronaPandemie auch zu Rückschritten geführt. So ist der Schulbesuch zurückgegangen, weil Kinder zum Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen, wenn die Eltern ihre Arbeit verlieren. Corona hat gezeigt, wie schnell Menschen, die keine Ersparnisse haben und kein Arbeitslosengeld bekommen, in Armut rutschen, wenn ihr Einkommen wegbricht. Soziale Sicherung ist deshalb ein Schlüssel, um Armut zu verhindern und zu überwinden. Derzeit sind nur 47 Prozent der Weltbevölkerung durch mindestens eine Sozialleistung effektiv abgesichert. Wie haben aktuelle Krisen, wie die CoronaPandemie und der Ukraine-Krieg, dieses Ziel bzw. die Diskussion darüber verändert? Aktuelle Krisen verdrängen langfristige Ziele schnell aus der öffentlichen Wahrnehmung. Die weltweit gerechte Verteilung von Corona-Impfstoffen gehört aber genauso zu den nachhaltigen Entwicklungszielen wie etwa die Bekämpfung der Tuberkulose. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Millionen Menschen, vor allem Frauen und Kinder, in die Flucht getrieben. Krankenhäuser, Schulen und Wohngebiete werden bombardiert. Der Ukraine-Krieg ist ein dramatischer Rückschlag auf dem Weg, die nachhaltigen Entwicklungsziele und weltweiten Frieden zu erreichen. Wir beobachten zudem, dass der Krieg die Diskussion über den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in eine andere Richtung getrieben hat. Es geht weniger um erneuerbare Energien, sondern vor allem um die nationale oder europäische Versorgungssicherheit. Wie steht Deutschland bei diesem Ziel aus Ihrer Sicht da? In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird der Anteil der Menschen in armutsgefährdeten Lebenslagen gemessen. Nach dem letzten Sachstandsbericht hatte sich dieser Indikator zwischen 2010 und 2019 leicht verbessert. Neuere Berichte zeigen jedoch, dass die Armutsquote in Deutschland im Pandemiejahr 2020 wieder gestiegen ist. Auch die soziale Ungleichheit hat zugenommen. Was können wir in Deutschland konkret dafür tun, damit dieses UN-Ziel erreicht wird? Alle Ministerien sollten die Agenda 2030 mit ihren Zielen für eine global nachhaltige Entwicklung zur Richtschnur machen. Alle Gesetzesvorhaben sollten dahingehend geprüft werden. Ein gutes Beispiel ist das Lieferkettengesetz: Es trägt dazu bei, Ausbeutung und Umweltzerstörung entlang des Wertschöpfungsprozesses zurückzudrängen und Armut zu überwinden. Wie können Familien mit ihren Kindern über dieses Ziel sprechen und ihre Kinder dafür sensibilisieren? Eltern können mit ihren Kindern darüber sprechen, wer die Bananen anbaut oder wo das T-Shirt genäht wurde. Es gibt vielfältige Angebote für verschiedene Altersgruppen, etwa ein Pixi-Buch mit vielen farbigen Illustrationen für die Jüngeren, Spiele und Quiz, außerdem Material für den Schulunterricht. Renate Vacker Pressesprecherin Brot für dieWelt Armut in all ihren Formen und überall beenden Foto: Bredehorst

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