lausebande_2023-03_ebook

84 › Titelthema Mehrsprachigkeit ist das Normalste derWelt verpflichtet und tragen aktiv zur Bewahrung und Weiterentwicklung der sorbischen Identität bei. Sprache, Musik, Trachten und Tänze sind wichtige Bestandteile der sorbischen Kultur. Aber auch moderne Facetten gehören dazu. Zum Beispiel das KolektiwWakuum, ein sorbisches Kultur- und Kunstkollektiv, welches für eine lebendige, feministische und inklusive Kulturszene der Lausitz steht. So werden neue Räume für mehr sorbische Subkultur und Knotenpunkte zur Vernetzung bestehender Projekte zwischen Sorbinnen und Sorben, Nichtsorbinnen und Nichtsorben geknüpft. Was braucht es noch, damit die Vielfalt des sorbischen Lebens nicht nur auf Ostereier und Osterreiter reduziert wird? Aus unserer Sicht ist der wichtigste Punkt Bildung und Aufklärung. Nur wenige wissen etwas über die sorbische Kultur und Geschichte. In der Schule wird zu wenig darüber informiert. Auf bundesdeutscher politischer Ebene setzen wir uns gerade für eine Initiative zur besseren Wissensvermittlung ein. Jeder in Deutschland müsste wissen, welches die vier autochthonen nationalen Minderheiten in Deutschland sind – das sorbische Volk gehört dazu. Hier sehen wir die Bildungsministerien der Bundesländer in der Pflicht. Aber auch eine stärkere Präsenz sorbischer Themen in den Medien kann dazu beitragen, Wissen zu vermitteln. Wenn man nur auf schöne Ostereier und Osterreiter reduziert wird, kann auch kein anderes Bewusstsein wachsen. Es gibt viele Sorbinnen und Sorben, die nicht Ostereier verzieren oder als Osterreiter die Auferstehung Jesu verkünden. Dennoch sind sie vollwertige und liebenswerte Mitmenschen. Ist an sich auch ganz normal, da auch nicht jeder Deutsche Lederhosen trägt und Weißwürste isst. Man stelle sich einmal vor, welches Selbstbild das erzeugen würde, wenn stets dieses eine Stereotyp in denMedien verbreitet werden würde. Wie kann das Sorbische zu einem gelingenden Strukturwandel in der Lausitz beitragen? Ein Bewusstsein für die sorbische Sprache kann dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft gegen Veränderungen zu erhöhen – hier spricht man von Resilienz. Denn, wenn man weiß, was die Region ausmacht, kann es helfen, neue Leitbilder zu entwickeln und Veränderungen gemeinsam zu meistern. Auch wenn in der Lausitz Warum die Zweisprachigkeit der Lausitz ein großer Vorteil für Familien ist, wieso wir das Sorbische nicht nur auf Osterbräuche reduzieren sollten und wo man das Sorbische abseits von Sprachkursen und Ostern noch erleben kann, verrät Dawid Statnik im Interview. Er ist Vorsitzender der Domowina, des sorbischen Dachverbands. Was macht für Sie sorbische Heimat aus? Die sorbische Heimat ist ein Ort der Identität und der kulturellen Verbundenheit. Für mich als muttersprachlichen Sorben ist die sorbische Sprache dabei der zentrale Punkt meiner Identität. In dieser Sprache bin ich aufgewachsen. Als Kind glaubte ich, dass alle Menschen auf der Welt sorbisch sprechen, denn es war für mich ganz normal. Diese Normalität und damit auch Heimat, gebe ich heute mit meiner Muttersprache anmeine Kinder weiter. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gemeinschaft. Ich lebe im ländlichen Raum. Dies entspricht dem Großteil der Lausitz. Es ist schön, wenn man die Person hinter dem Gartenzaun kennt und ein freundlicher Plausch möglich ist. Das gibt ein Gefühl der Geborgenheit. Die sorbische Heimat ist auch eng mit dem sorbischen Volk verbunden, das eine lange und vielfältige Geschichte hat. Das sorbische Volk litt in der Vergangenheit oft unter Unterdrückung und Assimilierung, aber dennoch hat es seine kulturelle Identität bewahrt. Viele Sorbinnen und Sorben fühlen sich der sorbischenHeimat und ihrer Kultur

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