lausebande-04-2025

64 › Titelthema 5 menschgemachte Erfolgsgeschichten im Artenschutz 1. Iberischer Luchs: 2001 stand der Iberische Luchs mit einem winzigen Restbestand an der Schwelle des Aussterbens. Dank intensiver Schutzprogramme gibt es heute in Spanien und Portugal wieder rund 2.000 Exemplare, sodass er in der Roten Liste von „Stark gefährdet“ auf „Gefährdet“ herabgestuft werden konnte. 2. Unechte Karettschildkröte: Die Population der stark gefährdeten Meeresschildkröte konnte sich durch umfangreiche Schutzmaßnahmen wie der Reduzierung von Beifang und dem Erhalt von Niststränden erholen, 2024 wurde ein Rekord von über 1.200 Nestern an einem geschützten Niststrand in Griechenland gezählt. 3. Seeadler: Der größte europäische Greifvogel war um 1900 nahezu ausgerottet. Durch intensive Schutzbemühungen wächst die Population heute wieder. Inzwischen leben in Deutschland rund 1.000 Brutpaare und sorgen dafür, dass sich der Greifvogel von Deutschland aus auch in Nachbarländern wie Dänemark und den Niederlanden wieder ansiedelt. 4. Siam-Krokodil: Die kleine Krokodilart galt als stark vom Aussterben bedroht, als Ranger im Sommer 2024 rund 100 Eier fanden, aus denen schließlich 60 Kroko-Babys schlüpften. Es war der größte Nachweis der Fortpflanzung des Krokodils in freier Wildbahn seit zwei Jahrzehnten. Weltweit gibt es nur noch rund 1.000 freilebende Exemplare – aber für die Art besteht nun wieder Hoffnung. 5. Tiger: Die größte Wildkatze wurde 2024 in Kasachstan neu ausgewildert, wo sie seit 70 Jahren als ausgestorben galt. Auch in Südostasien nimmt ihre Population wieder leicht zu. In Thailand wuchs der Bestand im Vergleich zur letzten Zählung von rund 150 Exemplaren auf rund 200 Exemplare – auch hier sind strenge Schutzbestimmungen der Grund für die Erholung der Art. Bedeutung immer weiter steigt. Mit dem Ziel einer intakten, vielfältigen Natur wurden innerhalb der letzten Jahre eine Vielzahl an Projekten und Maßnahmen initiiert, die in der Regel in drei Schritten erfolgen: • Im ersten Schritt bilden immer Daten das Fundament – per Monitoring und Kartierung von Arten sowie Lebensräumen. So wird über einen langen Zeitraum ganz genau beobachtet und dokumentiert, wie häufig und wo ein bestimmter Lebensraum in der Natur vorkommt bzw. wie groß der Bestand und die Verbreitung einer bestimmten Art ist. Anhand der gesammelten Daten sind Aussagen zur Entwicklung und Gefährdung der Lebensräume und Arten möglich – sie werden heute umfangreich für alle Tiergruppen in der sogenannten Roten Liste geführt. Für den Wisent war es damals lebensentscheidend, da man ohne Wissen um den starken Rückgang seines Bestandes in ganz Europa Schutzmaßnahmen zu seiner Rettung sicher zu spät ergriffen hätte. • An das Monitoring und die Kartierung knüpft im zweiten Schritt die Forschung an. Sie betrachtet Lebensräume oder Arten wie den Wisent, welcher bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fast vollständig ausgestorben war, und sucht nach den Gründen für den Rückgang seiner Art. Zudem ermitteln die Forscher auch die Bedeutung der jeweiligen Art für das Ökosystem – also ihren Einfluss auf die Tier- und Pflanzenarten in ihrer Umgebung sowie ihren Lebensraum. • Im dritten Schritt geht es dann an die praktische Umsetzung mit konkreten Maßnahmen zum Schutz von Natur und Artenvielfalt. Für unseren Wisent hieß das zunächst, dass sein Bestand in Gefangenschaft erhalten und vermehrt wurde, um die Tiere dann nach und nach in geeigneten Gebieten auszuwildern. Dafür braucht es eine gesetzliche Verankerung zum Schutz seiner Art sowie der Landschaft, in der er wieder angesiedelt wird – denn ohne einen gesetzlichen Schutz könnte eine potenziell gefährdete Art durch unkontrollierte menschliche Eingriffe schnell wieder zu einer vom Aussterben bedrohten Art werden. Für den Wisent stellt diesen Schutz zum einen die sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie dar und zum anderen der Schutzstatus der Naturschutzgebiete, in denen er heute lebt. So kann er seit 2004 im Naturschutzgebiet „Döberitzer Heide“ – etwa 120 Kilometer Luftlinie von unserer Lausitz entfernt – auf einer Fläche von 1.800 Hektar sorgenfrei umherstreifen. Je nach Art oder Lebensraum und den Ursachen ihrer Gefährdung können sich Schutzmaßnahmen sehr individuell gestalten. Während

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