66 › Titelthema für den Wisent geeignete Lebensräume erhalten oder wiederhergestellt werden, hilft bedrohten Meerestieren die stärkere Regulierung der Fischerei und die gesetzliche Verankerung von Meeresschutzgebieten, in denen jegliche menschliche Eingriffe verboten sind. Andere Tier- und Pflanzenarten sind wiederum auf eine ökologische Landwirtschaft oder strukturreichere Wälder angewiesen. Die Bedürfnisse der einzelnen Arten mögen vielfältig sein, doch am Ende bleibt ein großes Ziel: Die Natur in ihrer Vielfalt an Arten und Lebensräumen zu stärken, um dem derzeitigen Artenschwund entgegenzuwirken. Da dies nur über Ländergrenzen hinweg und mit klaren Vorgaben gelingen kann, spielt die Politik beim Natur- und Artenschutz eine sehr wichtige Rolle. Politik: Ziele und Kompromisse Die Politik setzt sich – zumindest in den demokratischen Ländern der Erde – seit vielen Jahren große Ziele für den Schutz von Natur und Artenvielfalt. So hat die EU mit dem „Nature Restoration Law“ – übersetzt „Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“ – gesetzlich festgelegt, dass die EU-Staaten: • bis 2030 mindestens 30 Prozent, • bis 2040 mindestens 60 Prozent und • bis 2050 mindestens 90 Prozent …ihrer geschädigten Land-, Küsten-, Meeres- und Süßwasserökosysteme wiederherstellen müssen. Die Verordnung ist nach einem zähen Ringen um Kompromisse im Sommer 2024 in Kraft getreten. Inwiefern Deutschland deren Ziele auch einhalten wird, muss sich erst noch zeigen – denn obwohl wir häufig das Gefühl haben, dass wir mit unseren Schutzgebieten, Umweltauflagen und Co. schon mehr als alle anderen Staaten für den Natur- und Artenschutz tun, hinken wir in Wirklichkeit meist weit hinterher. Gerade wenn es um den Schutz von Natur und Arten geht, steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern der EU schlecht dar. So ist nicht nur die Zahl strenger Schutzgebiete verschwindend gering – auch an die EU-Vogelschutzrichtlinie haben wir uns nicht gehalten. Dies zog sogar eine Klage der EU gegen Deutschland nach sich. 40 Jahre nach dem Beschluss der Richtlinie hat es Deutschland bis März 2024 immer noch nicht geschafft, Schutzgebiete für Feld- und Offenlandschaften wie Heiden sind aufgrund ihrer hohen Biodiversität besonders wertvoll, insbesondere, wenn sie von Großtieren beweidet werden. Foto: Sielmann Stiftung Rote Liste der bedrohten Tierarten: Als Resultat des Artenmonitorings entstand ab 1966 die Rote Liste der gefährdeten Arten. Sie gibt als wissenschaftliches Fachgutachten mit einer Zuordnung in 10 Kategorien eine genaue Auskunft über den Gefährdungsstatus dokumentierter Arten – von „ungefährdet“ bis hin zu „gefährdet“ oder sogar „vom Aussterben bedroht“ und „ausgestorben oder verschollen“. Solch ein Überblick über die Gefährdungsstufe von Tier- und Pflanzenarten stellt vor allem für den Natur- und Artenschutz in Deutschland eine wichtige Orientierung und Hilfe für die Entwicklung spezifischer Schutzmaßnahmen dar. Steigt eine Art in ihrer Gefährdungsstufe, weist die Liste auf die verstärkte Notwendigkeit ihres Schutzes hin, während eine sinkende Gefährdungsstufe für eine Erholung des Artenbestandes spricht und Naturschützern zeigt, dass ihre Maßnahmen erfolgreich sind. Fünf Beispiele stehen stellvertretend für die am meisten gefährdeten Arten der Kategorie „vom Aussterben bedroht“, den gesamten Überblick mit Erläuterungen zum Erhebungs- und Bewertungsverfahren gibt es unter www. rote-liste-zentrum.de. • Feldhamster • Große Hufeisennase • Nymphenfledermaus • Hausratte • Luchs Der Feuersalamander gehört übrigens zu jenen besonders geschützten Arten, für deren weltweite Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung hat. Er steht symbolisch für das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“, in dessen Rahmen auch die Roten Listen erhoben werden. Alle Tiere, denen wir uns in den letzten Abschnitten gewidmet haben, sind übrigens im Register der Roten Liste zu finden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2