Seite 19 - lausebande-05-2011

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Titelthema :: Seite 19
Andreas Weber schil-
dert in seinem gerade
erschienen Buch „Mehr
Matsch!“, wie sehr Kinder Natur
und Wildnis brauchen – und wie
katastrophal sich die beschleu-
nigte Entfernung unserer Kinder
aus diesen Geflden auf die Ge-
sellschaft auswirkt.
Wenn Sie Ihr Buch „Mehr
Matsch!“ auf drei Aussagen kon-
zentrieren müssten, welche wä-
ren das?
Wir wollen das Beste für un-
sere Kinder – aber damit meinen
wir irrtümlicherweise mehr Leis-
tung, mehr Effzienz, weniger Ri-
siko. Wir nehmen unseren Kin-
dern dabei ihre Lebendigkeit. Le-
bendigkeit heißt, eigene Erfah-
rungen in Freiheit machen zu
können. Lebendigkeit heißt Spie-
len – ohne Nutzenaspekte.
Sie sind liebender Familienvater,
Biologe und Philosoph, brauchte
es diese Verbindung, um so ein
Buch zu schreiben?
Ich glaube nicht unbedingt.
Alle Menschen haben eine Intuiti-
on dafür, was Kinder sind – näm-
lich kleine Urmenschen mit dem
Bedürfnis nach anderen Wesen.
Das lässt sich an jedem Kleinkind
beobachten.
Sie sagen, Kinder brauchen die
Wildnis, leben aber in Berlin. Wie
geht das zusammen?
„Lebendigkeit heißt Spielen“
Interview mit Andreas Weber, Autor des Buches „Mehr Matsch!“
Es heißt: Wildnis ist da, wo
man in Fülle spielen kann. Je-
des Kind, das seiner Fantasie
freien Lauf lässt, ist ein wildes
Wesen. Spielerische Welterfah-
rung lässt sich überall ermög-
lichen. Oft hocken die Kinder
auf dem Land genauso viel
drinnen vor dem Rechner wie
die in einer Großstadtstraße.
Glauben Sie tatsächlich, dass sich
der Trend der Entfremdung un-
serer Kinder von der Natur auf-
halten oder gar umkehren lässt
– und welchen Beitrag kann Ihr
Buch da leisten?
Wenn wir diesen Trend nicht
aufhalten, dann werden sich die
Zivilisationsprobleme weiter ver-
schlimmern. Unsere Kultur lei-
det daran, dass Sie vergessen
hat, was es wirklich heißt, leben-
dig zu sein. Die Natur ist unsere
Wirklichkeit. Keine Zivilisation
hat sich je gegen die Wirklichkeit
aufzulehnen vermocht.
Hätte dieses Buch auch eine für-
sorgliche, in ihren Schutzinstink-
ten durch beständige Gefahren-
meldungen unserer Medienge-
sellschaft sensibilisierte Mutter
schreiben können?
Natürlich. Ich habe ja auch
einen übervorsichtigen Vater in
mir. Dieses Buch zu schreiben
war eine beständige Übung in
Vertrauen.
Statt Frösche zu fangen, Baum-
häuser zu bauen oder mit beiden
Händen imMatsch zu wühlen, sit-
zen Kinder heute vor PC oder TV.
Ohne Nähe zu Pfanzen und Tie-
ren aber verkümmert ihre emoti-
onale Bindungsfähigkeit. Fanta-
sie, Kreativität und Lebensfreude
verschwinden. Dieses Buch ist ein
beherztes Plädoyer für die Ret-
tung der Kindheit, eine Verbin-
dung aus praktischem Ratgeber
und tiefgreifender Philosophie.
Mehr Matsch!
Kinder brauchen Natur
256 Seiten, 18 EUR
Erschienen im März
im Ullstein Verlag
ISBN 978-3-550-08817-9
Dr. Andreas Weber (Jahrgang 1967) ist Philosoph und Biologe. Er lebt mit seiner
Frau und seinen beiden Kindern in Berlin. Seit vier Jahren veröffentlicht er Bücher,
die sich vor allem der Verbindung von Mensch und Natur widmen.
Buchtipp
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