Seite 29 - lausebande_05-2013

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Titelthema :: Seite 29
Harald Seitz (44), Ernährungswissenschaftler und Pressesprecher beim aid.in-
fodienst in Bonn. Er hat selbst drei Kinder satt bekommen.
„Vielfalt ist das A und O“
Interview mit Harald Seitz
Wir sprachen zum Thema
Vegetarismus mit Harald
Seitz (44), Ernährungs-
wissenschaftler und Pressespre-
cher beim aid.infodienst in Bonn.
Der aid infodienst bereitet Infor-
mationen zu Lebensmitteln, Land-
wirtschaft und Ernährung aus Wis-
senschaft und Praxis verständlich
auf, informiert umfassend, schnell
und das seit mehr als 60 Jahren.
Der aid infodienst ist ein gemein-
nütziger Verein, der mit öffentli-
chen Mitteln gefördert wird und
kann daher frei von Werbung und
kommerziellen Interessen arbeiten.
Der Ernährungsratgeber jeder lau-
sebande wird übrigens in Koope-
ration mit dem aid erstellt, Eltern
können sich auch unter www.aid.
de informieren:
Hallo Herr Seitz, sind Sie selbst
Vegetarier?
Nein. Ich achte aber
generell auf das, was ich einkau-
fe und esse. Das hat für mich vor
allem mit Genuss zu tun und ge-
nießen kann ich nur, wenn auch
der Kopf mitspielt. Erdbeeren zu
Weihnachten sind mir zum Bei-
spiel ein Gräuel. Dasselbe gilt
auch für 500 Gramm Hackfleisch
für einen knappen Euro – das
kann nicht gut sein.
Um gleich zu Beginn Streitigkei-
ten auszuräumen: Wie gesund
ist Vegetarismus wirklich?
Die
Vorteile einer vegetarischen Er-
nährung auf die Gesundheit sind
groß. Denn wer eine abwechs-
lungsreiche, pflanzliche Ernäh-
rung mit Milchprodukten und Ei-
ern kombiniert, kann von einer
relativ geringen Energieaufnah-
me und einer hohen Nährstoff-
dichte profitieren. Im Vergleich
zum „Durchschnitts-Alles-Esser“,
essen die meisten Vegetarier mehr
gesundheitsfördernde Lebensmit-
tel wie Obst, Gemüse, Vollkornge-
treide, Hülsenfrüchte und Nüsse.
Vegetarier nehmen tendenziell
weniger gesättigte Fettsäuren und
Cholesterin auf, dafür aber mehr
Ballaststoffe, Vitamine und Mine-
ralstoffe.
Die Aufnahme einiger Vitami-
ne und Mineralstoffe können bei
Vegetariern allerdings unter der
empfohlenen Menge liegen. Dazu
gehören Vitamin D, Eisen, Jod und
Zink. Diese werden aber auch von
Mischköstlern nicht in ausreichen-
der Menge aufgenommen. Auf die
Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren
sollte zusätzlich geachtet werden.
Durch eine bewusste Auswahl und
Kombination pflanzlicher Lebens-
mittel tritt jedoch kein Mangel an
diesen Nährstoffen auf.
Außerdem scheint der Vegeta-
rismus präventiv auf verschiede-
ne Krankheiten zu wirken. Perso-
nen, die vegetarisch leben, sind
seltener übergewichtig und ha-
ben ein geringeres Risiko an er-
nährungsbedingten Krankheiten.
Dazu gehören Diabetes Mellitus,
Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-
Erkrankungen und einige Krebs-
arten.
Natürlich ist das nicht allein auf
den Verzicht von Fleisch und
Fisch zurückzuführen. Dass vie-
le Studien Vegetariern ein länge-
res und gesünderes Leben nach-
weisen, hat auch mit anderen
Faktoren zu tun: Sie rauchen we-
niger und treiben mehr Sport als
die meisten Mischköstler. Sie er-
nähren sich oft sehr bewusst und
legen hohe Ansprüche an die
Qualität ihrer Lebensmittel. Die
Bezeichnung „vegetarisch leben“
umschreibt daher einen Lebens-
stil, der insgesamt einen positiven
Einfluss auf die Gesundheit hat.
Sollte man seine Kinder vegeta-
risch (oder vegan) ernähren?
Ernährungsphysiologisch ist die
vegane Ernährung strittig. Theore-
tisch kann sie außer Vitamin B12,
das nur in tierischen Lebensmit-
teln in nennenswerter Menge vor-
kommt, alle Nährstoffe bereitstel-
len, die ein gesunder Erwachsener
braucht. Doch auch wenn Veganer
die vielfältige Auswahl an pflanz-
lichen Lebensmitteln ausnutzen,
können Nährstoffe fehlen, die
hauptsächlich in tierischen Le-
bensmitteln vorkommen. [...]
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