Seite 35 - lausebande_05-2013

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Interview :: Seite 35
abfärbt. Meiner Meinung nach ist das bei unserer Ar-
beit das A und O, dass wir das im Grunde für uns ma-
chen. Wir machen es eben so, wie wir es gerne selbst
sehen möchten. Wir haben einfach Glück, dass viele
Leute diese Einstellung und unseren Humor teilen.
Sie vermitteln Kindern mit Ihren Sendungen Wissen.
Was ist das Wichtigste, das ein Kind lernen sollte?
Es gibt so viele wichtige Sachen. Das Wichtigste in
meinen Augen, was man lernen sollte... oder anders,
was man nicht verlernen darf: Als Kind und als Er-
wachsener darf man keine Angst davor haben. Da-
mit meine ich die Angst davor, etwas falsch zu ma-
chen. Bei Erwachsenen ist das extremer ausgeprägt.
Kinder haben eigentlich keine Angst davor, etwas
falsch zu machen. Sie machen es einfach. Das nicht
zu verlernen, es nicht zu verlieren – das halte ich für
das Wichtigste.
Angst hat doch aber eine gewisse Schutzfunktion...
Angst kann aber auch lähmen. Ich spreche nicht von
einer existenziellen Angst, die man vor dem Löwen
hat, der vor einem steht. In dieser Situation ist das
ja völlig okay. Hingegen ist die Angst davor, etwas
falsch zu machen, vollkommen unbegründet. Be-
obachtet man Kinder, wenn sie spielen, malen oder
etwas Anderes machen, dann sieht man, dass der
Weg im Grunde schon das Ziel ist. Bei Erwachsenen
ist hingegen alles so zielgerichtet. Sie haben Angst,
dass es anderen Leuten nicht gefällt oder dass das
Ergebnis nicht so gut ist, wie man es sich vorstellt.
Dabei ist diese Art von Angst der größte Feind, den
man sich selbst erschaffen kann. Das beginnt meist
im Laufe der Schulzeit. Erst dann bekommen junge
Menschen Angst davor, Sachen auszuprobieren. Das
finde ich Schade und ziemlich blöd.
Wie versuchen Sie, Ihren Kindern diese Angst zu
nehmen bzw. sie gar nicht erst aufkommen zu las-
sen?
Ich glaube, dass Eltern das am ehesten schaf-
fen, indem sie ihren Kindern das Gefühl geben, dass
sie für sie da sind. Ganz egal, was auch immer sie ge-
rade veranstalten. Es ist auch okay, wenn Eltern
Dank wissbegieriger Kinder kennen ihn
auch die meisten Eltern: Ralph Caspers,
Spaßmoderator und Wissenschaftsvermitt-
ler für kleine Weltentdecker. In Fernsehformaten
wie „Wissen macht Ah!“ und „Die Sendung mit der
Maus“ erklärt er kleinen und großen Kindern die
Welt. Inspiriert hat ihn wohl das eigene Leben, denn
selbst hat er schon von klein auf viel von der Welt
gesehen. Mitten im Dschungel von Borneo geboren
wuchs er quasi in der Wildnis auf, lebte mal in Ve-
nezuela, mal am Amazonas oder später im Groß-
stadtdschungel namens Berlin. Als Vater von drei
Kindern weiß er ganz genau, für wen er Fernsehen
macht. Jetzt hat er mit Shary auch noch eine Musik-
CD produziert. Natürlich werden auch hier in jedem
Song interessante Sachen hinterfragt und mit lusti-
gen Texten vermittelt. Wir sprachen mit Ralph über
Wissenschaft, Kinder und die Angst, etwas falsch zu
machen:
Es heißt, Sie sind im Dschungel aufgewachsen. Kön-
nen Sie sich daran erinnern?
Nein, gar nicht. Dafür
war ich noch zu klein.
Könnten Sie sich das für Ihre Familie und Ihre Kin-
der auch vorstellen?
Eher nicht. Ich finde es gut
dort, wo wir sind. Ich bin ehrlich gesagt auch ein
ganz schöner Stubenhocker. Man kann zwar auch
im Dschungel in der Stube hocken, aber hier ist das
doch weit luxuriöser und angenehmer.
Worin besteht die Herausforderung, Kinder an
Wissenschaft heranzuführen?
Das weiß ich gar
nicht. Alle Sendungen, die ich mache, sei es „Wis-
sen macht Ah!“ oder „Die Sendung mit der Maus“,
mache ich genau so, wie ich sie selbst gerne sehen
würde. Ich sitze auch immer vor „Wissen macht
Ah!“ und freue mich total über das, was ich da sehe.
Wahrscheinlich genauso, wie die meisten ande-
ren Zuschauer auch. Ich finde es immer großartig,
wenn wir eklige Sachen machen und ich mir in der
Nase pople. Oder, wenn ich oder Shary einen Witz
machen. Dann freue ich mich und denke, dass das
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