Seite 44 - lausebande-05-2014

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Kolumne :: Seite 44
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
aber aus wie Häuptling Soljanka. Nun ja, die Kids
hatten Spaß und die Stimmung war wieder auf dem
Gipfel, was tut man nicht alles ...
Nach einigen weiteren Stationen und unzähligen
Fressständen, an denen ich immer Fleisch und
Feuerwasser für Roten Mann forderte (haha), um
mein unansehliches Äußeres zu überspielen, schlug
endlich die große Stunde. HURACAN stach vor uns
in den Himmel, eine der weltweiten Top Ten in Sa-
chen steiler Abfahrt, mit 5 Überschlägen. Mir wurde
schlecht. Mein Junior sah zu mir auf: „Will Häupt-
ling Soljanka wirklich Stahlkoloss reiten?“ und
lachte. Ein dicker Vater vor mir lachte auch und
murmelte zu seinem Sohn, dass ich wohl die Hosen
voll hätte. Also ließ ich mir nichts anmerken und
sagte „Das ist Klacks für Roter Mann, junger Pada-
wan! Nur dicker Mann fürchtet Fliehkraft.“ Was war
ich für ein Held. In meinem Inneren spielten sich
allerdings Katastrophen-Szenen mit allen erdenkli-
chen Achterbahnunfällen ab. Schließlich saßen wir
nebeneinander, es ging 32 Meter in die Höhe und
dann ab in die Tiefe. Mein Mageninhalt stieg unter
die Schädeldecke, mir wurde speiübel. Während
nebenan der Junior vor Glück und Adrenalin jubel-
te, kämpfte ich ums nackte Überleben. Im Magen
mischten sich Frühstück und Freizeitparkbudenfraß
und ergaben einen hochexplosiven Cocktail, der
zwischen Hals und Magengrube hin und herwan-
derte. Ich blieb hart und schluckte mein Unglück
herunter – und überlebte. Als ich ausstieg, folgte
ein Schweißausbruch, bei dem selbst Obelix nach
einer Stunde Sauna trocken gegen mich ausgehe-
hen hätte. Auf der Rückfahrt ging dann gar nichts
mehr. Dreimal mussten wir auf dem Seitenstreifen
der Autobahn halten, weil mein Magen spontan
zum Leeren rief. Als ich mich beim dritten Mal über
die Reeling beugte, hielt hinter uns die Polizei. Die
Kollegen sahen mich erbrechen und wurden nach
einem Blick in mein von Farben zerflossenes Gesicht
plötzlich hektisch. Die dachten, ich sei auf Drogen
oder ein Superverbrecher. Zum Glück eilte meine
bessere Hälfte zu Hilfe und klärte die Kollegen auf.
Alles lachte. Zur Erinnerung wurde noch ein Foto
mit „Häuptling Kotze“ gemacht. Was für ein Erleb-
nis, so ein Freizeitpark! Das nächste Mal fahren wir
wieder in den Garten. Euer lausitzDADDY
Was für ein Bombenwetter! Nachdem
im vergangenen Jahr der Frühling in ei-
ner einzigen graunasskalten und trüben
Brühe unterging, ist in diesem Jahr scheinbar die
Karibik ausgebrochen. Natürlich sind wir mit un-
seren Zwergen gleich raus in die Natur und haben
jede Menge an der frischen Luft unternommen. So
stand gleich zum Saisonstart auch ein Ausflug nach
BELANTIS auf dem Programm, weil unsere Kids
schon immer dahin wollten und wir bislang immer
den Trubel in der Saison gemieden haben.
Unser Großer freute sich auf seine erste Achterbahn-
fahrt, denn mit seinen zehn Jahren durfte er mit
Papas Begleitung auch überall mitfahren. Das hatte
er vorher natürlich recherchiert. Ich hatte selbst in
Sachen Fahrgeschäfte nur noch dunkle Kindheits-
erinnerungen an einen Provinz-Rummel in der
Kleinstadt, aus der ich stamme. Freizeitparks und
Achterbahnen standen bislang noch nie auf unse-
rem Programm. So war auch ich innerlich ziemlich
aufgeregt. Nach einem sehr frühen Frühstück fuhren
wir also los nach Leipzig, um zu den ersten Besu-
chern zu gehören, wenn der Park noch nicht so voll
ist. Unsere Kleine wollte zuerst ins Indianerdorf, der
achterbahnfixierte Junior moserte – und musste zur
Strafe mit in den Wigwam. Wirklich bestraft wurde
dann aber kein anderer als Superdaddy. Im Indi-
anerdorf war nämlich schminken angesagt – und
meine Kleine rutschte auf Knien, dass auch Papa
sich als Indianer verbunten lässt. Das Stimmungsba-
rometer war durch den ungeduldigen Junior etwas
im Keller, also machte ich den Spaß mit. Leider hat-
te die zuständige Animateurin im Indianerdorf den
Abend zuvor wohl mit synthetischen Drogen ver-
bracht. Ich wollte Winnetou, sah nach dem Anmalen
Noch nicht genug gelacht?
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