lausebande-05-2020
Das Schulbarometer: Wird jetzt zurückgebildet? Das Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie (IBB) hat im deutsch- sprachigen Raum, also neben Deutschland auch in Österreich und der Schweiz, eine groß angeleg- te Studie zu den aktuellen Herausforderungen in Schule und Bildung aufgrund SARS-CoV-2 durch- geführt. Die ersten Ergebnisse wurden im aktuel- len Schul-Barometer Ende April frisch publiziert. In- teressierte finden die detaillierte Auswertung unter www.schulbarometer.net . Die Umfrage erfasste Lehrende, Schüler, Eltern und Mitarbeiter im schulischen Bereich. Insgesamt nah- men über 7.000 Personen teil. Die Ergebnisse in die- sem Stimmungsbarometer sind ähnlich durchwach- sen wie unsere einleitenden Erkenntnisse, aber über- wiegend positiv bzw. mit einer positiven Entwicklung versehen. Einem spürbaren Schub bei der Digitalisie- rung der Bildung steht ein Schereneffekt gegenüber, der sowohl Schüler als auch Eltern und Schulen be- trifft. Bildungsverlierer der aktuellen Situation wer- den vor allem Kinder aus sozio-ökonomisch schlech- ter gestellten Haushalten und solchen Schulen sein, an denen ihr Anteil überwiegt. Gründe werden in ei- nem Zusammenspiel verschiedener Merkmale wie technischer Bedingungen (schlechte Ausstattung mit Geräten und aktueller Software), räumlicher Si- tuation (mit vielen Personen auf engem Raum), gerin- ger zeitlicher und emotionaler Ressourcen der Eltern oder der Geschwister gesehen. Insgesamt fallen zwei Gruppen von Schülern auf: Die einen finden es gut, in ihrem eigenen Lerntempo und -rhythmus selbst- bestimmter zu arbeiten, sie lernen nach eigenen Aus- sagen jetzt effektiver, kommen gut mit der Situation zurecht. Die anderen haben Probleme, u.a. im Hin- blick auf die Strukturierung ihres Tages, ihrer Aufga- ben und ihrer Motivation. Ihre tägliche Lernzeit liegt zudem deutlich unter dem Durchschnitt. Hier einige der wesentlichen Ergebnisse, bewusst mit eher kriti- schem Blick gefiltert, im Überblick: • Jeweils rund die Hälfte der Befragten, insbeson- dere ein Drittel der Eltern, gibt an, dass es ih- ren Kindern nicht gelingt, sich auf die ande- ren Lernweisen/Lernmethoden einzulassen. Die Kinder würden zuhause selbstständig an ihren Aufgaben arbeiten, aber in der aktuellen Situa- tion viel Unterstützung bei der Bewältigung der schulischen Aufgaben benötigen. • Für ein Drittel der Eltern ist es eine echte Herausforderung, ihr Kind/ihre Kinder zuhause bei den schulischen Aufgaben zu unterstützen. • Nur ein Viertel der Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam mit ihren engsten Freunden via bspw. Telefon oder Skype. • Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler geben an, dass sie beginnen, die Schule (eher) zu ver- missen. • 12 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben nach der zweiwöchigen Schule daheim an, dass die Absprachen mit der Lehrperson nicht gut funktionierten. Nach einer Woche waren dies noch 18 Prozent. • Für die Kommunikation mit Schülern ist der E-Mail-Verkehr aus Sicht aller Befragungsgrup- pen das am häufigsten verwendete Medium (Schüler: 83 %, Mitarbeitende der Schule: 66 %, Schulleitungen: 65 %, Eltern: 68 %). Danach folgen in annähernd gleicher Bedeu- tung andere Medien (Handy, Online-Plattfor- men bzw.Papierausdrucke, Arbeitshefte). • Eltern wünschen sich für ihre Kinder bei der offenen Frage u.a. mehr Kontakt und Live- Phasen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und den Mitschülern. • Die privaten Haushalte sind offenbar gut für den digitalen Fernunterricht ausgestattet. Nur 15 Prozent berichten von nicht ausreichen- der Ausstattung. Allerdings kann die Stichprobe auch eine Positivstichprobe sein. Wahrschein- lich gibt es hier eine Dunkelziffer. • In den Schulen wird deutlich häufiger von unzu- reichender Ausstattung berichtet (rund 45 %). • Die Ergebnisse zeigen, dass kaum institutiona- lisierte Live-Kommunikation zwischen Lehrer- Schülern und Schüler-Schüler stattfindet. • Es wird wenig Individualisierung und Differenzierung forciert. • Etwa ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler gibt an, dass die Absprachen mit der Lehrperson nicht gut funktionieren. • 23 Prozent der Eltern sind (eher) besorgt über den Lernverlauf ihrer Kinder. Ein etwas größerer Anteil der Eltern, nämlich 32 Prozent, zeigt sich dagegen (eher) nicht besorgt. Seite101::Spezial Sp zial :: Seite 101 »
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